
Die Stipites tragen am Ende jeder 2 Taster, von L a t z e 1 und v om R a t h innere und
äußere Lade, von S i l v e s t r i palpulus maxülaris internus und externus, von V e r h o e f f Mittel-
taster (MT Fig. 13) und Außentaster (AT Taf. XV Fig. 236) genannt. Auch sie sind Träger von
Sinnesorganen, vgl. darüber R a t h.1) Zwischen diesen Tastern befindet sich in dem sonst grauen
Chitin ein Meines Plättchen (i Fig. XXIII) aus gelbem Chitin. Außen tragen die Stipites nahe dem
Mitteltaster eine besonders starke Borste, die manchmal zu einem breiten, abgerundeten Läppchen
wird, z. B. bei Scaph. montanus Att. (Taf. XV Fig. 303 b).
Das Gnathochilarium von „Spirostreptus“ wurde auch von V e r h o e f f beschrieben.2)
8. Rumpf,
a) Thorax.
Zum Thorax rechne ich, wie schon erwähnt, die ersten 4 Rumpfsegmente, nämlich das Halsschildsegment
(postmaxillares Segment Heymons und Robinsons) und die ersten 3 je ein Beinpaar
tragenden einfachen Segmente.
Die dieser Abgrenzung teilweise widersprechenden Ansichten der Autoren habe ich schon
erwähnt. Für die hier vertretene Abgrenzung führe ich folgende Gründe an: Der Kopf ist ein so einheitliches
Gebilde, daß es außer S i l v e s t r i keinem Autor einfiel, ihm auch noch das nächste
darauf folgende Segment als Segmento occipitale zuzurechnen. Auch die Entwicklungsgeschichte
kann nicht als Stütze der Silvestrischen Auffassung dienen, denn wenn auch H e y m o n s und
R o b i n s o n von einem postmaxillaren Segment sprechen, was ja eine Beziehung zum Kopf anzudeuten
scheint, so geht doch aus ihren Angaben und Zeichnungen hervor, daß dieses Segment mit dem
Kopf durchaus nicht enger verbunden ist als mit den folgenden, beintragenden Segmenten, daß vielmehr
die Reihe der Segmente von den Kopfsegmenten bis zu den beintragenden Segmenten eine
ziemlich gleichmäßige ist, ohne daß eine scharfe Caesur zwischen postmaxillarem Segment und
erstem beintragendem Segment zu bemerken wäre.
Wir rechnen also das Halsschildsegment in Übereinstimmung mit allen anderen Autoren
zum Thorax.
Mit dem 4. Segment hat V e r h o e f f etwas ähnliches gemacht, wie Silvestri mit dem 1.,
indem er wieder dieses vom Thorax trennt und zum Abdomen schlägt. Verhoeff definiert willkürlich
den Thorax so, daß er sagt,3) „daß alle Gliedmaßen, welche hinter den Mündungen der Genitalwege
liegen, zum Abdomen gehören“, also auch das 3. Beinpaar und das 4. Segment, zu dem es gehört.
Verhoeff führt einige Gründe für seine Auffassung an, doch scheint mir noch mehr dafür zu sprechen,
daß man auch das 4. Segment zum Thorax ziehe.
Schon in einem sehr frühen Larvenstadium, wenn noch keine anderen Beinpaare angelegt sind,
sieht man die Anlagen der drei ersten Beinpaare, je eines auf den Segmenten 2—4. Das allein scheint
mir schon deutlich auf die Gemeinsamkeit dieses Abschnittes bis inMusive 4. Segment hinzuweisen,.
die einfache Segmente, mit je einem Beinpaar, sind, im Gegensatz zu den folgenden Doppelsegmenten.
’) V o m R a t h , Sinnesorgane der Antenne etc. p. 430.
2) V e r h o e f f , Dipl. Deutsch, p. 2 6 0 ff. und Fig. 200 auf Taf. X I I etc.
3) V e r h’o e f f, Dipl. Deutsch, p. 43.
Verhoeff will durchaus auch die vorderen Segmente zu Doppelsegmenten machen; doch bestätigt
die Embryologie diese Anschauung durchaus nicht, im Gegenteil, keiner der Autoren weiß etwas von
2 Paar Ganglien oder irgend einem anderen auf die Doppelnatur hinweisenden Merkmal in diesen
Segmenten zu melden.
Dem Thorax fehlen stets die Saftdrüsen. Die Reihe derselben beginnt oft schon auf dpm
5. Segment, nie aber auf dem 4. Segment, All dieses zusammengenommen scheint mir dafür zu
sprechen, daß man die 4 ersten Segmente zum Thorax rechnet.
Ein nicht durchgreifender, aber speziell auch bei den Spirostreptiden vorhandener Gegensatz
zwischen Thorax und Abdomen liegt auch darin, daß die Ventralplatten der Thorakalbeine nicht mit
den Rückenspangen verwachsen, im Abdomen dagegen ja.
Halsschildsegment.
Der Rückenteil dieses Segments ist der sogenannte H a 1 s s c h i 1 d. Er hat die Form einer
stark gebogenen Querspange, die sich mit ihrem Vorderrande breit an das Hinterhaupt anlegt.
Auf der Innenseite gewahrt man bei Lophostreptus strongylotropis (Taf. XV Fig. 298) eine vom
Vorderrand ausgehende Duplikatur, die in der Mitte schmäler als in den Seiten ist; hier, in den Seiten,
entstehen zwischen dieser Duplikatur und dem Halsschüde tiefe taschenartige Höhlungen. Bei
Harpogophora diplocrada ist diese Duplikatur nicht so ausgeprägt, sondern es ist in einiger Entfernung
vom Vorderrande, etwa an der Grenze vom 1. und 2. Viertel, ein Querwulst vorhanden, der sich
vom Vorderrand her ganz allmählich erhebt, nach hinten zu aber plötzlich abfällt, ohne daß aber
tiefere, taschenartige Höhlungen gebildet würden. Dieser Querwulst, ist in der Mitte schwächer
und springt hier zacMg nach hinten vor; in den Seiten ist er mehr knollig. In die seichten Vertiefungen
an der Hinterseite der Wulstseiten legen sich die, an den korrespondierenden Stellen buckelig vorgewölbten
unteren Enden der ventral abgeplatteten 2. Rückenspange hinein.
Die Gestalt der Seitenlappen des Halsschildes bietet bei den Spirostreptidae oft ganz gute
systematische Merkmale, indem das Vordereck sich beim d mehr oder weniger stark lappig nach vorn
ausbreiten kann. Bei den Odontopygidae ist er dagegen viel einförmiger gestaltet und beim d nur
wenig von dem des £ verschieden. In extremster Weise ausgebildet ist der Vordereckslappen beim
subg. Otostreptus, wo er stabförmig wird. Der Rand des Seitenlappens ist von der Augenhöhe an bis
zum Hintereck wulstig verdickt und dieser Randwulst ist von der übrigen Fläche scharf durch eine
Furche abgesetzt. Außerdem finden sich oft noch 1 oder mehrere schräge oder bogige Furchen, die
zum Hinterrand ziehen und deren Zahl systematisch verwertet wird.
Als Ventralplatte des Halsschildsegments habe ich schon frühera) das Hypostoma erkannt;
derselben Ansicht ist S i 1 v e s t r i in einer kurz darauf und selbständig erschienenen Publikation,2) der
aber die Nomenklatur ganz verwirrte.
Der Name Hypostoma wurde dem in Frage stehenden Stücke, einer auf das Hinterende des
Gnathochilariums folgenden Querspange von L a t z e 13) gegeben. Von Silvestri wurde es ganz
unberechtigterweise in Basüare umgetauft und der Ausdruck Hypostoma für das Gnathochilarium
gebraucht. V e r h o e f f 4) endlich hat, sta tt die einzig richtige Bezeichnung Hypostoma zu
gebrauchen, einen dritten Namen: Gula dafür erfunden, was nicht die geringste, Berechtigung hat.
’) A t t e m s , Syst. d. Polydesmiden I. Denkschr. Ak. Wiss. Wien. LXVII. p. 232. 1898.
2) S i l v e s t r i , 1898 Sviluppo del Pachyiulus communis.
3) L a t z e l , Myr. d. öst.-ung. Monarchie II.
4) V e r h o e f f , Dipl. Deutschi. p. 2 6 1 .