
Stirn vor dem großen Auge (0 stets über 100) stark vorgewölbt. Mucro mittellang (Mu = 64—131)
ohne Incisuren, spitz, mit deutlicher Bucht hinter der Seta Kurzi. Schalenhöhe (H) ca. 700. Schalen-
reticulation undeutlich, farblos. Absolute Länge 440—530 ix. Abdominalkralle mit 5—7 Basaldornen.
W i n t e r f o r m (Fig. 6 und 6a).
Die Winterformen besitzen längere, gleichmäßig gebogene 1. Antennen (C + D = 500—628)
mit 9—14 Incisuren (Pr. = 500—629). Rostrum länger und etwas spitzer (A + B = 140—185).
Stirn bedeutend flacher. Mucro kürzer, stumpf, Bucht hinter der Seta Kurzi undeutlich (Mu = 38
bis 90). Absolute Länge 520—686 (x. Abdominalkralle mit 8—10 Basaldornen.
Männchen unbekannt.
Junge Tiere weisen mitunter e i n e deutliche Dörnchen-Incisur am Mucro auf, die alten Tieren
stets fehlt.
F u n d o r t : Hauptbecken des Paarsteiner Sees (Max.-Tiefe 27 m), zwischen Angermünde
und Eberswalde.
Den Sommerformen von B. c. cisterciensis stehen nahe die Lilljeborgschen Abbildungen von
B. obtusirostris s. str. Taf. XXXII, Fig. 4, 10, 13, ferner Stenroos’ B. brevirostris vom Nurmijärvi-
see und B. c. popp ei mihi. Von letzterer Form sind nur Oktobertiere bekannt, die in ihren
Körperproportionen (vgl.. Rühe ’09) von Oktobertieren der B. c. cisterciensis abweichen, deren Werte
sich aber innerhalb der jährlichen Variationsweite von B. c. cisterciensis halten. Eine diagnostisch
präzise Unterscheidung beider Lokalformen wäre nur bei Kenntnis der Sommerformzustände von
B. c. poppei möglich.
B. c. seligoi1) mihi n. subsp.
(Tabelle VI, No. 10—11; Fig. 8—10).
S o m m e r f o r m (15. VIII. und 6. X.; Fig. 9).
I. Antennen kurz, gleichmäßig schwach gebogen (C -f- Di#= 350—550) mit 11 13 Incisuren.
Auge mittelgroß (O = 76—96). Mucro lang und spitz (Mu = 170—240) mit deutlicher Bucht
hinter der Seta Kurzi und ca. 3 Dörnchenincisuren. Stelle höchster Höhe bedeutend vor der
Körpermitte gelegen, infolgedessen ist der vordere Dorsalkontur stark gewölbt, der hintere flacher.
Striatur am Kopf deutlich, Schalenreticulation undeutlich. Absolute Länge 660—800 {x.
W i n t e r f o r m (Febr., März; Fig. 8).
1. Antennen mittellang (C + D = 516—676) mit 12—15 Incisuren. Auge größer (O = 114
bis 130), Mucro kürzer und stumpfer (Mu = 84—156), mit selten mehr als einer Incisur; Bucht
hinter der Seta Kurzi undeutlich. Stirn weniger gewölbt als im Sommer. Höchste Stelle des Dorsal-
konturs über der Mitte der Längsachse gelegen. Dorsalkontur daher gleichmäßig gewölbt. Absolute
Länge geringer als im Sommer: 583—650 [>..
Männchen (Febr., März ’10, Fig. 10).
Das Männchen steht in seinen Ausmessungen den Winterweibchen, mit denen es zu gleicher
Zeit auftritt, sehr nahe. 1. Antennen mittellang (G -b D ca. 620). Auge groß {0 Ca. 160);,. Mucro
kurz und stumpf (Mu = ca. 100), ohne Seta Kurzi-Bucht. Stirn vor dem Auge gewölbt, jedoch
nicht stark vorgebuchtet. II. ca. 700. Absolute Länge ca. 550 p.
. u f Diese Subspezies möchte ich Herrn Dr. A, Ssligo, dem ich eine große Anzahl von Planktonfangen aus westpreußischen
Seen verdanke, dedizieren.
F u n d o r t : Rzunnosee (22,5 m tief) in Westpreußen (Generalstabskarte Blatt Bütow),
(Material von Dr. A. Seligo).
Die Sommertierc dieser Subspezies, die durch die starke Wölbung ihres vorderen Dorsalkonturs
auffällig sind, stehen den Lilljeborgschen Abbildungen Taf. XXXVI, Fig. 6, 7 nicht allzu fern.
Verbreitung der Formen der Longispina-Reihe.
EUROPA.
ISLAND. B . arctica im Thingvallasee bei Reykjavik und im Lagarfljöt: de Gu e r n e et R i c h a r d (’92);
B. obtusirostris in Myvatn : O s t e n f e 1 d und W e s e n b e r g - L u n d (’06).
FARÖER. B . obtusirostris: R i c h a r d (’98).
GROSSBRITANNIEN. B . obtusirostris (im Lilljeborgschen Sinne) kommt nach S c o u r f i e l d s (’03) Zusammenstellung
in einem großen Teile der britischen Inseln vor, ,,but has never been seen in thè soutli and cast of
England and only doubtfully in the Middlands“. Kane (’07) meldet B. obtusirostris var. lacustris vom Loch
Ncagh (Irland) und B . dollfusi, die nach Scourfield als eine Varietät der B. obtusirostris anzuschcn ist, aus
3 weiteren irischen Seen.
NORWEGEN. Umgebung von Christiania, B. obtusirostris, B . lacustris und B. nitid a : Sa r s (’62). Die Fundorte
der bis 1890 in Norwegen gefundenen Formen: B. longispina, obtusirostris, brevirostris, lacustris, brevispina,
elegans, bohemica, microptera sind von Sars (’91) zusammengestcllt. Sie erstrecken sieb vom südlichen
Norwegen bis Selsövik in Nordland (Polarkreis). B. obtusirostris fand II u i t f o 1 d - K a a s ('06) in
beinahe allen untersuchten Seen des südlichen Norwegens, seltener var. alpina und nitida. Mo-Fjord bei
Bergen B . obtusirostris: N o r d g a a r d (’06).
SCHWEDEN. B . obtusirostris ist nach L i l l j e b o r g eine der häufigsten schwedischen Cladoceren, und zwar ist
sie vom südlichen Schonen bis zum nördlichen Norrbotten vertreten. In nördlichen Gegenden Schwedens
tritt sie hauptsächlich in der var. arctica auf. Cl e ve (’99) meldet sie aus mehreren Seen im Oberlaufe des
Lillà Lule-Flusses in Lule Lappmark. Nach Ekman (’04) ist B. obtusirostris in den nordschwedischen Hochgebirgen
(Frostviken, Sarekgebirge, Tome Lappmark) eine der gemeinsten Entomostraken, seltener sind
var. arctica und var. nitida, nur in Frostviken fand sich var. lacustris.
DÄNEMARK: B . brevirostris im Mörke-See in Nordseeland: P. E. Müller (’68).
OSTSEE. In der ganzen Ostsee wird die einzige marine Form dieser Reihe: B. c. maritima als wesentlicher Kom-
ponent des Oberflächenplanktons (Salzgehaltsminimum!) gefunden : L i 11 j e h o r g (’01), 1'. E. M ü 11 e r (’68),
L e v a n d e r (’98), A p s t c i n (’10) u.a. Im Mai (nach A p s t e i n ’10) tritt diese Form in den durch Flüsse
stark ausgesüßten Teilen der nordöstlichen Ostsee (Bottnischer und Finnischer Meerhusen) auf und breitet
sich mit den von hier ausgehenden Strömungen des Oberflächenwassers über die ganze Ostsee bis in die Beltsee
und den Sund aus. Sogar bis ins Skagerak werden gelegentlich Exemplare von B. c. maritima vertrieben.
Im August ist sie am häufigsten namentlich in der östlichen Ostsee, während sie in der westlichen Ostsee
stets seltener bleibt. Im September und Anfang Oktober treten Männchen auf, im November beginnt die
Art aus dem Plankton zu verschwinden. Über die Bildung von Dauer-Eiern is t nichts bekannt.
RUSSLAND. Finland. Im Ladogasee B. brevirostris: Nordquist (’87) und B . longispina: S k o r i k o w (’04).
B . longispina, brevirostris, nitida und brevispina in der weiteren Umgebung von Helsingfors häufig: S t e n r
o o s (’95). Eine große Anzahl weiterer südfinnischer Fundorte von Longispina-Formen bei Stenroos, Levander
Nordquist.
II a 1 b i n s e 1 K o 1 a. B. lacustris und B . obtusirostris im Imandra-* und Kolozerosee: Richard (’89);
Murman-Küste, Inseln Jeretik und Schalim B. obtusirostris arctica: L e v a n d e r (’01); Russ. Lappland,
B . obhisirostris im Umpjaur, B.longispina im Umpjaur und Kopustjaur: Levander (’05,11). Zur Longispina-
Reihe gehört mit Bestimmtheit auch die von Levander im Pontsosero und Kanosero gefundene, von ihm
als B . mixta var. humilis bezeichnete Form. Dieselbe steht in mancher Beziehung den von Lilljeborg als
B . mixta var. humilis (vgl. p. 42) bozeichneten Formen nahe; mit den in Norddeutschland bisher B. humilis
( = B . kessleri) benannten Formen ist Levanders Form nicht identisch. Inseln von Solowetzky im Weißen
Meer, B . obtusirostris arctica und B . brevirostris: Li n k o (’00). Russ. Ka r e l i e n . B . longispina,
B . bohemica, B . brevispina, B. brevirostris, B. obtusirostris in sehr vielen Seen: S t e n r o o s (’97).
Seligersee (Waldaihöhe, G'ouv. Twer), B . obtusirostris: Zyl cof f (’04,11). llmcnseo, B . obtusirostris
lacustris: Li n k o (’03,1). Weißer See und umliegende Seen, B. obtusirostris und var. procumbens: Linko
(’03, II). Waldaisee, B . obtusirostris var. rectiantenna und var. obtusirostris: Werestsch ag in (’11).