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 Funktion  als  die  einer  SchutzwafEe  haben  die  embryonalen  Borsten  der  Nectochaeta  wohl  nicht.  
 Sicherlich  sind  sie  keine  Fortbewegungsorgane;  zur  Erleichterung  des  Schwebens  dienen  sie  auch  
 nicht  in  erster Linie,  wie  schon  aus  der  eben  beschriebenen  für  diesen Zweck  unpraktischen  Form  
 und  Anordnung  hervorgeht.  Dafür,  daß  sie  einen  Schutz  des  Tieres  bedeuten,  spricht  auch  die  
 Tatsache, daß die Larven noch später,  nachdem  sie  sich bereits  am Boden  befinden,  auf  einen  Reiz  
 hin  ihre  Borsten  spreizen. 
 Schon  am 5.  Tage nach  der Befruchtung sanken in der Kultur No.  11  viele dieser Larven  zu  
 Boden,  andere schwammen noch am 7.  Tage an der Oberfläche des Wassers.  Von den Nectochaeten  
 der Zuchten No.  19 und 20 befanden sich am 6.  Tage noch keine am Boden;  eine Anzahl Larven der  
 Kultur No.  16 lebten am 9. Tage noch pelagisch, und erst am 13. Tage waren alle von der Wasseroberfläche  
 verschwunden  und  hatten  den  Boden  ihres  Gefäßes  erreicht.  Die  Zeit,  welche  die  plankto-  
 genen Larven  pelagisch  zubringen,  ehe  sie beginnen  sich  zu Boden  sinken  zu  lassen,  schwankt  also  
 zwischen fünf und zehn Tagen nach der Befruchtung.  Da aber,  wie wir noch sehen werden,  die befruchteten  
 Eier  der  Tiere  auf  den Meeresboden  oder  jedenfalls wenigstens  in  die  Tiefe  sinken,  und  
 die sich  entwickelnden Nectochaeten mit Hilfe ihrer positiven Phototaxis  die Oberfläche erst wieder  
 zu  erreichen  streben müssen,  so  erklärt  es  sich,  daß  man  so  selten  Nectochaeten  im  Oberflächenplankton  
 antrifft.  Nach der Einteilung H a e c k e 1 s  muß man die Lycoriden-Nectochaeten zu den  
 meroplanktonischen  Formen  rechnen.  Über  das  Vorkommen  von  Lycoridenlarven  im  Plankton  
 berichten H a e c k e r  (1896  und  1898)  und L e s c h k e  (1903),  von denen  der letztere  (S.  132)  die  
 wahrscheinlich  Nereis  dumerilii  angehörenden,  im  Plankton  der  Kieler  Föhrde  gefangenen  Nectochaeten  
 beschreibt. 
 Die drei borstentragenden Segmente der Nectochaeta entsprechen genau den drei borstentragenden  
 Segmenten,  welche zuerst und gleichzeitig bei der  nereidogenen Larve  auftreten,  d.  h.  das  erste  
 von  ihnen  wird  zu  dem  Segment  der  II.  Fühlercirren,  dem  sogenannten  Buccalsegment,  während  
 die  beiden  anderen  das  definitive  Rudersegment  1  resp.  2  repräsentieren.  Nach  unserer  hier  vorgeschlagenen  
 Numerierung  besitzt  also  die  auf  den Boden gesunkene Larve (1  + ) 2 borstentragende  
 Segmente,  und  entspricht  somit  der  eben  aus  der  Eihülle  geschlüpften  künstlich  gezüchteten,  d.  h.-  
 außerhalb  der  Mutterröhre  herangewachsenen  nereidogenen  Larve,  die  wir  vorher  näher  kennen  
 lernten.  Obwohl  nun  auch  der  innere  Bau  beider  Larven  der  gleiche  ist,  so  sind  die. Tiere  doch  in  
 ihrer  äußeren Gestalt  einander  sehr wenig  ähnlich.  (Vergl.  Taf.  IV Fig.  17  und  Textfig.  8a  und  b).  
 Diese Verschiedenheit wird bedingt durch die ungleiche Menge von Dottermaterial,  über welche jede  
 der beiden Larven verfügt.  Während  das bei der nereidogenen Larve überaus  reichlich vorhandene  
 Dotterentoderm wegen seiner Masse gelb und undurchsichtig erscheint und den Larvenkörper zu einer  
 Kugel  auftreibt,  aus  deren Umriß  nur  Kopf  und Hinterende  ein  wenig  hervorragen,  übt  die  helle,  
 weniger  kompakte  Dottermasse  der  planktogenen  Larve  auf  die  Gestaltung  von  deren  Körper  
 kaum  einen Einfluß  aus.  So  kommt  es,  daß  die  planktogenen  Larven  viel schlanker  und  zierlicher  
 erscheinen,  als  die  nereidogenen;  ihr Rumpf ist langgestreckt,  die  einzelnen  Segmente  sind deutlich  
 von  einander  abgesetzt,  die  Parapodien  ragen weit  aus  den Seitenflächen  des  Körpers  heraus,  ohne  
 daß sie jedoch weiter entwickelt wären, .als die der nereidogenen Larven.  Dieses Verhältnis zwischen  
 den  beiden  Larvenformen  bleibt  auch  noch  für  die  nächste  Zeit,  während  welcher  neue  Segmente  
 gebildet werden,  bestehen,  bis  das  allmähliche  Schwinden  des  Dotters  bei  der  nereidogenen  Larve  
 deren  äußere  Gestalt  dem  entsprechenden  Stadium  der  planktogenen  gleich  macht. 
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 Die  Länge  dieser  Larven  beträgt  anfangs  etwa  200y.,  doch  strecken  sich  die  Tiere,  auch  
 ohne  daß  sie  neue  Segmente  bekommen,  bald mehr  und  mehr.  Die  Tentakeln messen  bei  solchen  
 Larven mit  (1+)  2  Rudern  ca.  12  (x,  die Analcirren  ca.  16  (x,  das  einzige  Paar  erster  Fühlercirren  
 20  (x.  Die  hintere Grenze  des Dotterentoderms  befand  sich  zwischen  dem  Rudersegment  2  und  3. 
 Nachdem  die  planktogenen  Larven  den  Boden  erreicht  haben,  dauert  es  relativ  lange  Zeit,  
 bis bei ihnen neue Segmente erscheinen.  Da der Darm sehr lange geschlossen bleibt, so leben die Tiere  
 zunächst  lediglich  von  dem  ihnen  aus  dem  Ei  überkommenen  grünlich-gelben  Dotter,  in  welchem 
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 Tentakel 
 Fig.  8. 
 Planktogene  Larven  von  Nereis  dumerilii. 
 ebenso  wie  bei  den  nereidogenen  Larven  einige  große  und  zahlreiche  kleine  öltropfen  vorhanden  
 sind.  Die Würmer der Zucht No.  11  begannen, nachdem ihnen am  14.  Tage das übliche Diatomeenfutter  
 zugesetzt worden war,  am  15.  Tage zu fressen.  Aber  erst am 24.  Tage nach  der Befruchtung  
 besaßen  manche  von  ihnen  (1 -fr) 3  Ruderpaare. 
 Der  dorsale  Ast  der  I.  Fühlercirren  erscheint  schon  ziemlich  früh,  noch  während  die  Larve  
 als' Nectochaeta  frei  umherschwimmt.  Das  Auftreten  des  ventralen  Astes  geschieht  nicht  immer  
 in  dem  gleichen  Zeitverhältnis  zu  dem  des  dorsalen  Astes  des  II.  Fühlercirrus.  Meistens  nämlich  
 fand  ich  schon  auf  dem  (1 + ) 3-Rudersegmentstadium die Dorsalcirren des vordersten Ruderpaares  
 (1+)  so  stark gewachsen,  daß  sie dem vor ihnen stehenden  I.  Fühlecrirrus  an Länge  beinahe gleich  
 kamen.  Dabei war bei diesem von einem ventralen Ast noch keine Spur zu sehen (Textfig.  8a).  Ein  
 solcher  erschien  erst  einige  Zeit  nachher,  wuchs  aber  zunächst  schneller  als  der Dorsalcirrus  des  II. 
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