
Körper größer, die Beine etwas dicker und plumper, und der Borstenbesatz spärlicher. Auch
erscheinen die Abdominalbeine etwas größer, wie dies in ähnlicher Weise bei Gampodea der Fall ist.
Einen tiefgreifenden Unterschied gegenüber allen anderen Insekten hat man aber dann zu
erblicken, daß die Proturen a n a m e r sind. Während sonst bei Insekten die Jugendform oder die
Larve mit der vollen (unter Umständen schon embryonal verringerten) Segmentzahl das Ei verläßt
und höchstens sekundär eine Reduktion der Abdominalsegmente durch Verschmelzung stattfindet,
schlüpfen die Proturen mit geringerer Zahl der Uromeren und erreichen die typische Zwolfgliedrigkeit
erst im Verlaufe von mehreren Häutungen. ,
Die kleinsten Exemplare von Acerenttmwn und Eosentomon, die bisher zur Untersuchung
gelangten, besitzen nur neun Abdominalsegmente (Fig. 17). Von diesen schließt sich das achte ■
seiner Größe etwa an die vorhergehenden an, während das neunte oder Telson viel schmäler ist und
in das vorangehende eingezogen werden kann. Die nächstgrößere Stufe von Proturen hat em zehn-
Niedriges Abdomen (Fig. 19). Es hat sich hier zwischen das achte Segment, das durch seine Form
und vor allem durch die an seinen Seiten gelegene Mündung der abdominalen Wehrdrüsen (Dgl)
charakterisiert ist, und das Telson ein schmales Segment eingeschoben. Dasselbe schließt sich m
der Breite etwa an das achte an, während das Telsonimmer noch um ein Beträchtliches schmäler ist.
Bei dem darauffolgenden Stadium (Fig. 19) hat sich dann vor dem Telson ein weiteres, dem neunten
Segment gleichartiges Segment eingeschoben. Erst das letzte Larvenstadium erreicht die normale
von zwölf Uromeren. B e r 1 e s e hat diese Stufe bei Acerentomm als „ninfa“ bezeichnet;
von dem völlig ausgebildeten Protur (Fig. 20) unterscheidet sie sich nur durch die etwa# geringere
Größe und den Mangel des Kopulationsapparates.
Trotz vielfachen Suchens und trotzdem mir vorübergehend sehr reiches Material vorlag, habe
ich nicht mehr als diese vier verschiedenen Stadien sowohl bei den untersuchten Eosentormden wie b$i
Acerentomon gefunden. Ob die beobachteten kleinsten Exemplare wirklich dem jüngsten Stadium
angehören, oder ob zwischen ihnen und dem aus dem Ei schlüpfenden Individuum noch weitere bis
jetzt unbekannt gebliebene Jugendzustände liegen, kann ohne zusammenhängende Verfolgung
des Entwicklungsganges nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, doch ist es nach den Untersuchungen
von R i m s k y - K o r s a k o w so gut wie sicher. Dagegen scheint es, daß von der genannten
jüngsten Form bis zum ausgewachsenen Tier nur noch vier Häutungen erfolgen, von denen die drei
ersten jede eine Vermehrung der Abdominalsegmente um eines mit sich brmgen. Zwischen die
ohgomeren Jugendformen und das reife Protur schaltet sich also noch eine weitere Stufe ein,
welche bereits die volle Segmentzahl besitzt. Demnach wäre die Segmentvermehnmg hier nicht als
eine echte Anamorphose, sondern vielmehr als H e m i a n a m o r p h o s e zu betrachten.
II. Allgemeiner Teil.
A. Die Zusammensetzung des Kopfes.
Die Frage nach der Zahl der Metamere, welche zur Bildung des Insektenkopfes zusammengetreten
sind, ist in einer großen Zahl von Arbeiten erörtert worden. Die Untersuchungen darüber
wurden teils auf vergleichend-morphologischer, teils auf embryologischer Basis angestellt. Da kritische
Zusammenstellungen auch der neueren Arbeiten schon des öfteren gegeben sind, möchte ich mich
darauf beschränken, die wichtigsten Ergebnisse hervorzuheben.
Während die vergleichend-morphologischen Untersuchungen zu der Annahme ganz Verschiedener
Segmentzahlen geführt haben, die von einem Minimum von einem (B u r m e i s t e r) bis zu
einem Maximum von neun (J a n e t) schwanken, hat die Embryologie fast ausnahmslos die Anlage
von sechs Kopfsomiten festgestellt. Nur wenige Autoren glauben, ein siebentes Ganglienpaar als
Rest eines reduzierten postmandibularen Kopfsegmentes, zu welchem die Superlinguäe des Hypopharynx
(bezw. das Endolabium) als Extremitäten gehören würden, gefunden zu haben (F o 1 s o m,
B e n g t s s o n u. a.), doch konnten diese Resultate von anderen Untersuchern nicht bestätigt werden
(H o 1 m g r e n u. a.). Aus diesem Grunde erscheint es als berechtigt, s e c h s als die ursprüngliche
Anzahl der Kopfmetamere anzusehen, zumal auch manche Tatsachen der vergleichenden Morphologie
zugunsten dieser Zahl sprechen. Diese Segmente sind, von vorn nach hinten gezählt, das Acron,
Antennale und Postantennale (Praemandibulare, Intercalare), zusammen das Procephalon bildend,
und das Mandibulare, Maxillare und Labiale als Glieder des Gnathocephalon.
Es erhebt sich nunmehr die zweite Frage danach, in welchen Teilen des definitiven Kopfes
diese Metamere zu suchen sind. Ich glaube dabei absehen zu dürfen von den ganz komplizierten Begrenzungen
der einzelnen Bezirke, wie sie teils willkürlich ( N e w p o r t , D y b o w s k i), teils auf
Grund vergleichender Untersuchungen an Muskulatur und Innervation (B e r 1 e s e, J a n e t,
V e r h o e f f ) angegeben wurden. Dagegen möchte ich kurz darauf hinweisen, was sich entwicklungsgeschichtlich
über das spätere Schicksal der Kopfsegmente feststellen ließ, und werde mich dabei
an den Kopf der Blattiden halten, welcher große Ähnlichkeit mit dem Proturenkopfe auf weist.
Bei Phyttodromia fand H e y m o n s, daß von den Segmenten des Procephalon das Antennale
bis auf seine Extremität, das Postantennale völlig reduziert wird. Während nun die Kopflappen
rasch auf der Dorsalseite miteinander, zur Bildung der Frons, und mit der medianen Clypeolabralanlage
verschmelzen, erfolgt im Gnathocephalon zuerst eine Verwachsung der Segmente miteinander, und
dann erst der dorsale Verschluß und die Vereinigung mit dem Procephalon. Da nun die früh erfolgten
Verschmelzungen intensiver sind, verstreichen bei ihnen die alten Grenzen vollständig. Spätere
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