
 
        
         
		Wes t -   un d   O s t p r e u ß e n . 
 In  den  Provinzen West- und  Ostpreußen  fand  ich  (in dem Material von Dr. A.  Seligo) B.  c.  berolinensis  im 
 Gardschauer  See  (Gebiet  d.  Kladau-Mottlau,  173  ha,  Max.  Tiefe  17 m,  14.  VIII.  04), 
 Geserichsee  bei  Dt.  Eylau  (Drewenz-Gebiet,  3228  ha,  12  m,  am  23. VII.  09), 
 Dubensee  (Drewenz-Gebiet,  am  14.  VII.  09), 
 Mauer  See  (Kr.  Angerburg,  1665  ha,  38 m,  am  13.  VI.  99), 
 Niedersee  (Kr.  Johannisburg,  1794  ha,  25  m,  am 6. VII.  92), 
 Kschywener  See  (Kr.  Oletzko,  175  ha,  28 m,  am  28.  VII.  03). 
 Für alle eben erwähnten Fundorte (mit Ausnahme des Kschywener Sees) war von Dr. A. Seligo das Vorkommen  
 von  Eubosntina  longispina  s.  str.  und  var.  macrocerastes  (in  Seligos  Nomenklatur)  gemeldet;  zum  Teil waren  die  
 Formen von ihm abgebildet und beschrieben worden.  Es dürften daher wohl auch die übrigen von Seligo für diese  
 Formen  aufgeführten  Fundorte  hierher gehören,  also:  Stäbingsee,  Kr. Mohrungen  (Seligo  ’07,  Fig. 61), Ostrowitter  
 See1)  und  Henselewosee.  Kr.  Orteisburg. 
 Nach von mir selbst vom 21.—25. V. 09 gesammeltem ostpreußischem Materiale  konnte ich Spätwintertiere  
 von B .  c.  berolinensis  für  folgende  Seen  feststellen: Mauer-  (bei  der  Jnsel Upalten),  Doben-, Löwentin-,  Spirding-,  
 Nieder-,  Guszinsee.  Die  nach  Spätwinterformen  immerhin  recht  zweifelhafte  Bestimmung  dieser  Tiere  als  B .  c.  
 berolinensis konnte ich sicherstellen auf Grund des Dr. L. Cohnschen2) Materials, das Fänge aus allen Sommermonaten  
 des  Jahres  enthielt.  Auf  Grund  dieses Materials stellte  ich B .  c.  berolinensis in  der forma borussica  mihi  für  den 
 Schimon-,  Löwentin-,  Spirding-,  Beldahnsee  und  die  Talter  Gewässer  fest. 
 Es  handelt  sich  bei  diesen  preußischen  Berolinensis-Fundorten  z.  T.  um  zusammenhängende  Seengebiete;  
 namentlich  die letzterwähnten  masurischen  Seen bilden  ein solches.  Zähle ich  die  Seenbecken  dieses einheitlichen  
 Gebietes, in dem B . c.  berolinensis von mir nachgewiesen ist, von Norden nach Süden fortschreitend  noch einmal auf,  
 so wären es  folgende: Mauer- mit Dobensee, Löwentin-,  Schimonsee, Talter Gewässer,  Spirding-,  Beldahn-, Guszin-,  
 Niedersee.  Es  ist  anzunehmen,  daß  B.  c.  berolinensis  sich  auch  in  den  übrigen  Seen  dieses  zusammenhängenden  
 Gebietes, die mit den erwähnten Seen in offener Verbindung stehen, wird nachweisen lassen.  In offenem Zusammenhang  
 steht auch der Duben- mit dem Geserichsee; zwischen dem Stäbing- und dem Geserichsee stellt der oberländische  
 Kanal  eine künstliche Verbindung her. 
 A u ß e r d e u t s c h e   F u n d o r t e . 
 Die — meines Wissens — einzige Mitteilung über  das Vorkommen einer B .  c.  berolinensis  außerhalb  Norddeutschlands  
 stammt von W. Meißner (’02).  Derselbe schreibt (pag. 41) hierüber folgendes (aus  dem Russischen  übersetzt): 
  ,;Angetroffen wurde ein Exemplar (!) am 5. Juli in einem Planktonfange (von Staroretsch) aus einem Altwasser“  
 (der Wolga bei Saratow).  Nachprüfung dieser interessanten Angabe wäre sehr wünschenswert. 
 2.  Subspezies:  B.  c.  longicornis  Schoedler.3) 
 (Tabelle  I I ;  Fig.  29—40.) 
 Syn.  B.  longicornis  Schoedler  (’66). 
 .  B.  longicornis  Hartwig  (’95,  ’98). 
 B.  coregoni-bohemica  Keilhack  (’08). 
 Non. Syn.  B.  longicornis  Kessler  (’68). 
 B.  longicornis  Lilljeborg  (’01). 
 B.  longicornis  vieler  anderer  Autoren. 
 1)  Das  von Seligo  *07  aus  diesem  See  abgebildete  Tier:  Fig.  62  ist,  wie  aus  der Richtung  des Antennenstieles  hervor-  
 geht,  ein  jugendliches Exemplar.  Ob die von Seligo als E. longisp. bezeichnete und abgebildete Form des Leleskersees Fig. 63 hierhergehört, 
   erscheint mir  zweifelhaft;  sie  scheint  einen  Übergang  zu  B.  c.  reflexa  zu  bilden. 
 2)  Von  Dr.  L.  Cohn  (’03) waren diese Formen  als B. c. humilis bezeichnet worden.  Bei  der außerordentlichen. Länge des  
 Mucros derselben kann man  jedoch nicht einmal von  einer Annäherung der masurischen  Formen  an B. c. humilis (= kessleri) reden. 
 3)  Über  die  angewandte Maßmethode  vgl.  pag.  8;  die  Temporalvariation  behandle  ich   auf  pag.  77 f.  Abbildungen  
 bei:  Schoedler  ’66,  Keilhack  ’08  und  ’09,  II. 
 S o m m e r f o r m   (Tab.  II,  No.  5—7;  Fig.  30—32). 
 Das  Hauptcharakteristikum  der  ausgewachsenen  Sommerweibchen  dieser  Subspezies  ist  der  
 fast  s enkr e cht   v ent r a lwä r t s   und  nur  wenig  nach  hinten  gerichtete  Mucro  (Fig.  40).  Der  
 caudale Rand1)  desselben bildet infolge  dieser Richtung  fast die gradlinige Fortsetzung des caudalen  
 Schalenrandes;  doch  findet sich  an  der Übergangsstelle  des  letzteren  in  den  caudalen Mucrokontur  
 stets  eine  breite  seichte  Einbuchtung.  Die  relative  Länge  des  Mucros  ist  recht  beträchtlich  
 (Mu =  250—350,  Max.  390).  Für gewöhnlich trägt er keine Incisuren.  Die  relative  Schal enhöhe  
 ist  im Durchschnitt  größer  als  bei  B.  c.  bewlmensis  (H ca.  800, Max.  853), wird aber trotzdem von  
 dem  Maximum  der  —  überhaupt  viel  variableren  —-  B.  c.  berolinensis  übertroffen.  Die  höchste  
 Stelle  des Dor s a l kont ur s   liegt meist  gerade  über  der Mitte  der  Längsachse.  Infolgedessen  ist  
 der  vordere,  steil  ansteigende Dorsalkontur  mehr  oder  weniger  gewölbt  und weist  nur  selten  eine  
 schwache  Konkavität  auf.  Die  St i rn  ist  nie  so  flach  wie  bei  B.  c.  berolinensis  und  z.  T.  sogar  
 schwach gewölbt.  Der  ganze Dorsalkontur  ist  infolge  dieser  Verhältnisse  äußerst  gleichmäßig  gewölbt, 
   und das ganze Tier erscheint rundlich im Gegensatz  zu der lang gestreckten  B.  c.  berolinensis.  
 Ro s t r um  lang  (A +  B=4|jL50—.180)  und  spitz.  Auge  groß  (O — ca.  100).  Die  1.  Ant ennen  
 (15—20 Incisuren)  sind  stets  sehr  lang  (C +  D =  840—930, Max.  1080) und von sehr verschiedener  
 Form:  meist  gleichmäßig  stark  oder  hakenförmig  oder  (selten)  schwach  S-förmig gekrümmt.  Der  
 Antennenstiel ist nach hinten  gerichtet,  worauf  z. T.  der große Wert für Pr.  =  700—850,  Max.  1020  
 zurückzuführen  ist.  Absolut e  Länge  500—600  pi,  Max.  640  p..  Re t i kul a t i on  meist  nicht  
 bemerkbar,2)  Striatur  am Kopf  vorhanden. 
 J u n g e   T i e r e   (Tab.  II, No.  15; Fig.  38 b)  zeigen  den ausgewachsenen Weibchen gegenüber  
 die gewöhnlichen Charaktere  der Jungen und unterscheiden sich von B.  c.  berolinensis-Jungen außer  
 durch die Werte für Mu ca. 310—320, H ca.  670, C -f- D ca.  1050 durch den schräg nach hinten-unten  
 gerichteten Mucro,  vor dem der ventrale Schalenrand eine Bucht bildet,  und den nach hinten gerichteten  
 Antennenstiel  (P r.|=  780). 
 W ' i n t e r f o r m . 
 Die  (meist  ephippium-tragenden)  F r ü h w i n t e r t i e r e   (Tab.  II,  No.  8—12;  Fig.  34 und  
 35)  unterscheiden  sich  von Sommertieren  durch Reduktion  folgender Werte:  absolute Länge  (T)  =   
 400—570  p., Mu  durchschnittlich  180,  C +  D  770—900,  Rostrum  (A +  B)  ca.  150,  kürzer  und  daher  
 stumpfer  als  bei Sommerformen,  Antennen  (12—17  Incisuren)  meist  gleichmäßig  gebogen,  mitunter  
 auch  fast  gradlinig.  Der  ventrale  Schalenrand  ist  in  seinem  hinteren  Verlauf  mehr  oder  weniger  
 stark eingezogen und bildet vor dem Mucro  eine breite Bucht,3) während sein vorderer Rand stärker  
 hervortritt. 
 S p ä t w i n t e r t i e r e   (Tab.  II,  No.  2,  3;  Fig.  36,  37)  zeigen  gegenüber  Frühwintertieren  
 noch  stärkere Reduktionen  des Mucros  (Mu =  90—150),  der  1.  Antennen  (C +  D =  450—500)  und  
 der Projektion (Pr. =  240—302).  Ihre Unterscheidung von BeroZmewsis-Spätwintertieren ist äußerst  
 schwierig.  Es kommen dafür folgende Merkmale der Spätwintertiere von B. c. longicornis in Betracht:  
 Mucro  schräg  nach  hinten-unten  gerichtet,  caudaler  Schalenrand  im  unteren  Verlauf  etwas  nach 
 x)  Von  einem  dorsalen  Ran d   des  Mucro  kann  man  infolge  der  oben  geschilderten  Verhältnisse  nicht  reden. 
 2)  An einem  alten, vermutlich von Schoedler gesammelten Zongicornis-Material unbekannten Fundortes im Zool. Museum  
 Berlin  konnte  ich sehr  deutliche Schalenskulptur —  namentlich  bei  jungen  Tieren — beobachten,  die  an  Kopf  und  Rücken  als  
 Längsstreifung  ausgebildet  war. 
 8)  Nicht  zu  verwechseln  m it  der  Mucrobucht  zwischen  Mucro  und  Seta  Kurzi. 
 Zoologica.  H e ft  68.  5