
jedoch nur 7 Sekunden, so daß also jede einzelne Periode vom Beginn einer Pause bis zum Beginn
der nächsten in 17 Sekunden ablief. Eine Reizung des beobachteten Tieres durch Erschütterung des
Objektträgers oder durch starkes Licht mit Hilfe des Beleuchtungsapparates des Mikroskops verursachte
eine Beschleunigung des Schluckvorganges, so daß dessen einzelne Perioden bis zur Dauer
von nur 10 Sekunden verkürzt würden. Andererseits füllten viele der jungen. Würmer, solange sie
unter dem Deckglas festgeklemmt waren, ihre Darmanhänge überhaupt nicht mit Wasser, so daß man
wohl sagen kann, daß die Tiere nur unter normalen oder den normalen möglichst gleichkommenden
Bedingungen in regelmäßiger Weise ihr Pumpwerk spielen lassen.
Über die Natur solcher Darmanhänge ist schon viel debattiert worden, ohne daß man deren
Funktion sicher und eindeutig angeben konnte. E h l e r s (1868) beschreibt diese Gebilde bei der
a. b. c. d.
Fig. 5.
Die einzelnen Phasen der Schluckbewegung, durch welche die Darmdivertikel mit Wasser gefüllt werden.
erwachsenen N er eis cultrifera und nennt sie „Drüsen“. Da seine Schilderung auch auf die betreffenden
Organe von Nereis dumerüii paßt, so sei sie hier angeführt: „Die Drüsen, welche in diesen Übergangsteil
münden, hängen unmittelbar hinter dem Kieferträger am seitlichen Umfange des Rohres frei
in die Körperhöhle hinein, so daß ihre Enden zur Seite oder auch über und unter dem Darm liegen.
Da sie kontraktil sind, so wechselt ihre Länge; ich habe am lebenden Tiere gefunden, daß sie bei ein-
gezogenem Rüssel von dessen hinterem Ende bis zum Anfang des Darms reichten. Ihre Farbe war
heller oder dunkler braun. Die Drüse ist ein platt zusammengedrückter, hinten blind endender
Sack, dessen Wand von den Kanten her durch tiefe Einschnürungen in unregelmäßigen, nie großen
Abständen hintereinander gegen das Innere eingestülpt ist. Die taschenförmigen Aussackungen,
in welche so das Lumen der Drüse erweitert zu sein scheint, sind dunkler gefärbt und machen den
Eindruck kleiner Drüsenschläuche, welche in den Binnenraum der ganzen Drüse, wie in einen gemeinsamen
Drüsengang münden. Eine körnige braune Masse liegt auf der Innenfläche der Drüsenwand;
wahre Drüsenzellen suchte ich darin vergebens; nach außen ist die Wand von einer starken Muskellage
bekleidet, die nach innen aus kreisförmigen, nach außen aus längslaufenden Fasern besteht.
Nach dieser ihrer Zusammensetzung kann man die ganze Drüse als eine Ausstülpuüg vom Übergangsteile
her auffassen“. (S. 474.)|
Ähnliche Blindsäcke am Übergangsteil des Darmes waren schon länger bekannt bei Syllideen,
und wurden von C l a p a r e d e (1864, 1868) als ,,Glandes en T“ bezeichnet. Es stellte sich aber
bald heraus, daß man es sicher nicht mit Drüsen zu tun hatte. E i s i g (1881), der sie bei Syllideen
und Hesioniden studierte, wies Luft in ihnen nach, weshalb er ihnen die Funktion von Schwimmblasen
zuschrieb. D e S a i n t - J o s e p h (1887) bestritt diese Annahme und auch M a l a q u i n (1893)
konnte sich ihr in seiner Monographie der Syllideen nicht anschließen. Letzterer Autor beschreibt
den Bau dieser Organe, die er „Coecums ventriculaires“ nennt, und gibt eine detaillierte Schilderung
von deren Tätigkeit, an die er seine Meinung über ihren Zweck knüpft. Auch bei Syllis werden nämlich
die Darmanhänge periodisch mit Wasser gefüllt und zwar noch beim erwachsenen Tier, während
dies bei Nereis so viel ich beobachten konnte, nur in der Jugend stattzufinden pflegt. Es, bestehen
auch sonst Unterschiede zwischen diesen Organen bei beiden Polychaeten, denn bei Syllis sind sie
mit beweglichen Cilien ausgekleidet und ziemlich glattwandig, während Wimpern in den Divertikeln
bei Nereis, weder bekannt sind, noch von mir nachgewiesen werden konnten; andererseits haben diese
Organe bei den erwachsenen Nereiden vielfach gefältelte Wandungen. M a l a q u i n meint, daß
das Wasserschlucken bei Syllis den Zweck hätte, Nahrungspartikel aufzunehmen und durch den Anfangsdarm
zu leiten und daß die Darmblindsäcke dazu bestimmt seien, das Wasser selbst, nachdem
es diesen Dienst geleistet hat, aufzuspeichern, um es dann gegebenen Falls nach vorn zu entleeren.
„Le rôle de ces coecums se trouve alors clairement indiqué: ils retiennent l’eau absorbée en trop
grande quantité par l’animal; leurs parois très extensibles se prêtent particulièrement bien à ce rôle.
Cette disposition permet donc à l’animal de ne laisser passer dans l’intestin que les aliments.“ Diese
Annahme stützt noch besonders die Tatsache, daß bei denjenigen Syllideen, welche keine „coecums
ventriculaires“ besitzen, der vordere Teil des Mitteldarmes selbst deren Funktion übernimmt. Der
Gedanke an éine solche Funktion der Darmdivertikel scheint viel für sich zu haben, denn wenn auch
die jungen Nereiden, bei denen ich das Spiel der Bläschen beobachtete, keinerlei Nahrung mit dem
Wasserstrom zugeführt bekamen, so ist doch zu bedenken, daß die Darmanhänge erst auf dem Stadium,
wo der Darm durchgängig wurde, also Nahrung aufgenommen werden konnte, ihre Funktion aüszu-
üben begannen, obwohl sie lange vorher schon vorhanden und scheinbar auch fertig ausgebildet waren.
Tafel III Figur 13a -ist ein Querschnitt durch den Übergangsteil des Darmes einer jungen
Nereis dumerilii mit 7V2 Ruderpaaren an der Stelle, wo rechts und links die beiden Divertikel einmünden.
Die unbewimperte Darmwand geht gleichmäßig in die der Anhänge über, doch besitzen
die der ersteren angehörenden Zellen hellere, mehr kugelige Kerne, während die Zellen der Bläschen
mit dunkleren, ovalen Kernen versehen sind. Außen auf der Wand der Divertikel sind bereits die
beiden Muskellagen vorhanden, wie andere, mehr tangentiale Schnitte deutlich zeigen. Figur 13b
stellt dagegen, ebenfalls auf einem Querschnitt, den rechten Darmanhang einer Nereis dumerüii mit
22 Ruderpaaren dar. Die Zellen dieses Organes zeigen keine besonderen Eigentümlichkeiten, sondern
besitzen das gleiche homogene körnige Plasma, wie auf dem jüngeren Stadium der vorhergehenden
Figur, doch ist jetzt auf ihrer dem Bläschenlumen zugekehrten Seite ein schmaler homogener, nicht
gekörnelter Rand zutage getreten. Von einer Bewimperung ist nichts zu bemerken. Ebenso wie
das Epithel der Anhänge dieses Exemplars mit 22 rudertragenden Segmenten sieht dasjenige eines
fast ausgewachsenen Tieres mit etwa 70 Rudersegmenten, oder der geschlechtsreif en kleinen hetero-
nereiden Form aus.