
andere directe Verluste, durch den Banquerut von
Handlungshäusern, bei denen sie ihr Vermögen angelegt
hatte, durch wiederholte grosse Feuersbrünste,
wie noch zuletzt im Jahre 1823, deren traurige Wirkungen
wir noch jetzt in den Trümmern einer Menge
von Gebäuden sahen, hat der Wohlstand der Kolonie
sehr abgenoramen, was bei den Schwierigkeiten, mit
denen sie fortdauernd kämpfen muss, und die in der
Beschaffenheit des Bodens und des Klima’s , sowie
in ihrer Abgeschiedenheit von der übrigen gebildeten
Welt liegen, eine Niedergeschlagenheit unter ihren Mitgliedern
hervorgebracht hat, die wir sowohl heute als
auch am folgenden Tage zu bemerken häufig Gelegenheit
hatten.
Am folgenden Tage lernten wir auch die übrigen
Beamten der Kolonie, den Pastor Herrn N i t s c h -
mann, den Apotheker Herrn W unde r 1 i c h , und den
Stadtvogt (Polizeimeister) Herrn Harne l kennen. Wir
wurden sodann von den Vorstehern in das Bethaus,
das Brüder- und Schwesternhaus, die Niederlage ihrer
Fabrikate und in die Apotheke geführt, und sahen die
Einrichtungen der Kolonie, die von derselben Art sind
wie bei den übrigen Herrnhutern.
Von sehr grossem Interesse -waren aber für uns
die schönen, ganz localen Privat - Sammlungen des
Herrn Z w i c k , die derselbe«uns darauf zu zeigen
und zu erklären die Güte hatte, und die sich auf
die Steppe und ihre Bewohner, die Kalmücken, bezogen,
unter denen Herr Z w i c k lange als Missionar
gelebt hatte, und noch zuletzt im Jahre 1823 im Auftrag
der russischen Bibel - Gesellschaft herumgereist
war *). Bei diesem vielfachen Verkehr, und seiner
*) H e rr Z w i c k hat diese letzte Reise in einem besonderen
kleinen, re ch t interessanten Werke beschrieben, welches den Titel
fü h rt: Reise von Sarepta iii verschiedene Kalmücken-Horden des
astrachanischen Gouvernements im Jahre 1823 von H. A. Z w i c k
und J. G, S c h i l l , UBd von erstercm beschrieben. Der Zweck dievollkommenen
Kenntniss der Sprache und Sitten der
Kalmücken hatte Herr Z w i c k daher Gelegenheit g e habt,
eine Menge Gegenstände zu sammeln, die einen
wichtigen Beitrag zur Kenntniss dieses merkwürdigen
Volkes geben. Wir sahen hier eine vollständige Sammlung
aller zur Ausübung ihres Gottesdienstes gebräuchlichen
Gerätschaften, ihre Götzenbilder, ihre geschriebenen
Gebete, wie auch andere Kuriositäten. Die Götzenbilder
sind aus Kupfer gegossen und vergoldet, meisten
te ils nur klein, selten einen Fuss gross qnd aus
den Beschreibungen und Abbildungen von P a l l a s hinreichend
bekannt Die Gebete sind alle in tibetanischer
Sprache *) geschrieben, da sich dieser Sprache
allein die Priester bei ihrem Gottesdienste bedienen,
obgleich sie dem gemeinen Kalmücken ganz unverständlich
ist, und die Priester sie oft selbst nicht verstehen,
Sie sind gewöhnlich auf lange Streifen eines
baumwollenen Zeuges geschrieben, damit sie an hohe
Stangen befestigt, vom Winde recht bewegt werden
können; denn sie werden bei dem Gottesdienste von
den kalmückischen Priestern nicht abgelesen und hergesagt,
sondern man lässt sie auf die angegebene
Weise wie Flaggen im Winde flattern, indem die Kalmücken
der Meinung sind, dass die Bewegung der
geschriebenen Gebete eben so wirksam se i, als das
Hersagen derselben. Die meisten der angeführten Gegenstände
kann man sich nur schwer verschaffen, da
sie nicht durch Tausch oder Kauf, sondern nur als
Geschenk zu erhalten, und die Kalmücken damit nicht
ser Reise war die Vertheilung von Bibeln u n te r den Kalmücken,
indem nämlich hierauf allein die Thäligkeit der Herrn h u ter in Ausbreitung
d er christlichen Religion beschränkt wurde, seitdem es im
Jahre 1822 von der Regierung bestimmt ausgesprochen w a r, dass
die Kalmücken n u r zu r griechischen Kirche bekehrt werden dürften.
*) Sie hat in den Schriftzügen Aehnlichkeit mit der hebräischen
Sprache, wird aber umgekehrt wie diese, von der linken zu r rechten
geschrieben.