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 bezeichnet.  Am  Insektenkopfe  würde  die  Y-förmige  Scheitelnaht  eine  solche  spät  geschlossene  
 Spalte bedeuten, und nach Heymons   entspräche also die Region vor den divergierenden  
 Armen  der  Scheitelnaht  dem  Procephalon,  die  Region  dahinter  aber  dem  Gnathocephalon.  - 
 Zu  abweichenden  Resultaten  gelangte  später  R i 1 e y.  Er  suchte  Stellung  zu  nehmen  
 zu der  von C o m s t o c k   und  K o c h i  ausgesprochenen Ansicht,  daß  das  gesamte Cranium seine  
 Entstehung  den  Sterna  des  Procephalon  und  den  Kopflappen  verdanke,  während  die  Beteiligung  
 der  Gnathalsegmente  ganz  untergeordneter  Natur  sei.  Seine Untersuchungen  führten  ihn  zu  einer  
 weitgehenden,  aber nicht vollständigen Bestätigung dieser Anschauung.  Nach ihm geht die Scheitelnaht  
 nur  aus  der  Verlötung  von  Clypeolabralanlage  und  Kopflappen,  bezw.  der  Kopflappen miteinander  
 hervor (mit H o f f m a n  n).  Es entspräche also die ganze Region vor den Armen der Scheitelnaht  
 (Labrum, Clypeus, Frons)  dem  unpaarten Teil  des  Procephalon,  die  dahinter  liegenden Genae  
 und  der Vertex  den Kopflappen.  Die Reste  der  übrigen Segmente  aber  wären  in  einigen  Spangen,  
 welche  sich  anal  an  den Vertex anschließen,  zu suchen.  Der Unterschied der  R i l e y  sehen Ergebnisse  
 gegenüber  den  Angaben  von  C o m s t o c k   und  K o c h i  besteht  darin,  daß  er  in  Clypeus  
 und Labrum  nur  sekundäre Differenzierungen  des  Acrons  sieht,  während  jene  infolge  ihrer  Ansicht  
 von  der Lage  der Mundöffnung  zwischen  Postantennal-  und Mandibularsegment,  sie  für  die  Sterna  
 des  zweiten  und  dritten  Kopfsomiten  halten. 
 Die  Gegenüberstellung  dieser  beiden  prinzipiell  verschiedenen  Anschauungen  machte  sich  
 wünschenswert,  weil  es  nach  den  Beobachtungen  von  B e r l e s e   schien,  als  ob  die  Verhältnisse  
 bei  den  Proturen  geeignet wären,  wichtige  Beiträge  zur  Lösung  dieser  Frage  zu  bieten. 
 B e r  1 e s e  fand  nämlich  bei  Acerentomon  an  der  Kopfkapsel  verdickte  Leisten,  welche  er  
 für  Fusionsleisten  verschmolzener Metamere  hielt.  Er  verfolgte  diese  Leisten  über  das  ganze  Epi-  
 cranium hinweg und bezeichnete die zwischen ihnen liegenden Zonen als Kopfsomite.  In einer schematischen  
 Abbildung  des  ausgebreiteten  Epicraniums  gibt  er  sechs  solche  Zonen  an  und  homologisiert  
 dieselben der Reihe nach mit  den  sechs  Somiten  des  Insektenkopfes.  Aber  schon wenn man  Ber -   
 1 e s e s  Schema  (1.  c.  Tav.  V.  Fig.  30)  vergleicht mit  einer weniger  schematisierten Abbildung,  so  
 sieht man,  daß  die Leisten nicht  genau  der  theoretischen  Forderung  entsprechen,  sondern  daß  ihre  
 Anzahl  größer ist  (1. c. Fig. 31)  und  daß  sie  nicht  stets ganz überdas Cranium verlaufen (1. c. Fig. 29).  
 Untersucht  man  dann  den  Kopf  am  gefärbten  Totalpräparat,  so  findet man,  daß  die  Leisten  ein  
 anderes Aussehen haben,  als die echten Verschmelzungsleisten  des  dorsalen Verschlusses  im  Thorax.  
 Aus  diesen  Gründen  kann  ich mich  der Ansicht B e r l e s e s   über  die Bedeutung  der  Kopfleisten  
 von Acerentomon  nicht mehr  anschließen und  betrachte  dieselben  als  sekundäre  Gebilde. 
 Bei Eosentomon kommen derartige Cranialleisten nicht vor.  Dafür besitzt es aber eine deutliche  
 Scheitelnaht,  welche  bei Acerentomon  völlig  zu  fehlen  scheint.  Sie  ist  deshalb  von Bedeutung,  weil  
 sie einen direkten Vergleich mit anderen Insekten gestattet, insofern,  als das orale Ende des unpaaren  
 Teiles zeigt, wo der Vertex beginnt.  Nun haben sich bei Eosentomon, wie bei höheren Insekten hinter  
 der Kopfkapsel einige Chitinplatten nachweisen lassen,  deren Deutung  fast unmöglich  ist,  wenn man  
 die Kopfsomite  schon  sämtlich  im Epicranium hat  aufgehen  lassen.  Es  scheint mir  daher  auch  die  
 H e y m o n s  sehe Anschauung, welche wegen  der weiten Verbreitung Scheitelnaht bei  den  Insekten  
 allgemeine  Gültigkeit  haben müßte,  auf  die  Proturen  nicht  anwendbar  zu  sein. 
 Versucht  man  an  der  Hand  der  R ile y s e h e n   Auffassung  die  einzelnen  Teile  des  Kopfes  
 von  Eosentomon  zu  deuten,  so  gelangt  man  zu  einem  befriedigenden  Resultate. 
 Im Folgenden  soll  nun  eine Übersicht  über  die  Bedeutung  der  einzelnen  Bezirke  am  Kopfe  
 von  Eosentomon  gegeben werden.  Als  leitender  Gedanke wird  dabei  immer  die  Auffassung  dienen,  
 daß das Tentorium nicht ein Gebilde eigener Art ist, sondern daß es mit dem Endoskelett des Thorax  
 homologisiert  werden  darf.  Es  wird  also  das  Tentorium  als  ein  Fusionsprodukt  aus  den  Pleural-  
 invagiationen  der Kopfsomiten  betrachtet,  welche  teilweise  sekundär  ihre  Lage  verändert  haben.  
 Der Einfachheit  halber  beginne  ich,, mitten  im Kopfe  und  gehe  dabei  von  dem  hinteren Arm  des  
 Tentoriums  aus. 
 Der  laterale Ast  desselben  trägt  das  Gelenk  für  die  Cardo  der  ersten Maxille.  Es  erscheint  
 daher als gesichert, daß er dem Maxillarsegmente angehört.  Nun hat die Embryologie gezeigt,  daß  der  
 hintere  Arm  des Tentoriums  bei  anderen Insekten  aus  einer Einstülpung  zwischen Maxillar-  und  
 Labialsegment  (bei Blatta  cephalolateral  von  der  zweiten Maxille)  hervorgeht.  Gehört  er  nun nach  
 dem Gesagten  zum Maxillarsegmente,  so  ist  daraus  zu  entnehmen,  daß  die  Tentorialeinstülpungen  
 des Kopfes  zum  vorangehenden  Segmente  ( C o m s t o c k  und K o c h i)  zu rechnen  sind  und nicht  
 zum nachfolgenden  (Ri ley) ,   ein Ergebnis,  das  bei  der Beurteilung  der  vorderen  Arme  von  Bedeutung  
 sein  wird. 
 Die  medianen  Äste  des  hinteren  Tentorialarmes  (branche  labiali)  konnte  B e r 1 e s e  bei  
 Acerentomon  ebenfalls  bis  an  die  Körperwand  verfolgen.  Dieser  Befund  ließ  sich  nicht  bestätigen,  
 und  ebenso  findet  sich  bei  Eosentomon kein Zusammenhang  zwischen  dem Chitin  des Exoskelettes  
 und diesen inneren Ästen.  Ob man dieselben daher weiterhin noch für Labialarme halten darf, welche  
 den Kontakt mit  dem  äußeren Chitin  verloren  haben,  muß  dahingestellt  bleiben. 
 Besonders  am gefärbten Präparat sieht man oft deutlich,  daß der untere Lappen der Gnatho-  
 pleura  von  dem Rest  abgesetzt  ist.  Während  ich  den dorsalen Abschnitt  als  Teil  des  Maxillar-  
 segmentes  betrachte,  erscheint  es mir  wahrscheinlich,  daß  der ventrale  erst  sekundär  mit  dem  
 oberen  verschmolzen  ist  und  dem  Labialsegmente  angehört,  obschon ein  Beweis  dafür  nicht  zu  
 erbringen war.  Verfolgt man nun beide Maxillarsegmente entlang des Occipitalwulstes auf die Dorsalseite, 
   so findet  man dort  den  schon erwähnten  sanduhrförmigen Sklerit.  Nach dem Gesagten wäre  
 dann  anzunehmen,  daß  in  seinem vorderen  Teile  die letzten Reste  eines Maxillar-,  im hinteren  die  
 eines Labialtergums zu suchen sind.  Von den Sterna der beiden hintersten Kopfsomiten ist äußerlich  
 sichtbar nur das labiale, welches als Gula den Kopf auf der Ventralseite schließt.  Das Maxillarsternum  
 beteiligt sich  am Aufbau  des Hypopharynx  (R i 1 e y u.  a.)  und  bildet  sich zur Lingua  (Glovssa)  desselben  
 um. 
 i  Von  Interesse  ist  es,  daß  bei  Eosentomon  die  Gula  von  einer  einheitlichen,  ringsum  freien  
 Platte gebildet wird.  Bei höheren Insekten lassen sich zwei Haupttypen in der Ausbildung der Kopfkapsel  
 unterscheiden  (V e r h o e f f).  Bei den Köpfen mit Postcranium clausum ist die Gula beiderseits  
 mit  den Wangen  verwachsen  und  bildet  so  eine  starre  Brücke,  welche  das  Hinterhauptsloch  
 von  der Mundöffnung  trennt  (Coleoptera);  bei  denen  mit  Postcranium  apertum  dagegen  fehlt  eine  
 derartige Brücke.  Da die Gula in diesem Falle meist in zahlreiche kleinere Sklerite aufgelöst ist oder  
 zum  Labium  in  nähere  Beziehung  tritt,  ist  sie  oft  nur  undeutlich  zu  erkennen.  Bei  den  Proturen  
 hat  eine  solche Aufspaltung  nicht  stattgefunden,  und  so  läßt  sich  bei  ihnen  das  von  V e r h o e f f   
 für das Postcranium apertum bezweifelte Vorhandensein einer Kehlplatte mit Sicherheit nachweisen.  
 L i\  i  Oralwärts folgt dem Maxillarsegment das Mandibularsegment.  Im Anschlüsse an C o m s t o c k   
 und  K o c h i  erblicke ich die Rudimente  seiner  Pleuren und  seines  Tergums  in dem schmalen,  als  
 Occiput  und  Postgenae  ( Co ms t o c k )   bezeichneten  Bande,  welches  entlang  des  Hinterrandes