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 Da aber durch den langen, breit ansetzenden Mucro, der den Eindruck einer gleichmäßigen Verjüngung  
 der  ganzen  Schale  nach  hinten  zu hervorruft,  die Richtung  der  Längsachse  sehr  stark  betont wird,  
 macht B. c.  berolinensis trotzdem den Eindruck einer niedrigen und langen Form.  „Schlank“ nannte  
 sie  daher Hartwig.  Forma borussica erreicht trotz größerer Eizahl  nie  eine so große Schalenhöhe wie  
 die märkische Form  (H =  750,  Max.  800). 
 Im vorderen Dor s a l kont ur  befindet sich eine (bei f. borussica oft fehlende oder nur schwach  
 ausgeprägte) Abflachung oder auch Konkavität, namentlich bei Weibchen, die viele Eier im Brutraum  
 tragen.  Bei  solchen Weibchen  liegt  die  höchste  Stelle des Dorsalkonturs  so  hoch  und  so weit  nach  
 hinten,  daß  ein  außerordentlich  steiler  Abfall  des  hinteren  Dorsalkonturs  zustande  kommt,  wobei  
 sich  oft  eine Konkavität  kurz  vor  der  dorsocaudalen  Schalenecke  findet. 
 Die  ventrale Begrenzung  des  kurzen,  stumpfen Rostrums  liegt gewöhnlich, recht  hoch  (höher  
 als  der  ventrale  Schalenrand,  nur  selten  z.  B.  im Müritzsee  in  gleicher  Höhe mit  jenem). 
 Die 1. Ant enne  sitzt dem Rostrum gewöhnlich mit breitem, senkrecht nach unten gerichtetem  
 Stiel auf,  so  daß  der  f l a c h e   Stirnkontur häufig gradlinig in  den vorderen Kontur der  1. Antenne  
 übergeht.  Hinter  dem  dreieckigen  Schildchen,  dessen  Form  Fig.  4  a—y  zeigt,  verjüngt  sich —  oft  
 plötzlich — die erste Antenne und wendet sich in mehr oder weniger starker Krümmung caudalwärts.  
 Sie  bildet  bei  voll  entwickelten  Hochsommertieren  meist  einen  Haken,  der  eine  Stelle  stärkster  
 Krümmung,  die  etwa  um  die  Länge  C  unterhalb  des  dreieckigen  Schildchens  liegt,  auf weist.  Vor  
 und  hinter  dieser  Stelle  ist  der  Verlauf  der  1.  Antenne  fast  gradlinig.  Die  Krümmung  kann  im  
 Extrem  so  stark  sein,  daß  das  grade  verlaufende  distale  Ende  der  Antenne  fast  parallel  mit  dem  
 ventralen  Schalenrande  des  Tieres  verläuft  (vgl.  das  extreme  Tier  vom  Müggelsee  Fig.  15).  Diese  
 hakenförmige  Krümmung  der  1. Antenne,  die  sich  ähnlich  nur  noch mitunter  bei  B.  c.  longicornis  
 findet, ist für B. c.  berolinensis f. typica sehr charakteristisch.  Es finden sich aber auch Tastantennen  
 mit  ziemlich  gleichmäßiger,  schwacher  Krümmung  (allerdings  bei  der  typischen  Form  wohl  nicht  
 an  vollentwickelten  Hochsommertieren)  und  solche  mit  Andeutungen  von  S-förmiger  Krümmung  
 (vgl.  Fig.  14).  Fast  gradlinige  oder  nur wenig  und gleichmäßig  gekrümmte  1.  Antennen  sind  auch  
 im Hochsommer bei f.  borussica die Regel.  Gewöhnlich verlaufen die Antennen beider Seiten parallel  
 miteinander,  nur  bei  voll  entwickelten  Hochsommertieren  bemerkt  man  ein  Konvergieren  der  
 Antennenspitzen.  Bei  jungen  Tieren  divergieren  dieselben  und  zwar  mitunter  so  stark,  daß  die  
 Entfernung der Antennenspitzen gleich der doppelten Breite des Tieres sein kann.2)  Die Abdominalkralle  
 hat  bei  allen  von  mir  beobachteten  Formen  zwei  Knicke. 
 Die  Scha l enr e t ikul a t i on  ist  so  undeutlich,  daß  meist  nur  die  Längsstreifung  an  der  
 Stirn,  und  auch  diese  nur  in  Spuren,  erkennbar  ist.  An  anderen Partien  der Schale  habe  ich nur  
 in  seltenen Ausnahmefällen Retikulation beobachtet. 
 Im Vorhergehenden habe ich nur die Formverhältnisse von Sommertieren eingehender berücksichtigt; 
  die übrigen jahreszeitigen Formzustände schildere ich bei Behandlung der Temporalvariation  
 im  Zusammenhang,  da  dieselben  diagnostisch  nur wenig  in  Betracht  kommen. 
 i)  Ein  solches  BeroZinerasis-Hochsommerweibchen  m it  extrem  buckelartig  emporgewölbtem  Rücken  war vermutlich  das  
 von Hartwig  (’97)  abgebildete Exemplar,  „das  den Rücken genau wie B.  gibbera gebildet h a tte “ .  Diese Abbildung Hartwigs  verleitete  
 wohl Burckha rdt  (’0 0 ,1)  zu  der —  völlig unhaltbaren — Ableitung  der  B.  c.  berolinensis  von  B.  gibbera. 
 *)  Ganz  gleiche  Veränderungen  machen  die  1.  Antennen  übrigens  bei  allen  Formen  von  B.  coregoni  beim  Heranwachsen  
 durch. 
 Synonymie. 
 Ehe ich im folgenden auf die Verbreitung  der B.  c.  berolinensis  eingehe, sind noch die Nomenklatur 
   und  Synonymiefragen  sicher  zu. stellen.  Die  Autordiagnose  von  B.  c.  berolmensis  wurde  
 von Imhof  (’88)  gegeben  auf Grund  eines Planktonmaterials,  das  Imhof  von  Prof. Weltner erhalten  
 hatte.  Dasselbe  war  am  8.  September  1885  im  Müggelsee  gefangen. 
 Dieses Datum,  das Imhof leider nicht angibt,  verdanke ich der Mitteilung von Prof. Weltner, der mir auch gestattete,  den  
 noch  vorhandenen  Rest  dies  Fanges  durchzusehen. 
 Wichtige Ergänzungen zu seiner ersten Diagnose gab Imhof (’90,1, II) in der an die Aufstellung  
 dieser  Form  als  neue  Art  sich  anschließenden  Polemik mit  Poppe  (89’,  I,  ’90).  Imhofs  Diagnose  
 (und besonders die erwähnten Ergänzungen derselben) hebt im ganzen treffend die für B. c. berolinensis  
 charakteristischen Punkte hervor: den langen Mucro,  der mit dem unteren Schalenrande einen außerordentlich  
 weiten Winkel bildet, infolgedessen wenig nach unten gerichtet ist und gleichmäßig in eine  
 Spitze ausläuft;  die Besetzung der unteren Kante desselben  „mit 2 spitzigen nach hinten gerichteten  
 Zähnchen“, die glatte Schale,  die verhältnismäßig niedrige Form des  Tieres.  Ungenügend  charakterisiert  
 aber bleiben die  1. Antennen, deren Spitzen Imhof „nicht hinter den Anfang des unteren, resp.  
 vorderen  Schalenrandes  reichen“  läßt,  und  deren Basalpartie  nach  ihm  „schief  vorwärts  gerichtet“  
 ist.  Eine  Angabe  in  den  Ergänzungen  behauptet  sogar,  daß  die  Spitze  der  Tastantennen  „nicht  
 hinter die Stirn“ reicht.  Diese Bemerkungen Imhofs sind nur so  zu verstehen, daß  sie  auf junge Tiere  
 gegründet  sind,  bei  denen  die  Verhältnisse  allerdings  derartig  liegen  (vgl.  Fig.  23).  Schon  Poppe  
 (’89,  I,  ’90)  hat die Angaben  Imhofs  über Richtung und Projektion  der  1.  Antennen  auf Grund  des  
 Weltnerschen Materials  angegriffen  und  richtig  gestellt.  Auf Messung  junger  Tiere  ist  auch  Imhofs  
 Angabe der absoluten Länge auf 0,464 mm zurückzuführen, die Imhof allerdings in der 1. Ergänzung  
 richtiger auf 0,576 mm erhöhte.  In der Tab.  I, No.  9 gebe ich Zahlen werte,  die an einem ausgesucht  
 durchschmttsmäßigen Tiere  (mit  3  Embryonen)  des Weltnerschen Original-Materials  gewonnen sind,  
 und  in  Fig.  16  eine  Zeichnung  desselben  Tieres. 
 An  Imhofs  Publikation  seiner  neuen Art  B.  berolinensis  schloß  sich,  wie  schon  erwähnt,  eine  
 lebhafte  Polemik  zwischen  ihm  und  Poppe  an,  der  behauptete,  daß  Imhofs  B.  berolinensis  mit  B.  
 bohemica  Hellich  identisch  sei.  Was  für  eine  Form  Poppe  unter  B.  bohemica  verstand,  geht  aus  
 folgender Äußerung  (’89,1,  p.  100)  von  ihm  hervor.  Er  schreibt:  „Außer  im Müggelsee  ist  die Art  
 (B. bohemica Hellich) von Dr. O. Zacharias auch bei Berlin in der Spree  (von der der allerdings große,  
 aber flache Müggelsee nur eine Erweiterung darstellt),  im Havelsee bei Babelsberg,  sowie in Mecklenburg  
 im Schweriner- und Müritzsee gesammelt worden;  auch kommt sie nach Lilljeborg in Schweden  
 im  Mälarsee1)  vor.“  Bei  diesen  von  Zacharias  gefangenen  Bosminen,  auf  die  Poppe  sich  beruft,  
 und  die er selbst,  wie  aus  einer Äußerung von Zacharias  (’87,  p.  259)  hervorgeht,  vor Augen gehabt  
 und für Zacharias als B. bohemica Hellich bestimmt hat, handelt es sich nun allerdings, wie ich gleich  
 zeigen werde, um Formen,  die mit Imhofs B. berolinensis identisch sind oder ihr doch wenigstens sehr  
 nahe  stehen.  Dennoch  ist  Poppe  entschieden  im  Unrecht,  wenn  er  behauptet,  daß  diese  Formen  
 ebenso  wie  die mit  ihnen identische,  von  Imhof  geschaffene  B.  berolinensis  den Namen B.  bohemica  
 tragen müssen.  Denn Hellichs  B.  bohemica,  die  allerdings  sehr  ungenügend beschrieben  ist,  gehört, 
 J)  Die  Identifikation  dieser B.  bohemica vom Mälarsee  („oder  richtiger  einer Bosminenform,  die  die  Herren  Professoren  
 Lilljeborg und Sars  für diese A rt halten“  mit  den  ihm bekannten Zachariasschen Formen  (’90, pag. 366) nahm Poppe selbst, zurück.  
 E r dürfte  bei dieser Form Lilljeborg’s B.  insignis vom Mälarsee im Auge gehabt haben,  die Lilljeborg  früher  (nach  pag.  269  Clad.  
 S u e c .„ in   seinen  öffentlichen  Vorlesungen“ )  m it  B.  bohemica  Hellich  identifizierte.  Vgl.  hierzu  auch  pag.  38.