
(demnach Pr. größer), längeren Mucro und eine größere relative Schalenhöhe1) als die Frühwinterform.
In allen diesen Punkten stimmt die kurze Strecke des Verlaufs der Cyclomorphose von B. c. insignis,
die diese beiden Zeichnungen zu überblicken gestatten, aufs genaueste mit der Cyclomorphose von
B. c. berolinensis und B. c. longicornis überein, und ich sehe in diesem einheitlichen Verlauf der Cyelb-
morphose in der ganzen Longicornis-Insignis-Gruppe eine wertvolle Bestätigung dafür, daß die
systematische Vereinigung dieser Formen zu einer engeren Gruppe keine willkürlich-künstliche ist,
sondern den wirklichen Verwandtschaftsverhältnissen entspricht.
Übrigens beachte man, daß in den genannten Punkten die Frühwinterform von B. c. insignis sich der Longispina-Reihe
wenigstens nähe rt; es is t zu erwarten, daß dies für die leider nicht bekannte Spätwinterform in noch höherem Grade zutreffen wird.
Ich vermute, daß letztere nicht viel von der Spätwinterform von B. c. berolinensis und B. c. longicornis abweichen wird.
Wenn ich zusammenfassend den Si nn der j a h r e s z e i t l i che n Va r i a t i o n der L o n g ico
rn is - I n s ig n i s-Gr uppe hervorhebe, so besteht derselbe in folgenden Punkten:
1. Der Mucro ist im Sommer länger als im Winter, gleichgültig, welche Richtung er zur Längsachse
des Körpers einnimmt.
2. Die 1. Antennen sind im Sommer länger als im Winter.
3. Das Auge ist im Sommer relativ kleiner als im Winter.
Die Variation der relativen Schalenhöhe ist nicht temporal bedingt.
Die absolute Länge ist bei einigen Formen im Sommer größer als im Winter, bei anderen
Formen n i c h t oder nur unbedeutend. Hierzu kommen noch die weniger augenfälligen, zur
Variation der Antennen- und Mucrolänge in funktionalem Verhältnis stehenden Variationen der
Antennenincisuren, der Antennenprojektion, des Rostrums, des dreieckigen Schildchens, der Mucro-
incisuren.
2. Mixta-Gruppe.
Diese Gruppe bildet in morphologischer Hinsicht einen wichtigen Übergang von der Longi-
cornis-Insignis-GTwppe zur Eucoregoni-Gruppe. Es wird sich herausstellen, daß sie auch im Verlauf
der Cyclomorphose eine Mittelstellung einnimmt.
B. c. kessleri.
(Tab. III.)
Die wichtigsten Formen, dieser Gruppe sind B. c. kessleri und B. c. lüljeborgii. Ich habe nur
die Cyclomorphose der erstgenannten Form studieren können und auch diese leider nur in geringem
Umfange an der Bosmine des Scharmützelsees bei Storkow und des Schermützelsees bei Buckow.
Ich nenne letzteren See im folgenden, um Mißverständnisse zu vermeiden: Buckower See. Die mir zur
Verfügung stehenden Fänge aus diesem See stammen vom 10. IV. ’10, vom 21. VI. ’91. (Mat. Hartwig,
Zool. Museum Berlin), VIII. ’10 und X. ’89 (Mat. Protz, Zool. Museum Berlin). Die beiden
Scharmützelseefänge führte ich selbst am 23. IV. ’09 und 5. X. ’08 aus. Eine Betrachtung der
Zahlenangaben (Tab. III) und Figuren von B. c. kessleri vom Buckower See führt zur Feststellung
folgender temporaler Variationen:
1. Die 1. Antennen (C + D) sind im Sommer beträchtlich länger als im Winter.
Im Zusammenhang hiermit ist bei beiden Bosminen sowohl das Röstrum (A + B) wie die
A) Das Hochsommertier träg t 7—9 Eier, das ephippiumtragende Frühwintertier 1 Dauerei im Brutraum.
Antennenprojektion im Sommer größer als im Winter. Dabei ist es als eine Eigentümlichkeit der
Winterformen der Buckower See-Bosmine zu verzeichnen, daß deren 1. Antenne ungewöhnlich stark
gekrümmt ist, derart, daß die Antennenspitze fast nach oben zeigt (Fig. 43).
2. Der stets incisurenlose Mucro ist im Sommer durchschnittlich länger als im Winter.
Die Differenz der ermittelten Durchschnittswerte ist im Scharmützelsee größer als im Buckower
See. Trotzdem tritt auch bei der B. c. kessleri des Buckower Sees der Mucro im Sommer viel deutlicher
hervor als im Winter (vgl. Fig. 42 und 43). Es beruht dies darauf, daß der Ventralkontur der Sommerform
hinter der Seta Kurzi eine deutliche Bucht aufweist, während er bei der Winterform fast gradlinig
zur Spitze des Mucrorudimentes, das sich infolgedessen nicht von dem Ventralkontur absetzt,
ausläuft.
3. Die relative Schalenhöhe (H) ist in beiden Fällen im Sommer größer als im Winter.
Es b i l d e t dieses Moment der Cycl omorphose von B, c. k e s s le r i ei nen bei den
Forme n der L ongicornis-Insignis-GcTw ppe nich t b eo bac ht e t en oder d o r t n u r
schwach an ge deu t e t e n neuen Zug, der um so beachtenswerter ist, als er bei den Formen der
Eucoregoni-Gruppe den wichtigsten Punkt der Cyclomorphose ausmacht.
4. Die relative Augengröße ist in beiden Fällen im Sommer kleiner als im Winter.
5. Die absolute Länge der Sommerformen ist im Scharmützelsee beträchtlich größer als die
der Winterformen, während sie bei der Buckower See-Bosmine jahreszeitlicher Variation nicht unterworfen
zu sein scheint.
Vergleicht man die Richtung der Cyclomorphose, wie sie eben für B. c. kessleri geschildert wurde,
mit der der Longicornis-Insignis-Qiwppe, so ergibt sich, daß beide im Variationsverlauf der 1. Antennen
(nebst A + B und Pr.), des Auges und der (bald weniger, bald stärker variierenden) absoluten Länge
übereinstimmen. Hierin hegt insofern nichts Bemerkenswertes, als sich herausstellen wird, daß in
diesen Punkten (abgesehen von der Crassicornis-Gruppe) alle Formen der Coregoni-Reihe sich absolut
gleich verhalten. Dagegen ist folgendes zu beachten: Mit der geringen Länge des Mucros, die das
systematisch wichtigste Unterscheidungsmerkmal der B. c. kessleri gegenüber der Longicornis-Insignis-
Gruppe ausmacht, hat auch die Temporalvariation des Mucros bei B. c. kessleri an Bedeutung stark
verloren; dieselbe hält sich innerhalb sehr enger Grenzen und dürfte biologisch (z. B. auch vom Standpunkte
der Schwebetheorie aus) ganz bedeutungslos sein, während sie bei der Longicornis-Insignis-
Gruppe außerordentlich augenfällig ist und den für diese Gruppe bezeichnendsten Punkt der Cyclomorphose
ausmacht. Die Annahme liegt nahe, daß d i e s e g e r i n g f ü g i g e— g ew i s s e rm a ß e n
r u d im e n t ä r e E - T e m p o r a l v a r i a t i o n d e s Mu c r o s v o n B. c. k e s s l e r i a l s b i o l o g
i s c h b e d e u t u n g s l o s e u n d n u r n o c h h i s t o r i s c h v e r s t ä n d l i c h e R emi n i s c e n z
a n S t am m f o rm e n a u f z u f a s s e n i st , b e i d e n e n d i e V a r i a t i o n d e s Mu c ro s
g r ö ß e r e B e d e u t u n g h a t t e . A l s s o l c h e S t am m f o rm e n k omme n n u r F o rme n
d e r L o n g i c o r n i s - I n s i g n i s - G r u p p e i n B e t r a c h t . Mi t d i e s em R ü c k g ä n g e
d e r B e d e u t u n g d e r T e m p o r a l v a r i a t i o n de s Mu c r o s s t e l l t s i c h n u n b e i B. c.
k e s s l e r i — f a s t k om p e n s a t o r i s c h — a l s n e u e s Mome n t d e r C y c l om o r p h o s e
d i e s om m e r l i c h e V e r g r ö ß e r u n g d e r r e l a t i v e n S c h a l e n h ö h e (H) ein, d i e b e i
d e n F o rm e n d e r C o r e g o n i - G r u p p e d e n w i c h t i g s t e n P u n k t d e r C y c l omo r p
h o s e a u sm a c h t , w ä h r e n d sie s i c h b e iB. c. k e s s l e r i n o c h i n n e r h a l b e n g e r e r
G r e n z e n h ä l t : H ü b e r s c h r e i t e t be i B. c. k e s s l e r i n i e d e n We r t 1000.
Somit zeigt die jahreszeitliche Variation der B. c. kessleri einerseits Züge, die rü ckwä r t s auf