
zu die Eier polyedrisch umgebenden Figuren anordnen, woraus bervorgebt, daß jedes einzelne Ei von
einer Gallertblille umgeben ist, welche unter gewöbnlicben Verhältnissen völlig unsichtbar bleibt,
da sich ihr Lichtbrechungsexponent wohl nur wenig von dem des Wassers unterscheidet.
Die Gallerthüllen lassen sich auch mit Hilfe der Dunkelfeldbeleuchtung
sichtbar machen, wie Textfig. 13 zeigt. Man
erkennt denn auch an isoliert liegenden einzelnen Eiern, daß
diese Hüllen normalerweise kugelförmig sind und sich nur da,
wo viele Eier sich zusammen drängen, polyedrisch aneinander
abplatten. Schon G o e t t e (1882 S. 84) beschreibt eine
wenig sichtbare Hülle bei den Eiern von Nereis dumerüH,
erkannte aber die wahren Verhältnisse ebensowenig wie
S a l e n s k y (1882), der ganz unregelmäßige Grenzkonturen
um die Eier zeichnete (Fig. 1 NA). Nur ganz lose kleben in
dem Uhrschälchen die Eier mit ihren Gallerthüllen aneinander.
Die in großen Gläsern abgelegten und befruchteten Eier dagegen
fallen, wie bereits gesagt, einzeln zu Boden, und so ist vor
F'g- 13. allem im Meer keine Möglichkeit für sie vorhanden, sich zu
Gesichtsfeld des Mikroskops mit befruchteten größeren Haufen z u s am m e n z u b a lle n .
Eiern der kl. heteronereiden Nereis dumerilii
bei Dunkelfeldbeleuchtung. C l a p a r S d e giM Dur chmess er ; der Ei e r
der k l e inen he t e r one r e i d e n Form 200 p an, Ehlers
189 p. Die von mir festgestellten Maße schwanken zwischen
160 und 175 p für das eigentliche Ei. Die Gallerthülle erreicht einen ziemlich beträchtlichen
Durchmesser. Ihre Dimensionen sind nämlich nicht sofort nach der Befruchtung des Eies, wo wir
sie ja erscheinen sehen, unveränderlich festgelegt, sondern noch lange Zeit hindurch nimmt die Dicke
der Hülle zu. Es betrug der Abstand zwischen zwei Eiern im Lichten gemessen:
,}/t Stunde nach der B e fru c h tu n g 18 p
7* „ „ „ „ 24 „
3A „ „ •„ 272 „
1 „ „ 400 „
IV4 „ „ „ 496 „
1V2 „ • „ „ , 560 „
20 Stunden „ „ „ . . 640—800 „
Aus dieser Erscheinung geht wohl ziemlich sicher hervor, daß wir es hier mit einer Quel l ung
zu tun haben, wie sie sich in ähnlicher Weise bei den Eiern vieler Tiere wiederfindet. Wi l son (1892)
beschreibt, wie bei den Eiern von Nereis linibata etwa 20—30 Minuten nach der Befruchtung die
innere, dickere der beiden den Dotter umgebenden Schichten, die er wegen ihrer radiären Streifung
,,zona radiata nannte, allmählich schwindet. Man könnte deshalb daran denken, daß diese auch bei
Nereis dumerilii vorhandene Zona radiata etwa einen Stoff enthält, welcher nach der Befruchtung
aus dem Ei ausgeschieden wird und dann in Verbindung mit dem Seewasser zu quellen beginnt. Die
Gallerthülle der Eier der nereiden Form entspricht wohl der hier beschriebenen der heteronereiden
Form, doch wird sie, wie wir sahen, nur etwa 92 p dick. Die 320—400 p starke Gallerthülle der
planktogenen Eier ist eine besondere Anpassung an die an der Oberfläche des Meeres erfolgende Ablage
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und Befruchtung derselben, die bei ihrem langsamen Hinabsinken auf den Meeresboden in ganz anderem
Maße feindlichen Angriffen ausgesetzt sind, als die in der Röhre von der Mutter bewachten Eier der
Form a (vergl. L o i s e 1 1900). Bereits H a e c k e r (1896) wies auf diese Funktion der Laichgallerte
hin.
Die Eier selbst sind im Gegensatz zu denen der nereiden Form schön durchsichtig und hellgelb,
da sie viel weniger Nahrungsdotter führen als jene. Wie sich aus den oben angegebenen Maßen ergibt,
beträgt der Durchmesser eines befruchteten Eies mit seiner Gallerthülle i y 2 St. nach der Befruchtung
etwa 720—735 p. — Sie beginnen nun, sich innerhalb der dicken Gallerthüllen zu furchen,
und bereits etwa 12 Stunden nach der Befruchtung haben sie sich zu Trochophora-Larven entwickelt,
welche in den Hüllen lebhaft rotieren. Schon am Tage nach der Befruchtung verlassen dann viele
die brüchig gewordene Gallerthülle und schwimmen frei umher, andere sah ich erst nach mehreren
Tagen sich aus ihrem Gefängnis befreien. Sobald die ersten Stadien der Furchung vorüber sind,
schwindet die vorher gelbliche Farbe des Eies, welches nun im durchfallenden Lichte, ebenso wie die
späteren Trochophoren schön durchsichtig hellblau erscheint.
Die Eier lassen sich auch künstlich ohne Zusatz von Sperma zur Entwicklung bringen.
M. H. Fi s c he r (1902 und 1903) beschreibt bereits die durch Erhöhung des osmotischen Druckes
hervorgerufene künstliche Entwicklungserregung bei Nereis linibata, die er bis zu schwimmenden
Trochophoren züchtete. Durch Schütteln der Eier mit Seewasser, das eine gewisse Menge Chloroform
oder Benzol (nach Angaben von H e r b s t 1893)'enthielt, gelang es mir, die Gallerthülle an den
Eiern hervorzubringen. Auch furchten sich einige der so behandelten Eier, entwickelten sich aber
nicht weiter.
Die heteronereiden Elterntiere schwimmen nach dem Ablaichen noch einige Zeit umher, wobei
ihre Rückengefäße immer noch ziemlich lebhaft das dunkel-karminrote Blut vorwärts bewegen,
doch dann ist ihr Schicksal besiegelt; spätestens nach ein oder zwei Tagen gehen sie zu Grunde. Bei
den so durchaus speziellen Anpassungen ihres ganzen Körpers an die zum Brutgeschäft nötigen Funktionen
ist es den Tieren nicht möglich, sich etwa wieder in die einfachere nereide Form zurück zu verwandeln,
wie denn heute wohl alle Autoren darüber einig sind, daß die Geschlechtsreife der heteronereiden
Form ein Endstadium bedeutet.
Nicht alle Individuen, welche sich in die Form ß umwandeln und'damit geschlechtsreif werden,
erzeugen zum erstenmal in ihrem Leben Nachkommenschaft. In zwei Fäl l en, bei den Tieren
No. 38 und 39 (S. Tabelle S. 69) gel ang es mi r, di es el ben, nachdem sie in der ner e iden
Form ges c h l e c h t s r e i f gewes en wa r e n , weit e r am Lebe n zu e r h a l t e n , worauf sie sich
n a c h e i ni g er Zei t in die Form ß umwa n d e l t e n u n d zum zwei t e n Male Geschlechtsp
ro d u k t e prod u z i e r t e n .
Das am 30. September gefangene und isolierte Weibchen No. 38 war am 5. November reif und
legte seine Eier, da ihm kein Männchen beigegeben war, außerhalb seiner Wohnröhre ab. Leider
wurden bei diesem Tier, wie bei No. 39, die Segmente nicht gezählt, so daß bestimmte Größen nicht
angegeben werden können. Sicher ist aber, daß dieses Weibchen nach der ersten Reife weiterwuchs
und größer wurde, bis es sich umzuwandeln begann und am 3. April als reifes heteronereides Weibchen
umherschwamm. Zwischen beiden Reifezuständen lag also eine Zeit von 149 Tagen.