
schon in anderen Fällen vorfanden“. An diese Worte schließt L e u c k a i t noch die Anmerkung :
„Auf ähnliche morphogenetische Vorgänge haben wir gewiß auch überall da zurückzuschließen, wo
hinter dem Kopfe eine größere Anzahl von Tentakeln sich befindet, wie z. B. bei Nereis usw.“ (S. 206).
Ferner schreibt L a n g e r h a n s : „Außerdem finden wir ursprünglich überall homogomphe
Borsten mit kurzem Endglied. Sowohl heterogomphe Sicheln als Gräten treten erst später auf. .Es
sind somit homogomphe Sicheln wohl die ursprüngliche N e r e i d e n - Bewaffnung, und wir haben
in den homogomphen Sicheln, die wir im oberen Ruder mancher Arten finden, vielleicht den Rest
einer embryonalen Bewaffnung“.
Endlich möge hier auch erwähnt sein, daß L a n g e r h a n s als erster die direkte Entwicklung
von Nereis, d. h. ohne Metamorphose bestimmt nachwies. Auf S. 282 sagt er: „Schon M i 1 n e-
E d w a r d s folgerte aus der Gestalt sehr kleiner N e r e i d e n, daß die' Tiere dieser Familie sehr
frühe das Larvenstadium verlassen. Wir können einen. Schritt weitergehen und sagen, daß sie ein
solches gar nicht durchmachen, sondern sieh in ihren hellen ringförmigen Röhren direkt entwickeln
und aus diesen Röhren als junge N e r e i d e n , nicht als Larven herauskriechen“.
Eine erste eingehende Darstellung der Furchung und der nächsten sich an diese anschließenden
Stadien der Entwicklung der Eier von Nereis dumerüü, und zwar der heteronereiden Form dieses
Anneliden aus dem Meer bei Neapel, gab Go e t t e (1882). Da er seine Untersuchungen jedoch
mit der eigentlichen embryonalen Entwicklung abschloß, so sollte Seiner für das Studium der ersten
Entwicklungsvorgänge des Nereis-Eies wichtigen Arbeit hier nur Erwähnung getan werden.
Das gleiche Thema behandelte S a 1 é n s k y (1882) an den planktogenen Embryonen von
Nereis cultrifem, doch verfolgte dieser Autor die Entwicklung der Larven auch noch bis in spätere
Stadien hinein, so daß'hier auf seine diesbezüglichen Angaben etwas näher eingegangen werden muß.
S a l e n s k y beschreibt zunächst die Larven vom 8. Tage ihrer Entwicklung. Hinter jedem der
drei Rudersegmente befindet sich ein Wimperring, so daß die Rumpfregion durch ihn in 3 Teile geteilt
wird. Etwa am 9. Tage schlüpfen die Embryonen aus der Eihülle, in der sie Sich noch bis dahin
befinden, heraus und sinken zu Boden, wo sie sich sofort wie erwachsene N e r e i d e n bewegen.
Nur selten sah S a 1 e n s k y eine Larve frei schwimmen, und auch dann nur kurze Strecken, weshalb
er meint, dieses sei der Grund, daß man so verhältnismäßig wenig Nerm-Larven im Plankton finde.
Am Tage nach dem Ausschlüpfen ist zu den bisherigen ein neues rudertragendes Segment, das 4.
incl. d. Segment des II. Fühlercirrus, hinzugetreten, doch trägt dieses keinen Wimperreif, wie, seine
Vorgänger. An dem Kopflappen, der jetzt auch sein hinteres Augenpaar erhält, erscheinen die Anlagen
der Palpen in Gestalt von länglichen Vorsprüngen (saillies), und es ist wichtig, was S a l e n s k y
über deren Lage sagt: „A l’origine, ces saillies ne sont pas situées à côté des antennes tentaculaires,
comme cela s’observe chez la Néréide adulte, mais en arrière de celle-ci, sur la face dorsale du corps
embryonnaire“ (Sal. orientiert den Körper umgekehrt als wir es in Übereinstimmung mit der üblichen
Darstellungsart tun, nämlich mit dem Bauchmark nach oben). Auch am folgenden Tage legen sich
neue Segmente an, und die Kiefer werden in dem Rüssel sichtbar. Bereits seit dem Ausschlüpfen der
Larve hat sich das Entoderm völlig vom Ektoderm abgetrennt, dessen Zellen nun immer großer
werden und zwischen denen zahlreiche Drüsen auftreten. Erst am 6. Tage nach dem Ausschlüpfen
der Larve trennen sich die im Ektoderm angelegten Ganglien des Bauchmarks, deren Zahl der der
Segmente entspricht, von ihren ursprünglichen Schwesterzellen. Die vorderen Ganglien sind umfangreicher
als die hinteren, alle aber stehen in unmittelbarem Kontakt miteinander. Es sind jetzt
S Segmente inkl. dem II. Fühlersegment vorhanden, die alle wohlausgebildete Borsten führen. Die
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vorderen Ganglien der Bauchkette teilen sich in zwei Partien, von denen die größere vordere zum eigent-
liehen Bauchmarkganglion, die hintere aber zur interganglionären Kommissur wird. Vom Unterschlundganglion
gehen die beiden Schlundkommissuren aus, die sich mit zwei entsprechenden vom
Cerebralganglion ausgehenden Nerven treffen und vereinigen. Eine Reihe Ektodermzellen (s. Taf.
XXIV Fig. 22N) trennt die beiden Loben des Gehirns.
Salensky erläutert dann weiter eine Anzahl von Schnitten, die er von Larven verschiedener
Altersstufen anfertigte und abbildete. Auf einem Horizontalschnitt durch eine junge Nereis mit 5
Ruderpaaren (Fig. 23N) unterscheidet er drei Gruppen von Muskeln in jedem Segment, nämlich zwei
aus je drei bis vier Fasern zusammengesetzte Längsmuskellagen auf beiden Seiten des Bauchmarks,
ferner eine aus transversalen Fasern bestehende, zwischen den Ganglien an der Grenze der Segmente
liegende Muskelschicht; endlich Muskelfasern, die in jedem Segment auf der Bauchganglienkette verstreichen
(muscle sous-ganglionnaire). Uber die Entwicklung der Parapodienmuskeln sagt S a -
1 e n s k y: ,,Le système des muscles du pied est absolument indépendant des muscles du corps, car
les premiers se développent aux dépens des sacs sétigères“. (S. 587.) Wenn die Larve ausgeschlüpft
ist, geht die Entwicklung der Borstensäcke parallel mit dem Wachstum der Füße. Die am Ende
dieser Säcke gelegenen Zellen verlängern sich und bilden sich in die Parapodienmuskeln um (Fig. 20N),
welche sich nun einerseits am Ende der Borstensäcke, andererseits an der Hypodermis festheften.
Der mediane Teil des übrigbleibenden Sackes wird zum eigentlichen Borstensack, der wächst und nur
noch flache Zellen enthält, während in seinem Grunde die Borsten gebildet werden.
Auch über die spätere Entwicklung des Mesoderms macht S a l e n s k y einige Angaben: „Les
plaques latérales qui se sont partagées en 2 lamelles reconnaisables dans chaque segment, où elles
délimitent la cavité du corps, s’accroissent rapidement. Pendant toute la durée du développement
postembryonnaire, elles progressent d’avant en arrière vers la face dorsale, mais leur accroissement
n’est pas uniforme: celui de la lamelle somatique ou somatopleure est beaucoup plus rapide que celui
de la lamelle splanchnique; bientôt la première tapisse, dans la région dorsale, toute la paroi interne
de l’ectoderme. — Chez une larve âgée de trois jours on vois la lamelle somatique (fig. 22NB) se transformer
en une lamelle de muscles longitudinaux. Quant à la lamelle splanchnique, elle ne revêt pas
encore tout 1’entoderm“. — Die Entwicklung des Mesoderms im Kopfabschnitt soll sich grundsätzlich
von der im Rumpfe unterscheiden. Die Hauptmasse des Kopfmesoderms umgibt den Rüssel und
bildet dessen peritoneale Umhüllung. Obwohl S a l e n s k y keine Schnitte erhielt, die ihn zu dieser
Annahme berechtigten, meint er doch, daß diese Peritonealmembran den Rüsselmuskeln ihren Ursprung
gibt. Über die Bedeutung einer ziemlich dicken Schicht polyedrischer Mesodermzellen (Fig.
22NA), die in relativ weiter vorgeschrittenen Stadien an das Entoderm stößt, konnte sich Sa l en s ky
nicht klar werden.
Am Darmtraktus der Larven unterschied er drei Teile: die ektodermale Mundeinstülpung,
5 Entodermzellen, aus denen der Mitteldarm hervorgeht, und eine Analeinstülpung, das spätere
Rektum. Der Rüssel bleibt lange vom Darm getrennt; er besteht aus einer einzigen Schicht von
Cylinderzellen (Fig. 22 N, 20 N). Am 6. Tage nach dem Ausschlüpfen tritt eine zweite Zellschicht auf,
welche die Rüsselhöhle auskleidet (Fig. 23NA). Das Darmlumen erscheint definitiv erst am 6. Tage.
Am letzten Tage des Embryonallebens (vor dem Ausschlüpfen) teilen sich die Ektodermzellen lebhaft
in der Nähe der Rüssel- und Analeinstülpungen und bilden dort Häufungen kleiner Zellen, die sich,
innen an der Peripherie der Entodermkugeln sitzend, vermehren und von einander ganz unabhängig
sind (Fig. 20 N). Am Tag nach dem Ausschlüpfen wird im vorderen Entoderm ein Stück Darmhöhle