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 Spätwinterweibchen in gewaltiger Menge produzierten Jungen direkt zu Frühsommertieren,  die schon  
 scharf von Spätwintertieren verschieden sind.  Nur äußerst selten finden sich  etwa  im Mai Zwischenformen, 
   bei  denen man  im  Zweifel  sein  kann,  ob  sie  als  Spätwinter-  oder  als  Frühsommerformen  
 anzusprechen  sind.  Gewöhnlich  zeichnen  sich Frühsommertiere  sowohl  den  Spätwinter-  wie Hochsommertieren  
 gegenüber  hinreichend  dadurch  aus,  daß  sie  eine weit  geringere  relative  Schalenhöhe  
 (H)  als  diese  beiden  Formzustände  besitzen.  Es  beruht  dies  darauf,  daß  auf  das erwähnte Maximum  
 der  Eiproduktion  im  April—Mai  (repräsentiert  durch  Spätwintertiere)  ein  von  den  Frühsommertieren  
 repräsentiertes Minimum  folgt,  während  dessen man  nur  1—3 Eier im Brutraum  der  
 Weibchen  findet.  An  dieses  schließt  sich  das erwähnte,  von  Hochsommertieren  vertretene,  zweite  
 Sommermaximum  im  Juli—August  an. 
 Während also im Frühjahr die Sommerformen,  die die Spätwintertiere ablösen, gewissermaßen  
 sprunghaft auftreten und nur noch allmählich im Laufe des Sommers die extremen Sommercharaktere  
 anzunehmen brauchen,  geh t   d e r  Übe rgan g   von den Hochsommer-  zu  den W i n t e r f o rmen   
 im  He r b s t   ohne   j e d e n   Spr ung  v o r   sich.  Er  vollzieht  sich  im  wesentlichen  durch eine allmähliche  
 Reduktion der  üppig entwickelten sommerlichen Charaktere.  Wenn man die in der Tab.  I,  
 No.  6  und  7  niedergelegten Durchschnittswerte  der Wolzigerseetiere vom 28. VII.  oder der Müggelseetiere  
 vom 6. VII.,  die  von Hochsommerformen  in  extremer  Entfaltung  stammen,  nacheinander  
 mit  den  Maßangaben  vom  3.  IX.  ’09  (Tegel,  Tab.  I,  No.  8),  8.  IX.  (Müggelsee,  Tab.  I,  No.  9)  
 und  5.  X.  (Scharmützelsee  Tab.  I,  No.  10)  vergleicht,  so wird man im allgemeinen eine  allmähliche  
 Reduktion der Werte für T, H,  Pr, C, D, C +  D, A +  B bemerken.  Um für solche reduzierten Sommerformen  
 eine Bezeichnung zu haben, will ich sie „S p ä t s omme r form en “ nennen.1)  Am intensivsten  
 und augenfälligsten vollzieht sich die erwähnte Umwandlung  (wenigstens  hat dies für die märkischen  
 Seen ganz allgemein Geltung)  etwa  in der Mitte  des Oktobers.  In diesem Monat kann man in einem  
 Fange Berolinensis - Formen  nebeneinander finden, die man auf den ersten Blick für völlig verschiedene  
 Formen  ansehen würde.  Wie aber  die Werte  einzelner  (Tab.  I,  No.  12),  zum  Teil  schon  ephippien-  
 tragender  Tiere  vom  28. X.  ’09  (Spree  bei  Treptow)  zeigen,  sind  die  einander  sehr  fern  stehenden  
 Extreme  durch  ■—  übrigens  sehr  häufig  anzutreffende — Übergangsformen hinsichtlich aller zahlenmäßig  
 ausdrückbaren  Merkmale  miteinander  verbunden.  Die  Figuren  17—19  stellen  eine  solche  
 Übergangsserie  von  einem  Extrem zum anderen  (aus der Spree bei Treptow) dar.  Die am weitesten  
 reduzierten Tiere dieses Fanges (für die ich Durchschnittswerte in Tab. I, No.  13 angebe), stehen schon  
 einem  in  den  folgenden Wintermonaten annähernd konstant bleibenden Formzustande äußerst nahe,  
 den ich als „Fr ü hwi n t e r f  orm“ bezeichnen will.  Maßangaben solcher Frühwintertiere vom 15. XII.  
 ’09 (Müggelsee)  und  vom 9 .1. ’10 (Müggelsee)  gebe ich  in Tab.I, No. 15  und  16.  Letztere,  die  später  
 im Winter  gefangen  sind,  zeigen  die  Frühwintercharaktere  in  extremerer  Ausbildung  als  erstere.  
 Früh winterformen fing ich  sonst noch  am 28. X. ’08  im Tegeler See und am 26. XII. ’10 in  der Havel  
 bei  Potsdam. 
 Dieser  gegenüber  den  Spätsommertieren  der  Oktoberfänge  recht  konstante  Formzustand  
 der  Frühwintertiere  muß  von  dem  ihm  zwar  nahestehenden  Zustand  der  Spätwintertiere  scharf 
 i)  Doch  liegt  es  auf  der Hand,  daß  dieser Name  keinen  so  g u t umgrenzten Formzustand  bezeichnet wie  etwa  die S p ä twinter 
  oder Hochsommerformen, da man nicht n u r zeitlich nacheinander,  sondern  auch in ein u nd demselben Fange m itunte r alle  
 n u r denkbaren Zwischenformen zwischen Hochsommer- und W interformen an treffen kann.  Der  Begriff  Spätsommerform  umfaßt  
 also eine außerordentliche Mannigfaltigkeit von Formen. 
 unterschieden werden.  Es bestehen in folgenden Hinsichten Differenzen,  die sich bei einem Vergleich  
 der  entsprechenden  Figuren  und  Zahlenwerte  leicht  ergeben.  Die  absolute  Länge  der  Frühwintertiere  
 ist durchschnittlich kleiner als die der Spätwintertiere,  die  1. Antennen der ersteren sind durchschnittlich  
 relativ  kürzer,  ihre  Schalenhöhe  ist kleiner  als  bei  Spätwintertieren.  Letzteres  läßt  sich  
 wieder  unschwer  auf  die  Eiproduktionsverhältnisse  der  Tiere  zurückführen.  Die  Frühwintertiere  
 haben  stets  nur  ein  (meist Dauer-)Ei  im Brutraum,  die  Spätwintertiere,  wie  schon  erwähnt,  5—6.  
 Umgekehrt  wie  die  betrachteten Merkmale  verhält  sich  der  Mucro,  der  bei  Frühwintertieren  länger  
 ist,  aber gleichzeitig mit  schmalerer Basis  der  Schale  aufsitzt und  infolgedessen  einen spitzeren Eindruck  
 macht  als  bei Spätwintertieren.  Der Antennenstiel  der Frühwintertiere  ist nicht  wie bei  den  
 Spätwintertieren senkrecht nach unten, sondern etwas schräg nach vom gerichtet, so daß infolgedessen  
 die  Stirn  der  Frühwintertiere  flacher  und  die Antennenprojektion  (Pr.)  kleiner  ist. 
 Es  besteht  also  eine  ganze Anzahl  von Unterschieden  zwischen Früh-  und  Spätwintertieren,  
 und obwohl dieselben nicht sehr augenfällig sind,  fand ich doch niemals ausgewachsene Tiere, die eine  
 Mittelstellung  zwischen  beiden Winterformzuständen  einnahmen.  Die  Jungen  beider  Formen  sind  
 allerdings  nicht  zu  unterscheiden.  Vielleicht —  doch  sei  dies mit  allem Vorbehalt  gesagt — hängt  
 diese strenge morphologische Trennung der beiden Formzustände mit den im  folgenden zu schildernden  
 Fortpflanzungsverhältnissen  zusammen. 
 Im  vorhergehenden  habe  ich  hinsichtlich  der  Fortpflanzungsverhältnisse  schon  erwähnt,  
 daß auf das bei Spätwintertieren (April—Mai) zu konstatierende Frühjahrsmaximum der Eiproduktion  
 (5—6  Eier)  ein  an  Frühsommertiere  gebundenes  Minimum  (1—3  Eier  im  Mai—Juni)  und  darauf  
 in  den  Monaten  Juli—August  ein  durch  Hochsommertiere  vertretenes  Sommermaximum  (5—6,  in  
 seltenen Fällen  8  Eier)  folgt.1)  Für  die  folgenden Monate  ist nun  ergänzend hinzuzufügen,  daß  im  
 September  eine  allmähliche Abnahme  der Eiproduktion stattfindet  (ca.  3  Eier).  Im Monat Oktober  
 aber,  der ja auch in morphologischer Hinsicht so starke Umwälzungen brachte,  tritt nun auch in den  
 Fortpflanzungsverhältnissen  ein  Novum  auf:  die  bisherige  rein  parthenogenetische  Fortpflanzungsweise  
 wird abgelöst  durch  die  sexuelle;  es  finden  sich Männchen und befruchtungsbedürftige Ephip-  
 piumweibchen. 
 Um  zuerst  das  Phänomen  zeitlich  einigermaßen  festzulegen,  gebe  ich  eine  Aufzählung  der  
 Daten,  an  denen  ich  Geschlechtstiere  beobachtete: 
 5.  X.  ’08 Scharmützelsee:  Einige  unentwickelte  SS,  sonst  viele  P$$.2) 
 17.  X.  ’09 Kalksee  bei  Rüdersdorf:  Mehrere  E?$,  unentwickelte  SS,  Mehrzahl  P$?. 
 28.  X.  ’09 Spree  bei  Treptow:  50  %  E $ ?   und  SS,  50  %  P$$. 
 29.  IX.  ’91  Tegelersee:  3  E$$,  sonst  nur  P$$. 
 12.  X.  ’09  „  1  E?,  1  unentwickeltes  S,  sonst  viele  P?$. 
 28.  X.  ’08  „  E$$ nicht selten,dd seltener als E$$, häufig junge SS,  P $ ?   selten (30 %). 
 i)  Das Bestehen  eines Minimums  der Eiproduktion  zwischen dem Frühjahrs- und dem Hochsommermaximum wird sehr  
 leicht  durch  folgende  Überlegung  verständlich.  Die  Spätwintertiere  produzieren  im  April  und  Mai  große  Mengen  von  Jungen.  
 Wenn sie  dann  im  Mai bis  Ju n i  aussterben, wimmelt das Wasser  (wie  auch Wesenberg-Lund  beobachtete)  von  enormen Mengen  
 jüngerer Tiere,  die,  im  Beginn  der  Eierproduktion  stehend,  n u r wenige  (1—-3) Eier  gleichzeitig  im  Brutraum  tragen.  E rs t wenn  
 diese  junge F rühjahrsbrut herangewachsen ist,  produziert sie  im Hochsommer  (Juli-August)  größere Eisätze  (5—6 Eier).  Ich will  
 bemerken,  daß Wesenberg-Lund  (pag.  222)  in  diesem  P unkte  abweichende  Beobachtungen  gemacht  hat. 
 ®)  Ich  benutze  hier  und weiterhin  folgende Abkürzungen:  Mit  unentwickelten S S  will  ich  S S   m it  noch  unbeweglichen  
 Tastantennen  bezeichnen.  E  =  Ephippium.  E $  =  befruchtungsbedürftiges  Ephippium-Weibchen.  P  ?  =   parthenogenetisch.es  
 Weibchen. 
 Zoologica.  H e ft  63.  I ß