
Die anatomischen Befunde dagegen ergehen folgenden Stammbaum:
Harpagophoridae Spirostreptidae
Wir sehen also, es sind noch manche Widersprüche und manche Rätsel zu lösen.
Wenden wir uns jetzt zur s p e z i e l l e n B e t r a c h t u n g der uns hier eigentlich interessierenden
a f r i k a n i s c h e n Fauna. Da muß ich zunächst daran erinnern, daß sich bei einer
jeden zoogeographischen Behandlung unserer Tiergruppe, sowie aller exotischen Diplopoden überhaupt,
der Umstand sehr störend bemerkbar macht, daß unsere faunistischen Kenntnisse der allermeisten
Gegenden noch gar so lückenhaft sind. Eigentlich sind nur 3 Gegenden halbwegs gut bekannt: Ostafrika
(das zentralafrikanische Seengebiet, Deutsch- und Britisch-Ostafrika) durch wiederholte
Forschungsreisen, Kamerun, dessen Fauna Porat in einer älteren, den heutigen Ansprüchen allerdings
nicht mehr genügenden, weil die Gonopoden wenig berücksichtigenden Arbeit behandelt hat, und
Madagaskar, das durch die schöne Arbeit Saussure und Zehntners am besten bekannt wurde. Dabei
ist zu bemerken, daß meines Wissens ein einziges Mal ein Myriopodologe selbst gesammelt hat
(Dr. Carl im zentralafrikanischen Seengebiet und auch da nur kurze Zeit), während alle anderen
Ausbeuten von Sammlern gemacht wurden, die gewiß sehr tüchtig waren, aber naturgemäß ihr Hauptaugenmerk
nicht gerade auf unsere Tiere gelenkt haben und welch riesigen Unterschied das bedeutet,
ob ein Spezialist eine Gegend gründlich durchforscht oder ob ein Sammler nur das mitnimmt, was
ihm, vielleicht noch auf eiliger Reise, zufällig in die Hände gerät, weiß jeder Fachmann. Gründlich
ist eben noch kein Gebiet Afrikas auf seine Myriopodenfauna hin durchforscht worden. Wir brauchen
nur die unten folgenden Listen der von den einzelnen Ländern bisher bekannten Arten durchzusehen,
um das Kümmerliche unserer Kenntnisse zu begreifen. Aber trotz dieser Mangelhaftigkeit kann man
doch schon mehrere wichtige Grundlinien der Zusammensetzung der afrikanischen Myriopodenfauna
erkennen. Wir unterscheiden in der äthiopischen Region 3 Gebiete:
1. Westafrika von Senegambien bis Angola.
2. Südafrika südlich von Cunene und Zambesi.
3. Ostafrika vom Zambesi an nördlich, das zentralafrikanische Seengebiet nach Westen hin
und die Inseln Zanzibar und Pemba mit einschließend. Auch Südarabien (Hadramaut) gehört hierher.
Ebenso sind die wenigen in der mediterrannen Region lebenden Arten Syriens und Marokkos als
Ausläufer der ostafrikanischen Fauna zu betrachten. Die syrischen und arabischen Arten (nur sehr
wenige) haben mit den indischen Spirostreptiden, die nach Osten hin erst in Ceylon auftreten, nicht
das geringste zu tun; die indischen sind alle Harpagophoridae, die in Afrika nur im Süden vorkommen,
und die arabisch-pyi|jien Arten »gehören izii den Spirostreptidae, die in Indien gar keine
Vertreter haben.
Das 4. „afrikanische“ Gebiet; wird von der madagassischen Region: Madagaskar, Nossi B6
Comoren, Seychellen, Mascarenen, gebildet.
Bei der Abgrenzung-dieser Gebiete, besonders: bei der Trennung von West und Ost in Afrika
müssen wir jedoch sehr berücksichtigen, daß wir aus Rem zentralen Afrika, mit Ausnahme des Seengebietes
im Osten, fast gar nichts kennen Ändern daß fast alle bekannten Arten von den Küstenländern
stammen, was natürlich eine Scheidung sehr erleichtert; die nördlichen Teile von französisch
Kongo und der große Kongostaat sind ganz unbekanntjÄiSh die südlich daran anstoßenden Länder
sind noch fast unerforscht.
Ich gebe eine kurze Charakteristik der 4 genannten Gebiete und ihrer Beziehungen untereinander.
1. Westafrika. Es hat eine Reihe ihm eigentümlicher Gattungen: Ophist/reptus, Globaniis
Aulonopygus, Tmchystreptus, Myostreptus, Porostreptus, Tropiidus, Peridontopyge. Mit dem Westen
von Südafrika gemeinsam hat es folgende Gattungen: Vrotropis, Kartinikus, Ohaleponcus. Mit
Ostafrika gemeinsam: Graphidostreptus und von Odontopygidea. die Gattungen Rhamphidarpe
Plethoorossus und Haplothysmus, die aber im Osten viel zahlreicher vertreten sind, n äm h jf 2. 1. 1
im Westen, S. 9. 13 im Ostern Überhaupt sind die Odontopygidea im Westen wenig zahlreich, außer
rii|n-söhon genannten nur noch 2 Ödontopyge, im ganzen 15 Arten, von denen 8 auf die für Westafrika
charakteristischen PeridontopygiRae kommen. Mit Madagaskar hat es die Untergattung Odonto-
streptus gemeinsam, und mit Südamerika die sonst in Afrika nicht vorkommende Gattung Phmoporus.
2. Südafrika. Für diese Subregion charakteristisch sind die Harpagophoridae, die in 3 Gattungen
Vertreten sind: Harpagophora, Por.atophilus und Thyropygus, letztere ist eine hauptsächlich in Indien
verbreitete Gattung, die in Südafrika und Madagaskar nur in je einer Art vorkommt. Außer in Südafrika
haben wir in Afrika (von Thyropygus abgesehen) Seine Harpagophoridae. Die dritte, nur in
Südafrika vorkommende Gattung, is t SolenozophyUum. Negl spärlicher als im Westen sind die
Odontopygidea vertreten. 2 Spinotarsus, 2 Ohaleponcus, 1 SolemophyUum, 1 Ödontopyge, im ganzen
also 6 Arten. Mit dem Osten gemeinsam hat Südafrika die Gattungen: Doratogonus, Lophostreptus
und Spinotarsus, mit Madagaskar gemeinsam: Subg. Orthoporus und Thyropygus.
3. Ostafrika. Die Odontopygidae sind hier am zahlreichsten vertreten: 66 Spec., und unter
ihnen kommen die Gattungen H<mrmMstix,, Mantogonus, Hehcochetus, Prionopetaktm und die
Ussopygmm nur im Osten vor. Unter den SpirostreptiRäp sind die Gattungen: Metriostreptus
Obelostreptus, Plagiotaphrus, Calostreptus, dem Osten eigentümlich. Die Gattungen, die der Osten
nur mit dem Westen und nur mit dem Süden gemeinsam hat, habe ich oben schon genannt. Mit
der madagassischen Region gemeinsam sind ihm die Gattungen Charactopygus, Mardonius, Subgen
Otostreptus.
4. Madagassische Region. Ihr eigentümlich ist nur die Gattung Eumekius. Es fehlt ihr
vollständig die Unterordnung der Odontopygidea und die Subfam. Triaenostreptinae. In zahlreichen
Arten sind besonders die Gattungen Scaphiostreptus und Charactopygus vertreten.