bemüht er sich zu zeigen, daß alle die einzelnen äußeren Vorsprünge eines Parapodiums in sensible,
den Anhängen des Kopfes ähnliche Gebilde umgewandelt werden können. Es ist hier nicht der Ort,
um näher auf die Beweiskraft der angezogenen Beispiele einzugehen, zumal bereits ein anderer
Forscher, G r a v i e r (1899), der zwar auch an die Einheit des Kopfabschnittes der Annehden glaubt,
doch den Satz M a l a q u i n s : ,,Le segment céphalique n’est pas fondamentalement différent d’un
segment ordinaire“ insofern bezweifelt, als er das „Prostomium“ der Anneliden wegen seines Baues
und seiner Ontogenie fundamental von den übrigen Somiten unterschieden sein läßt.
Nach den bei den L y c o r i d e n vorhegenden Verhältnissen möchte ich nun nicht die Tentakeln
als den übrigen Kopfanhängen homologe Gebilde ansehen. Ich halte sie vielmehr, wie ich schon
aussprach, für direkt aus dem Gehirn und dem Ektoderm des Kopflappens hervorgegangene Organe,
wie wir sie ja schon in einfachster Weise bei dem Archianneliden Polygordius ausgebildet sehen, und
wie sie in den verschiedensten Annelidenfamihen wiederkehren. Wih man den S y l l i d e e n überhaupt
den Tentakeln der L y c o r i d e n homologe Gebilde zusprechen, so müssen dies wohl die beiden
seitlichen Fühler sein, denn diese entspringen dorsal am weitesten vorn aus dem Gehirn und werden
bei der sich entwickelnden Syllideenlarve ebensp wie bei den knospenden Stolonen zuerst von
allen Kopfanhängen sichtbar, wie durch M a l a q u i n s Arbeit sicher nachgewiesen ist. Dabei ist
daran zu erinnern, daß auch bei der Nereis-Larve die Tentakeln zuerst érscheinen.
Während die Palpen bei S y l l i d e e n und L y c o r i d e n ihrer Entstehung und Lage nach
wohl ohne weiteres homologisiert werden dürfen, liegen die Verhältnisse nicht so einfach bei dem
Vergleich des medianen Fühlers von SylUs mit den I. Fühlercirren von Nereis. Daß das unpaare
Auftreten eines medianen Fühlers bei Syllis nur eine sekundäre Erscheinung ist, wird allgemein zugegeben,
denn an seiner Basis zeigt dieses Gebilde durch das Auseinanderweichen seines Nerven in zwei
seitliche Wurzeln, daß wir hier die Verschmelzung zweier ursprünglich getrennter Gebilde vor uns
haben. Nachdem wir nun bei Nereis uns von der Tendenz überzeugt haben, die hinter dem Kopflappen
hegenden Segmente mit diesem zu verschmelzen und deren Nervenzentrum dem Gehirn anzugliedern,
was dort mit dem I. Fühlercirrussegment erst teilweise gelungen ist, können wir es wohl leichter verstehen,
daß ähnliche Verschiebungen auch bei Syllis stattfanden, nur daß dort die Verschmelzung
entsprechend der unzweifelhaft höheren Organisation des ganzen Tieres eine viel vollständigere geworden
ist, indem das Nervenzentrum dieses Fühlersegments vielleicht völlig mit dem Gehirn vereinigt
ist.
Ich muß hier noch auf einen Umstand aufmerksam machen, der darauf hindeuten könnte,
daß vielleicht bei Syllis ähnliche Verhältnisse wie bei Nereis vorliegen. Die Schlundkommissuren
der S y l l i d e e n zeigen nämlich eine Duplizität, die an den Bau dieser Nervenstränge bei Nereis
erinnert (vergl. Textfig. 11a), und da ließe sich denken, daß auch hier bei den S y l l i d e e n die eine
Hälfte jeder Schlundkommissur wie bei Nereis einen ursprünglichen Segmentalnerven von dem Bauchganglion
des betreffenden Segmentes nach dem ehemaligen Parapodialganglion, dem jetzigen Cirrusganglion
repräsentiert. Wie bei Nereis kann auch bei Syllis nur eine äußerst genaue Erforschung
der in Betracht kommenden nervösen Teile eventuell eine sichere Lösung dieser Frage bringen.
Auch das auf den Kopfabschnitt folgende, seiner ontogenetischen Entstehung nach wohl
leicht mit dem II. Fühlercirrussegment der L y c o r i d e n zu vergleichende Segment der S y 1-
1 i d é e n zeigt deren schon weiter vorgeschrittene Entwicklung, denn an ihm treten in der Ontogenie
niemals mehr Parapodien oder Borsten auf, die wir doch in dem homologen Werew-Segment
noch ganz wie in den folgenden Rumpf segment en träfen:
Nun wären mir noch die hei männlicheni§esehleehtsiormen der S y l l i d e e n auftretenden
vorderen seitlichen Phhl^Édie „antennes latérales antérieures“ M a l a q u i n s unterzubringen.
Wenn wir nur ihre Lage bei den erwachsenen Würmern kennen würden, so hätten wir die Wahl,
ob Wir sie demvon mir angenommenen Palpen- oder dem I. Fühlercitrensegment zurechnen sollten.'
Die Entstehung dieser Anhaagsgebilde jedoch gibt nicht nur eine eindeutige Antwort auf diese Frage,
sondern siebildet wohl auch ein weiteres Argument zur Bestätigung meiner Annahmen. M a I a q u i n
ggf« die Entwicklung dieser Gebilde bei Myrmmda /asciata Edw beschrieben, und ich brauche hier
nur seine die n Worte anzufffisash, aus d e a i|tÄ iso g le ic h eine bestimmte Auffassung des
vorderen iseitlichenFühlers gewinnenläßt: „Le 14” stolëil, qui compte 16 segments sétigères, nous montre
une modification interéssante dans |H forme des appendices;1 iCéphalique®î Tandis que l'appendice
médian, dirigé en arrière, reste iSyhndnque en s'accroissant, les deux appendices latéraux antérieurs
ont continué^ s’élargier et.'As’épaissir, présentant ainsi un volume bien pfiis considérable que le médian.
Dans la tqte du 14” stolon, ils présentent une échancrure interne qui ira s'accentuant de plus en plus;
ce Sont eux, en effet, qui doivent; en se développant, devenirdes appendices bifurquês, gj développés
des mâles ou Polybostriehus (Pl. IX, fig. 6 et'pl. I fig. M Ôommç.nous le verrons dans la suite, on
d o ijtn sid é re r ces appendices 'MfurquéÂmme le résultat de lijaÿdure.dedeux'âppendices:; l’antenne
latérale et le palpe“.
Wenn nun die Palpen einen Teil eines ursprünglichen Segments und je einen der dazu gehörigen
Cirren repräsentieren,® entsprechen die vorderen seitlichen Fühler m der Hauptsache dem anderen
jenei Cirren Weih e s Gebilde aus dem Rücken- und welches aus dem Baucheirrus hervorgegangen
ist, will ich'bier nicht entscheiden. Es Æ ^ h ie r übrigens darauf hingewiesen werden, daß V i g u i e r
(1905) neuerdings die Mundöffnung der Vorfahren der heutigen Cha'etopoden mindestens ebenso weit
verzieht wi^Jch -es tue, wenn ich sie ursprünglich im Palpensegment gelegen sein lasse, denn jener
Forscher nimmt eine ehemals direkt terminale Lago dès Mamies, an. auf welche schot: früher
auch L a n b e s t e r geschlossen hatte.
Auch die Verhältnisse des Nervensystems, vor allem die Austrittsstellen der in die Kopf anhänge
abgehenden Nerven stehen mit meiner in.dem vorliegenden Versuch ausgesprochenen Annahme im
Einklang, soweit sie überhaupt bekannt sind. Ebenso wie bei Nereis bedürfen die entsprechenden
Teile-des Nervensystems einer gründlichen Bearbeitung.
Das Vorderende der Bauchganglienkette; liegt bei den S y 11 i d.ePm im ersten borstentragenden
Segment, also an der gleichen Stelle, wie bei den L y ep T i d e n (vergl. Textfig. 11a und b).
(Von den Schlundkommissuren zweigt sich jederseits ein Nerv ab, dÄßich dann gabelt und die beiden
Fiihlercirrennerven liefert, wie es bei Nereis der Fall ist, während die Kommissuren selbst mit einem
dorsalen und einem ventralen Zweig in das Gehirn einmünden. Die Gerebralganglienmasse ist nach
M ä l a q u i n in zwei große Zentren gegliedert, ein vorderes „centre stomalogastrique“. von dem
die Palpennerven und der Untere Ast der Schlundkommissuren abgehen, und ein hinteres „centre
.antennaire“, das selbst wieder in zwei Abschnitte geteilt sein kann, und von dem die Fühler des
Kopfes innerviert werden, wie^|uch. der obere Äst der SeMündkommissuren von ihm ausläuft. Bei
den S v 1 l i l e c . n mit deutlich geteiltem „centre antennaire“ innerviert dessen vordere Partie
dielseitlichen Fühler und -die vorderen Augen, während die hintere Päütitf den medianen Fühler, das
Wimperorgan und die hinteren Augen mit ihren Nerven versieht. Abgesehen von dem von vorn