Stunden mehrmals vorgenommen werden muß, schon um die zahlreichen überzähligen Spermatozoen
aus der verhältnismäßig geringen Wassermenge zu entfernen. Nach Ablauf dieser ersten 12 Stunden
wurde ein äußerst geringer Luftstrom, erzeugt durch einen Spengel’schen Durchlüfter, durch das
Wasser geleitet, der lediglich den Zweck hatte, das die nächsten Tage hindurch nur noch je einmal
erneuerte Wasser zu bewegen. Sobald dann mit der Ausbildung der ersten Ruderpaare die eigentliche
embryonale Entwicklung der Tiere beendet war, etwa am 4. Tage nach der Befruchtung, wurde die
Luftzufuhr unterbrochen, und von nun ab das Wasser selbst nur noch einmal wöchentlich gewechselt.
Die einzelnen, kaum V* 1 Wasser enthaltenden, mit Glasdeckeln versehenen Zuchtgläser wurden in
das in den einzelnen Arbeitsräumen der Station ständig fließende Seewasser gesetzt, so daß der Wasserstand
innen und außen ungefähr gleich war. Auf diese Weise blieb die Temperatur des Wassers in
den Gläsern vor Schwankungen'innerhalb kurzer Zeit bewahrt und sogar tagelang ziemlich konstant.
Allerdings stieg sie in den warmen Sommermonaten in den Aquarien, die im Winter durchschnittlich
14 Grad Celsius warm waren, allmählich bis auf 23 Grad, ja einmal, Anfang August, auf 23y 2 Grad
Celsius. Dabei hielt sie sich vom März bis Juni auf etwa 20 Grad Celsius. Zum Vergleich sei hier die
Temperatur des Meeres angeführt; sie betrug im Winter durchschnittlich 16—17 Grad, im Sommer
stieg sie bis 26 Grad im August.
Schon frühzeitig wurden die Larvenkulturen mit Futter versehen, und zwar die planktogenen
sofort beim Auftreten freischwimmender Larven, die nereidogenen jedoch meist erst zur Zeit des
Durchbruches des Darmes. Das Futter bestand ausschließlich aus dem in dem großen, ständig vom
Seewasser durchflossenen Aquarienbecken des Arbeitszimmers üppig gedeihenden Ansatz von niederen
Organismen, in der Hauptsache D i a t o m e e n und F o r a m i n i f e r e n . Anfangs wurde nur
wenig davon zugesetzt, um das Auffinden der kleinen Larven nicht zu erschweren; sobald diese aber
begannen, sich Röhren zu bauen, erhielt jedes Gefäß so viel Nahrungsorganismen, daß diese, nachdem
sie sich am Boden abgesetzt hatten, daselbst einen zusammenhängenden dichten Belag bildeten.
Dieses Futter wurde nun mit dem Wasser wöchentlich erneuert, was sich ohne Schwierigkeiten bewerkstelligen
ließ, da die jungen Würmer sich bei Erschütterungen des umgebenden Mediums in ihre
Röhren zurückzuziehen und dort festzuhalten pflegen, so daß man das Gefäß bequem ausschütten,
ja sogar vorsichtig mit reinem Wasser ausschwenken kann, ohne den Verlust auch nur eines Wurmes
befürchten zu müssen.
Es wurden im ganzen 20 solcher Kulturen angelegt, davon 8 nereidogene und 12 planktogene.
Von diesen aber gediehen nicht alle in gleicher Weise. Nur aus 6 nereidogenen wurden Würmer
mit mehr als 10 borstentragenden Segmenten erzielt. Bei den planktogenen Kulturen war das Verhältnis
noch mißlicher, denn 8 von ihnen entwickelten sich überhaupt nur während einiger Tage,
dann gingen sie ein; die Würmer einer dieser Kulturen brachten es nur zu 6 borstentragenden Ruderpaaren.
Dagegen entwickelten sich die jungen Nereiden dreier weiterer Kulturen in verhältnismäßig
kurzer Zeit sehr weit, so daß sogar einige von ihnen das Stadium der Geschlechtsreife erlangten.
Es sei gleich hier bemerkt, daß im folgenden die einzelnen Kulturen der Reihe nach numeriert
sind, und zwar nach dem Datum, an dem jeweilig die Befruchtung stattfand,, doch so, daß zuerst
mit No. 1—8 die nereidogenen, dann mit No. 9—20 die planktogenen Kulturen bezeichnet sind.
Die Untersuchungen wurden, soweit irgend möglich, an den lebenden Würmern vorgenommen,
nur wo die Verhältnisse dies nicht zuließen, und zur Ergründung histologischer Einzelheiten wurden
Präparate in toto oder Schnittserien angefertigt.
A. Nereidogene Larven.
Sobald bei den nereidogenen Embryonen die gleichzeitig zuerst auftretenden drei Parapodial-
höcker und in diesen die ersten Borsten ausgebildet sind, beginnen die Tiere, die schon vorher auf
dem Trochophora-Stadium lebhaft in der Eihülle rotierten, durch strampelnde Bewegungen die brüchig
gewordene, nebenbei bemerkt ca. 90 (j. dicke Gallerthülle, in die sie bis dahin eingeschlossen waren,
zu zerreißen, um sich schließlich etwa nach Ablauf eines Tages ganz von ihr zu befreien. Am deutlichsten
läßt sich dieser Vorgang bei den frei auf dem Boden einer Glasschale hegenden, aus künstlich
befruchteten Eiern hervorgegangenen Tieren beobachten. Im Winter betrug die Dauer der Entwicklung
von der Befruchtung der Eier bis zum Ausschlüpfen der Larven 8—-10, im März 8, im Juli
dagegen nur 4—5 Tage, und zwar zeigten hierin künstlich befruchtete Eier kein abweichendes Verhalten
gegenüber solchen, die auf normale Weise in den Röhren besamt waren, dann aber nach 1 oder
2 Tagen aus diesen genommen wurden.
Die jungen Würmer unterscheiden sich in ihrer äußeren Form kaum von den vorhergehenden
Stadien, d. h. sie besitzen eine noch fast völlig kugelrunde Gestalt. Nur da, wo die bereits deutlich
erkennbaren Anlagen der Tentakeln sowie der Palpen und I. Fühlercirren aus der dem späteren
Kopflappen entsprechenden Zellmasse als kleine Höcker hervorspringen, und ebenso an dem Hinterende
der Larve mit den gleichfalls schon als kleine Höcker sichtbaren Analcirren-Anlagen ist die
Außenwand des Larvenkörpers etwas vorgewölbt. So kommt es, daß die Richtung der Längsachse
des Tieres schon deutlich zu sehen ist und daß sich, weil die beiden in Rede stehenden Punkte einander
nicht diametral gegenüberstehen, sondern ein wenig der Ventralseite des Tieres genähert sind, an dem
Larvenkörper eine schwächer gewölbte Fläche, die Bauchseite, und eine stark gewölbte, überhalbkugelige,
die Dorsalseite unterscheiden lassen. Verhältnismäßig recht weit ventral liegen jederseits
die drei Parapodien, die als plumpe Wülste aus dem allgemeinen Körperumriß herausspringen, und
deren jedes einzelne dorsal einen kleinen Höcker, die erste sichtbare Anlage seines Dorsalcirrus trägt.
(S. Taf. IV Fig. 17.) Die bereits vorhandenen Borsten dieser Parapodien sind in je zwei Bündeln
angeordnet, nämlich in einem dorsalen und einem ventralen, von denen das erstere dem Borstenbündel
im dorsalen, das letztere aber den Borstenbündeln im ventralen Ast des Ruders beim erwachsenen
Wurm entspricht. Wir werden die Gestalt dieser Borsten später noch genauer kennen lernen.
In dieser Arbeit wird das vorderste der drei Ruderpaare der Larve, an welches später beim
erwachsenen Wurm, wie ja schon L a n g e r h a n s (1880) zeigte, lediglich die II. Fühlercirren erinnern,
immer mit (1 + ) bezeichnet; die beiden folgenden Parapodien jeder Seite heißen dann Ruder 1 resp. 2.
Auf diese Weise erhält mit Ausnahme des ersten jedes Larvenruder die Nummer, die ihm nach der
in der Literatur allgemein üblichen Benennung zukommt; denn dort wird die Zahl der vorhandenen
Ruder stets vom ersten definitiv bleibenden Parapodium (borstentragenden Segment, setigere) gerechnet.
Unsre eben ausgeschlüpfte Larve hat also (1 -f-) 2 Ruderpaare.
Die Länge einer solchen Larve beträgt etwa 300—400 der dorsoventrale Durchmesser
und ebenso die in der Mitte des Körpers liegende größte Breitenausdehnung messen ca. 300 n. Da
das frisch befruchtete Ei der nereiden Form einen Durchmesser von durchschnittlich 272—306 [>.
besitzt, so ist also an der ausgeschlüpften Larve lediglich eine kleine Streckung des Körpers unter
Beibehaltung des Umfanges der früheren Stadien und somit des Eies zu konstatieren.
In dem sonst glasklaren Larvenepithel ist eine gürtelförmige Anhäufung von schwach rötlich