
Wasser hervorragen. Besonders häufig finden sich
diese Untiefen gegen die Mündungen, wo bei anhaltenden
Südostwinden die Wolga in ihrem Lauf g e hemmt
wird, und den mitgeführten Sand absetzt ').
Ausser diesen Uebelständen, die eben so für die Beschiffung
der Wolga mit grösseren Schiffen im Allgemeinen
als für die Dampfschifffahrt statt finden, besteht
für diese insbesondere noch ein anderer Uebel-
*) So hat auch schon der Hauptstrom mehrfach seine Richtung
geändert; denn abgesehen davon, dass er in frü h e re r Zeit ganz östlich
auf dem kürzesten Wege gegangen zu sein scheint, hat auch
noch in n eu e re r Zeit ein solcher Wechsel sta tt gefunden. 15 Werste
von Astrachan abwärts bei der Quarantaine Bertul sendet die-Wolga
westwärts 2 Arme a u s , von denen der westlichste Arm der Bachte-
mir is t , der andere n u r unbedeutende, Tschelima genannt wird.
Zu G m e l i n s Zeiten war hier die W;olga der Hauptstrom, und
au f ih r fuhr er in einer dreimasligen Galiote nach Persien. Im Anfang
dieses Jahrhunderts ist sie hier so seicht geworden, dass sie oft
n u r 4 Fuss tief ist, dagegen der Bachtemir je tz t an Tiefe gewonnen
hat und nun den Hauptstrom bildet. Aber auch er leidet sehr an
seichten Stellen, zu welchen besonders die berüchtigte Rakuscha, eine
über 600 Faden lange Sandbank, zwischen der alten und neuen Qua-
ran ta in e g e h ö rt, auf welcher der Wasserstand selten über 4 bis
6 Fuss ist. Die Corvette, womit E i c l iW a l d im Jah re 1828 die
Reise ins kaspische Meer machte, und die ungeachtet: ih re r halben
Ladung 8 Fuss tief ins Wasser griff, musste auf ihr fast 4 Wochen
sitzen bleiben, bis endlich ein anhaltender S. O.-Wind sich einstellte,
der das W’olga-W'asser bis zu einer Höhe von 10 Fuss aufstaute, so
dass sie ü b e r die Sandbank bugsirt werden konnte. Das J a h r vorher
hatte die Corvette 3 Monate darauf zugebracht. Noch schlimmer
aber als diese stellenweise Versandung des F ah rw a sse rs, ist der Umstand
, dass der Wasserstand der Wolga im Allgemeinen von Jah r
zu Ja h r abzunehmen, und dieselbe fortwährend seichter zu werden
scheint, was natürlich für ihre Benutzung durch grosse Schiffe grosse
Besorgniss erwecken muss, und für den Handel von Astrachan sehr
Gefahr drohend ist. Schon lange können die grossen Permschen
Lastschiffe keine so grosse Last mehr tra g e n , wie zu Anfang des
achtzehnten Jahrhunderts , und man denkt je tz t ernstlich d a r a n , den
schon von G m e l i n in Vorschlag gebrachten Plan auszuführen, den
Hafen von Astrachan, der je tz t fast ganz veisandet is t, aufzuheben,
und einen neuen an der Mündung der Wolga anzulegen.
stand in dem Mangel an Steinkohlen. Bei allen Dampfmaschinen
in Astrachan bedient man sich noch zur
Feuerung des Holzes, das nicht allein hier, wo es von
fern her herbeigeführt werden muss, sehr theuer ist,
sondern auch einen grossen Raum erfordert, so dass
für grössere Fahrten der in dem Dampfboote selbst befindliche
Raum nicht hinreicht, und man gezwungen ist,
für den Transport des nöthigen Holzes noch besondere
Boote mitzuführen, die von dem Dampfboote ins Schlepptau
genommen werden, ohne oft auch durch dieses
Mittel im Stande zu sein, eine hinreichende Menge
Brennmaterial bei sich zu haben J). Dieser Uebelstand
wird sich indessen mit der Zeit wohl mehr und mehr
heben, wenn erst die Steinkohlen von Logan an dem
Donetz stärker bearbeitet wrerden, und man Mittel g e funden
haben wird, den Transport derselben zur
Wolga zu erleichtern.
Herr v o n Humbol d t miethete für unsere Fahrt
das grosse J e v r e in o ff sehe Dampfboot, welches zwei
Dampfmaschinen, eine jede von 30 Pferdekräfteu und
einem 30zölligen Dampfcylinder hatte 2). Wir wollten
damit schon früh am Morgen ahreisen, aber mehrere
Reparaturen, die am Dampfboote noch vorzunehraen
waren, und ein starker Wind aus WSW. verzögerte
unsere Reise bis zum Nachmittag. Um 4 Uhr endlich
lichteten wir die Anker, und fuhren nun rasch vorwärts.
Das Weiter war äusserst angenehm, der Himmel
heiter, die Temperatur der Luft 12° R. Wir
') Diesem Umstande ist es auch hauptsächlich zuzuschreiben,
dass H e rr v o n H u m b o l d t die Reise nicht bis zu den Schlammvulkanen
von Baku ausdehnte, wohin man sonst bei hinreichendem
Brennmaterial von Astrachan in 2£ Tagen gelangen könnte. Es war
viel davon die Rede, und alle Möglichkeiten» der Reise wurden re iflich
überlegt, indessen wurde sie zuletzt doch aufgegeben.
2) Die Maschinen waren in der Maschinenbauerei des Engländer
B a i r d in Petersburg gebaut. Sie verzehrten in 24 Stunden für
100 bis 120 Rubel Holz.