
15 bis 20 Wersten nähern. Jenseits Nischne Osernaja
wird der Wep mehr eben, und geht nun immer neben
dem Ural fort, dessen Ufer doch noch steil bleiben und
in den Niederungen mit Espen, Pappeln und Weiden
bewachsen sind, die sich auch auf häufig vorkommenden
Inseln finden. Der Boden wird nun schon
merklich salzig, und kleine Salzlachen finden sich häufig.
Den Morgen des 27. Sept. waren wir in Kirsa-
nowskoi, und des Nachmittags um 5 Uhr langten wir
in Uralsk an (304 Werste von Orenburg).
Uralsk, am Einfluss des Tschagan in den Ural
gelegen, da wo derselbe schon anfängt seine südliche
Richtung zu nehmen, ist eine der schönsten Städte,
die wir nach Moskau gesehen hatten. Die Hauptstrasse
ist bedeutend gross, und hat an den Seiten viele schöne
steinerne, selbst prachtvolle Gebäude, die alle von dem
Wohlstand der Einwohner zeugen. Eins der schönsten
ist das Haus des Atamans Bo r odi n , welches
uns aufnahm, und das auch im Innern auf das
eleganteste eingerichtet ist. Mehrere hinter einander
erfolgte Feuersbrünste, besonders die letzte vom
Jahre 1821, haben sehr zur Verschönerung der Stadt
beigetragen.
Uralsk ist der Hauptsitz der uralischen Kosaken.
Früher wurden sie die Jaikschen Kosaken genannt,
wie auch Fluss und Stadt die Namen Jaik und Jaiz-
koi Gorodok führten, bis nach dem Pugatscheffschen
Aufruhre im Jahre 1774, dessen Hauptheerd Uralsk
war, die jetzigen Namen eingeführt wurden, um jede
Erinnerung an dieses verderbliche Ereigniss zu vernichten.
Der Wohlstand der uralischen Kosaken
schreibt sich von dem ergiebigen Fischfang im Ural
her, der ausser dem Kriegsdienst, wozu aber stets
nur ein Theil der Kosaken verwandt wird1) , ihre
„Man rechnet alle uralischen Kosaken zusammen genommen
15,000 männliche Individuen, unter diesen 5500 dienstfähige Männer,.
Hauptbeschäftigung ausmacht, während Viehzucht und
Ackerbau nur als Nebengeschäft angesehen werden.
P a l l a s hat den Fischfang im Ural ausführlich beschrieben
und führt zugleich an, dass er nirgends in
Russland durch Gewohnheitsgesetze so genau und so
wohl eingeschränkt und angeordnet betrieben würde,
als hier f.), Die Fische, welche hier gefangen werden.
sind besonders die grossen Wanderfische, Hausen
(Belugi), Störe (Ossetra), die sogenannten Se-
wrugen und die Sterlede, die zu gewissen Zeiten im
Jahre, im Frühling und im Herbst, wenn ihre Laichzeit
ist, in grossen Schaaren aus dem kaspischem
Meere stromaufwärts ziehen. Der Fang darauf g e schieht
im Ural dreimal im Jahre, im Januar, vom Anfang
des Mais bis zum Juni und im October; ausser-
dem wird noch im Anfang des Decembers in den Nebenflüssen
des Ural und in den fischreichen Seen der
Steppe mit Netzen, die unter dem Eise gezogen werden
gefischt, und dieses kann für den vierten Fischzug
gelten, doch hat er unter allen am wenigsten zu
bedeuten, weil man alsdann meistens nur geringe Fischdie
als solche in der Kriegs-Kanzlei eingeschrieben sind und-das
Recht haben, den Fischfang im Ural zu treiben, dagegen auch verpflichtet
sind, Kriegsdienste zu leisten, und, sobald es gefordert wird,
sich zu stellen. Gewöhnlich befinden sich gegen 3000 Mann in beständigem
aktiven Dienste, sobald aber die Noth es erfordert, sind
sie verbunden 10 Regimenter zu stellen, das Regiment zu 500
Mann; in welchem Falle also nur etwa 500 Mann eingeschriebene
Kosaken zur Bewachung der Linie zurück bleiben. Von den
3000 in beständigem Dienste begriffenen Kosaken verrichten 1500
Mann den Dienst auf der Linie vom kaspischen Meere den Ural
650 Werste aufwärts; die übrigen befinden sich in verschiedenen Gegenden
des russischen Reichs, in der Moldau, im Astrachanschen, in
Petersburg, Nischne-Nowgorod und Kasan. Die vom aktiven Dienst
noch übrig bleiben, d. h. diejenigen, welche die Dienenden gemielhet
haben, beschäftigen sich mit dem Fischfänge und nnr diese haben für
die Zeit ein Recht daran.” VergK E v e r sm a n n in dev Hertha von
B e r g h a u s B. XII, S. 326.
*) P a l l a s Reise dureh versch. Prov. Th. I S. ¿83.