
Auf der Innenseite des Hypostoma treten sowohl am Vorder- wie am Hinterrande (d) DupH-
katuren von verschiedener Ausbildung auf, die sogar das Vorhandensein selbständiger Chitinspangen
vortäuschen können (Fig. XII). Für die vordere Duphkatur hat Verhoeff den Ausdruck Kehlrippe
gebraucht. Eine durch eigene Chitinstücke bewirkte Verbindung zwischen Hypostoma und Halsschild,
wie sie bei den Polydesmiden zu beobachten
ist, gibt es bei den Spirostreptiden nicht. Es ist
sekundär eine starke Annäherung des Hypostoma
an das Gnathochilarium eingetreten, so daß beim
Abreißen des Kopfes beide" immer in Verbindung
bleiben.
Das 2. Thoracalsegment ist ventral ganz abgeflacht,
ja sogar etwas eingedrückt. Die Rückenspange
ist ventral weit offen, so wie das 3. Segment
und ohne feste Verbindung mit der zugehörigen
XII. Lophostreptus regularis A tt.
Hypostoma u n d Postmentum.
Ventralplatte. Von der Vorderkante geht die das 2. Segment mit dem Halsschild verbindende Kante
ab und nach innen zu das senkrechte Prophragma (Prph Taf. XV Fig. 299); dieses ist in der Mediane
sehr verengt und erweitert sich gegen die ventralen Enden der Rückenspange bedeutend. In den
Seiten des Vorderrandes ragt ein schräges Läppchen zur Verbindung mit dem Halsschild vor. Die
Verbindungshaut mit dem 3. Segment setzt sich wie bei allen Rumpf Segmenten ein gutes Stück vor
dem Hinterrande an.
Das 3. Thoracalsegment gleicht sehr dem zweiten, es ist unterseits abgeflacht, aber nicht eingedrückt;
die ventralen Enden der Rückenspange bleiben auch hier weit offen.
Das 4. Thoracalsegment ist ventral geschlossen (Taf. XV Fig. 300) und zwar legen sich die
Enden der Rückenspange eng aneinander, doch bleibt die Mediannaht erhalten. Das Prophragma
dagegen bildet einen ringsum, also auch ventral nahtlos geschlossenen Ring, der der Natur der Sache
nach innen und ventral oberhalb von den Enden der Rückenspange zu liegen kommt.
Zu diesen 3 Segmenten (2—4) gehören nun die ersten 3 Beinpaare. Die Zugehörigkeit der
einzelnen Beinpaare zu den Segmenten ist bei Spirostreptiden nicht ohne weiteres klar, weil die Verbindung
zwischen Ventralplatten und Rückenspangen eine nur häutige ist und von der ursprünglichen
Lagerung eine kleine Verschiebung eingetreten ist. Das erste und zweite Beinpaar Hegen in der großen
Bucht, die vorn vom Hypostoma, seithch von den ventralen Enden des Halsschildes und 2. Segments
und nach hinten unvollständig von den ventralen Lappen der 2. Rückenspange begrenzt wird. Das
dritte Beinpaar legt sich von hinten her an das 3. Segment an, indem es von dem 4. Segment, zu dem
es ursprünglich gehörte, etwas ab- und nach vorn rückt.
b) Abdomen.
a) Doppelsegmente.
Jedes der Doppelsegmente des Rumpfes besteht aus 2 Segmenten, dem .vorderen oder Pro-
z o n i t und dem hinteren oder Me t a z o n i t , die fast immer durch die Q u e r n a h t getrennt
sind. Letztere fehlt nur sehr selten und wenn sie dorsal schon verwischt ist, so ist wenigstens ventral
eine Andeutung davon vorhanden. Daß gar kein Rest einer Quernaht vorhanden wäre ist eine große
Seltenheit. An jedem dieser beiden Ürsegmente, dem Prozonit und dem Metazonit, kann man eine
R ü c k e n s p a n g e (das „Pleurotergit“ Verhoeff) und eine V e n t r a l p l a t t e unterscheiden.
Bei den Spirostreptiden sind im Abdomen beide Ventralplatten eines Doppelsegments sowohl untereinander
als mit den Rückenspangen fest verwachsen; die Grenznaht der vorderen viel größeren
Ventralplatte des Prozonits ist stets sehr deutlich, wogegen die kleinere hintere Ventralplatte des
Metazonits meist undeuthch gegen die Rückenspange abgegrenzt ist. Die Quernaht endet ventral
an der Grenze von vorderer und hinterer Ventralplatte.
Die Rückenspange beider Segmente zeigt bei Globanus integer in der Mediane eine sehr deutliche
Naht, bei anderen daraufhin untersuchten Arten ist diese Naht weniger deuthch. Einen irgendwie
abgegrenzten Pleuralteil kann man bei den Spirostreptiden nicht erkennen und ich bin mit Heymons
und Silvestri der Ansicht, daß das Auftreten von Pleuralstücken das sekundäre ist und daß das ur-
sprünghche Diplopodensegment nur eine Rückenspange und Ventralplatte hatte. Verhoeffs Bezeichnung
Pleurotergit für Rückenspange würde also zum Ausdruck bringen, daß diese Rückenspange
sekundär aus 3 ursprünghch getrennten Bestandteilen, dem Tergit und den 2 Pleuren, zusammen-
geschweißt wurde, wofür jedoch kein Beweis vorliegt.
-Eine der zahllosen unnötigen und ungerechtfertigten Umtaufungen Verhoeffs betrifft auch die
Ausdrücke Prozonit und Metazonit. Damit wurden bisher das vordere und hintere Segment eines
Doppelringes bezeichnet. Verhoeff nennt jetzt nur die Rückenspangen Pro- und Me t azoni t , die
ganzen Segmente dagegen Pro- und Meta s o m i t.1)
Jedes Doppelsegment stellt eine kurze Röhre vor, deren vordere Öffnung zum Teil durch einen
Scheibenring, der senkrecht zur Längsaxe steht, geschlossen ist. Silvestri2) nannte ihn P r o p
h r a g m a . Er dient den starken Muskeln zum Ansatz, die das Doppelsegment mit den vorangehenden
verbinden und sich an die Innenseite des Metazoniten dieses vorangehenden Segments
ansetzen. Auf den vorderen Segmenten ist dieses Prophragma merklich breiter als auf den hinteren
Segmenten, weil vorn die Muskelbündel stärker sind. Dem entsprechend kann man auch an konservierten
Tieren beobachten, daß das Vorderende immer stärker und steifer zusammengeringelt ist
als das Hinterende. Die Haut, welche die beiden Doppelsegmente miteinander verbindet, setzt sich
an die vordere Kante des Prozonits, da, wo nach unten das Prophragma abgeht, an; am vorangehenden
Metazonit ist es in einer gewissen Entfernung vom Hinterrand befestigt. Das Prophragma ist in
der Mediane dorsal eingeschnürt und zwar ist das um so ausgeprägter, je breiter das Prophragma
sonst ist, also vorn. Die vordere Ventralplatte biegt an ihrem Vorderende im rechten Winkel nach
oben um und bildet so die Ergänzung des Prophragma. Sie ist beträchtlich größer als die hintere.
In Ausschnitten des Hinterrandes, die nach hinten durch die hintere Ventralplatte abgeschlossen
werden, sind die vorderen Beine eingelenkt und zwar vermöge der Verbreiterung ihrer Basis so fest,
daß man sie aus dieser Öffnung nicht ohne sie zu zertrümmern herausziehen kann. Zwischen den
Ausschnitten für die Hüften springt der Rand der Ventralplatte eckig vor. Lateral von den Coxal-
öffnungen befinden sich die Stigmen. Das Gebiet der Rückenspange des Prozonit, das an das Stigma
angrenzt, ist grubig vertieft und heißt S t i g m e n g r u b e . Die Größe und Gestalt dieser Stigmengruben
ist systematisch von Wert. Meist sind die Stigmengruben ungefähr dreieckig und ihr Seitenrand
bildet die Verlängerung des Seitenrandes der vorderen Ventralplatte oder einen stumpfen Winkel
mit ihm. Bei einigen Gattungen, Thyropygus, Plagiotaphrus sind die Stigmengruben jedoch stark
in die Quere gezogen und überragen den Rand der Ventralplatte bedeutend.
*) Ve r h o e f f , Dipl. Deutschi. p. 45.
ff S i l v e s t r i , Anatome p. 101.