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 Eandensein  jetzt nur  die  I.  Fühlercirren  Zeugnis  ablegen.  Ob  dieses  rückgebildete Segment  das  ursprüngliche  
 Mundsegment  war,  wollen  wir  später  sehen. 
 Zunächst möchte ich darauf hinweisen,  daß eine eigentliche Verschmelzung der zwei Segmente  
 der  Fühlercirrenpaare  äußerlich  wenigstens  nicht  stattfindet.  Der  vordere,  durch  eine  Hautfurche  
 gegen die davor liegenden Partien deutlich abgesetzte Rand des II.  Fühlercirrussegmentes bleibt von  
 •seinem ersten, sehr frühen Auftreten an ständig erhalten.  Bei ganz jungen Larven sitzen die I. Fühlercirren  
 weit vor dieser Segmentgrenze, die sie nie überschreiten.  Die Vorderenden erwachsener Nereiden  
 erwecken vielmehr den Anschein, als säßen auch die II. Fühlercirren  v o r   dem Buccalsegment.  Doch  
 findet man bei genauerem Studium der Verhältnisse,  daß sie aus diesem Segment entspringen,  dessen  
 Wachstum  in  der  Längsrichtung  seit  dem  Ausfall  der  Borsten  aus  seinen  Rudern  lediglich  in  der  
 hinter diesen Rudern gelegenen Zone erfolgt ist.  Mit der Größenzunahme des ganzen Tieres wachsen  
 auch die Fühlercirren,  sie verdicken sich,  und so kommt es, daß das II.  Paar von ihnen ganz an dem  
 seitlichen Vorderrand des Buccalsegmentes seinen Ursprung nimmt, während andererseits das I. Paar,  
 dessen  ursprüngliches  Segment  sich  auch  nur wenig  verlängert  hat,  nun  ganz  dicht  an  das  II.  gedrängt  
 erscheint.  Die  Basalglieder  der  Fühlercirren  einer  größeren Nereis  dumerilii  besitzen  einen  
 Durchmesser,  der etwa  so lang ist  als die larvalen Segmente dieser Anhänge.  Man darf also  nur  die 
 II.  Fühlercirren  dem  Buccalsegment  zurechnen. 
 Im Innern wird zwar mit dem Heranwachsen der Tiere die auch da  anfangs bestehende Trennung  
 der  in  Rede  stehenden  Segmente  aufgehoben,  aber  trotzdem  kann man  nicht  von  einer Verschmelzung  
 in dem Sinne reden, daß aus den beiden vorher selbständigen Elementen ein neues, wieder  
 in  sich  geschlossenes  Ganzes  entsteht.  Die  beiden  Segmente  erscheinen  nur  insofern  vereinigt,  als  
 die  in  ihnen  befindlichen Cölomabschnitte  durch  keine Dissepimente  von  einander  getrennt werden.  
 Es  ist  aber  zu  bedenken,  daß  solche  Scheidewände  einerseits wohl  auch  in  früheren  Larvenstadien  
 nie  existieren,  und  daß  andererseits  bei  größeren  Tieren  infolge  der weiten Erstreckung  des Rüssels  
 durch mehrere Segmente  hindurch  die Leibeshöhle  des  Buccalsegmentes  in weit  offener Verbindung  
 mit  der  in  den  folgenden  Segmenten  steht.  Taf.  I II   Fig.  11  zeigt  den  optischen  Schnitt  durch  das  
 Vorderende  einer  lebenden  nereidogenen  Nereis  dumerilii  mit  (1+) 3  Rudern.  Man  sieht  die  von  
 zahlreichen  Muskeln  durchzogene  Leibeshöhle  sich  frei  durch  den  ventralen  Teil  des  Kopflappens  
 und  die  beiden  Fühlercirrussegmente  erstrecken,  deren  ersteres  durch  die  noch  einfachen  Fühlercirren  
 mit bereits vom Cölom durchsetztem Basalabschnitt in seiner Lage gekennzeichnet ist.  Taf. IV  
 Fig.  16  zeigt  dann  einen  7V2  [x  dicken  Längsschnitt  durch  einen  etwas  älteren Wurm  gleicher Abstammung  
 mit  6 Rudern.  Rechts sind die Basalteile des  I.  und II.  Fühlercirrus getroffen.  Die sich  
 durch das ganze Vorderende erstreckende Leibeshöhle ragt auch in sie hinein,  die  wie die Parapodien  
 zweier  aufeinanderfolgender  Segmente  nach  außen  vorspringen. 
 Gehören die  I.  Fühlercirren  nicht zum Buccalsegment,  so muß ihr  eignes  Segment mehr  oder  
 weniger mit dem Kopflappen verschmolzen sein,  denn wie wir wissen, entspringen sie bei ihrem ersten  
 Auftreten  den  Seitenteilen  desselben.  Es  ist  ja  nichts Außergewöhnliches,  daß  Segmente  nach  vorn  
 zu vereinigt  und zusammengezogen werden.  Das  lehren uns  die meisten Röhrenwürmer,  die Seden-  
 tariä  unter  den  Polychaeten.  Die  Tendenz,  die  vorderen Segmente  zu reduzieren,  kann man  vielleicht  
 bei  den  L y c o r i d e n   auch  in  der  Tatsache  erblicken,  daß  die  Ruder  der  ersten borstentragenden  
 Segmente  meist  nur  unvollständig  ausgebildet  sind.  So  sind  bei  Nereis  dumerilii  die  
 Ruder  1 —3  kleiner  und  einfacher  gebaut  als  die  folgenden,  zu  denen  das  Ruder  4  einen Übergang  
 bildet. 
 Ich glaube nun nicht im Unrecht zu sein, wenn ich behaupte,  daß auch die Palpen  der  Lyco-  
 r i d e n, vielleicht auch die anderer Polychaeten Reste von Parapodien eines noch vor dem I. Fühlercirrussegment  
 gelegenen,  ehemals  selbständigen  Segmentes  sind. 
 Der Bau  der  Palpen  einer  erwachsenen Nereis  ist trotz  ihrer  äußeren Verschiedenheit  analog  
 dem  der  Fühlercirren.  Schon  E h l e r s   (1868)  weist  auf  diese  Tatsache  hin,  indem  er  gelegentlich  
 seiner  eingehenden  Beschreibung  von  Nereis  cultrifera  sagt:  „Die  Palpe  ist  trotz  bedeutender  
 Abweichungen nach dem Muster der Fühler  und Fühlercirren gebaut.  Das Basalglied dieser Organe,  
 welches den Bewegungsapparat enthält, bei den Girren und Fühlern ganz fehlt,  bei den Fühlercirren  
 aber verhältnismäßig kurz ist, erreicht hier eine große Ausbildung, während der Abschnitt, in welchem  
 der  Nerv  endet  und welcher  bei  den  genannten  Organen  lang  gestreckt  ist,  hier  zu  einem  kurzen,  
 dicken  Endknopf  umgestaltet  wird“  (S.  492).  Das  Peritoneum  mit  seinen  roten  Pigmentzellen  
 reicht  in  der  gleichen Weise in  das Basalglied  der  Palpen,  wie in  das  der  Fühlercirren.  Gerade  die  
 Anwesenheit dieses Basalgliedes ist es ja, welche beide Organe einander gleichwertig erscheinen läßt.  
 D i e  B a s a l g l i e d e r   der   P a l p e n   s i n d   die  um g e w a n d e l t e n   R e s t e   d e r   R u d e r   
 e i n e s   S e g m e n t e s ,   i n   w e l c h e m   e h e m a l s   d i e   ä u ß e r e   M u n d ö f f n u n g   l a g . 
 Der optische Schnitt durch die Werns-Larve mit (1 + ) 3 borstentragenden Segmenten Tafel III  
 Figur  11  zeigt,  wie  die  Leibeshöhle weit nach  vorn  bis  an  die Vorderwand  des  Kopflappens  reicht. 
 . Ihr  vorderster  Teil wird  von  den  beiden mächtigen Basalgliedern  der  Palpen  flankiert.  Dieser Abschnitt  
 des Kopfes stellt in der gleichen Weise ein reduziertes Segment vor, wie der nächste, die beiden 
 I.  Fühlercirren  tragende,  nur  daß  bei  ersterem  die Segmentreste mehr  ventral,  bei  letzterem  lateral  
 gelegen sind.  Auf dem Schnitt Figur  16 der Tafel IV sehen wir,  wie bei dem jungen Wurm mit sechs  
 Rudern  die Leibeshöhle  immer  noch,  wenn  auch  nicht mehr so  geräumig,  sich  bis  neben  die Basalteile  
 der Palpen erstreckt.  Sie begleitet dabei den Anfangsdarm nach vorn, wo er zwischen den Palpen  
 ausmündet.  Die Mundöffnung  befindet  sich  also weit  vor  dem  Segment  des  I.  Fühlercirrus,  so  daß  
 man wohl  annehmen  darf,  sie  habe  früher  eben  in dem Palpensegment  selbst gelegen.  Die Ansicht  
 einer lebenden jungen Nereis mit 7 borstentragenden Segmenten von der Ventralseite (Taf. III Fig.  14)  
 zeigt die Mundöffnung in dem Segment der I.  Fühlercirren selbst,  noch aber grenzen die Basalglieder  
 der  Palpen sie  seitlich  ab.  Mit  dem weiteren Wachstum  der Würmer  schiebt sich  die Mundöffnung  
 noch etwas weiter nach hinten, bis sie ihre definitive Lage am vorderen ventralen Rande des II. Fühlercirrussegmentes  
 erreicht.  Tafel  III  Figur  15  ist  die Ventralansicht  des Vorderendes  einer  lebenden  
 Nereis  dumerilii mit  16 Rudern.  Die von gewaltigen Hautdrüsen umstellte Mundöffnung liegt jetzt  
 hinter  den  II.  Fühlercirren,  und  die  Palpen  sind  von  ihr  abgerückt. 
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 Wenden wir uns  näjjtiu  der  I n n é  r v i  e r u nigfd e r  P a l p e n   u n d   F ü h l e r c i r r e n ,   
 die  ja  am  geeignetsten  ist,  über  die  Zugehörigkeit  zu  bestimmten  Segmenten  Auskunft  zu  geben.  
 Außer  einer  vielfach  reproduzierten Abbildung  des  vorderen Teiles  des Nervensystems  einer  Nereis  
 von  d e   Q-u a t  f e f  ä g e s  (1866),  welche'  die  fraglicher! Verhältnisse  nicht  ausführlich  genug dar-  
 Btellt,  existiert  in  der  Literatur noch  eine  treffliche  schematische  Abbildung  dieser  Organe  des  
 Vorderendes  in  der  Arbeit-Won  H am a k e r   (1898)  über  das.  Nervensystem  von  -Nereis  virens.  
 Endlich  hat  B e t  z i u s  (-(895)  einen  Schnitt  durch  das  Gehirn  von  Nereis  diversiedor  abgebildet.  
 An  Schnitten  durch  zahlreiche  Individuen  von  Nereis  dumerilii  verschiedener  Altersstufen  konnte  
 ich  die  anatomischen Verhältnisse4 * . zentralen Nervensystems  und  des  Bauchmarks,  sowie  deren