Sicherheit zu erkennen. Dagegen bildet das Ende der Scheitelleiste (Cav) die Möglichkeit zu einer
genauen Abgrenzung des Vertex gegen die Vorderhälfte (Erons). Die beiden Seitenäste (Cvr) der
Y-förmigen Scheitelnaht sind sehr kurz, so daß sie bislang der Beobachtung entgangen sind. An
der Gabelungsstelle erhebt sich ein langer feiner Endoskelettalstab (Cvej, der frei in die Kopfkapsel
hineinragt. Nahe dem Hinterrande ist eine schmale Spange vom V e r t e x (Vt), beziehungsweise
den G e n a e, seinen lateralen Teilen, abgesetzt, die sich ziemlich weit an den Seiten des Hinterhauptloches
verfolgen läßt, dann aber plötzlich verlischt. Sie dürfte als P o s t g e n a (Pg; Com-
s t o c k ) und ihre Medianpartie als 0 c c i p u t (Oc) zu bezeichnen sein.
Etwa in der Mitte des Kopfes findet sich auf jeder Seite ein eigentümliches Organ, welches
v o n B e r 1 e s e als P s e u d o c u 1 o (Pso) benannt wurde. Es ist eine etwas unregelmäßig gerundete
nach außen leicht gewölbte Platte, welche hinter der Mitte eine nur ganz dünn mit Chitin überspannte
Öffnung trägt. Beiderseits von diesem Porus verlaufen auf der Innenseite schwache Chitmleisten
nach vorn. Um den eigentlichen Pseudoculus findet sich gelegentlich ein durch stärkere Eärbbarkeit
des Chitins gekennzeichneter schmaler Ring. Die Deutungen, welche dieses Organ erfahren hat,
sind sehr mannigfaltiger Art. Daß es als Sinnesorgan anzusprechen ist, wird wohl allgemein angenommen.
Ob es aber ein Auge (S i 1 v e s t r i> oder eine rudimentäre Antenne :(S c h e p o t i e f f).
oder ein Homologon des Postantennalorganes der Collembolen (B e e k e r) ist, kann noch nicht als
entschieden betrachtet werden, wenngleich die letztgenannte Anschauung die wahrscheinlichste ist.
An den Vorderrand des Epicraniums schließt sich das L a b r u m (Lbr, Eig. 2 und 3) an.
Es wird von einer dreieckigen . Chitinplatte gebildet, welche an ihren Rändern sehr zart, nach der
Mitte zu aber etwas kräftiger ist. Auf ihr liegen zwei papilläre Erhebungen (Lbp) mit je einem feinen
Haar; eine mediane Verdünnung des Chitins täuscht eine Zusammensetzung aus zwei symmetrischen
Komponenten vor. Daß es sich nicht um eine solche handelt, kann man mit Sicherheit erkennen,
wenn man das Labrum isoliert und von dem darunter liegenden Epipharynx und dessen endoskelettalen
Bildungen befreit.
Auf der Ventralseite ist, wie schon erwähnt wurde, die Kopfkapsel nicht geschlossen. Da aber
die Seitenhälften dort in der Regel fest zusammengepreßt sind, bedarf es der Zerzupfung, um sich
von den richtigen Verhältnissen, zu überzeugen. Man findet dann, daß zwischen den beiden Seitenrändern
des Epicraniums ein ziemlich breites Band hyalinen Chitins Hegt, welches in der Mitte eine
schlanke, stärker färbbare (und mit Silber imprägnierbare) Spange enthält. Es ist dies die Kehlplatte
oder G u 1 a (Gu, Eig. 2, 6, 7) anderer Insekten. Sie beginnt schon in der Mundbucht zwischen den
beiden Hälften d^s Labiums und verläuft dann als etwa gleich breit bleibendes, nur caudal etwas
erweitertes Band zwischen den Seitenrändern des Epicraniums und über diese hinaus noch ein Stück
auf dem Halse. In ihrem ganzen Verlauf läßt sie eine feine Medianfinie erkennen, welche nach vorne
zu scheinbar mit den verdickten Seitenleisten verschmilzt. Untersucht man den Bau des Gularsklerites,
auf einer Querschnittserie, so findet man, daß er ein ziemlich kompliziertes Gebilde ist (Fig. 7 a, b, c).
Vorn zeigt er gleich beim Beginn eine tiefe Einsenkung, welche nach unten etwas erweitert ist. Dieselbe
läßt sich entlang des ganzen Sklerites als Eurche verfolgen; während sich aber vom nur eine einfache
Ealtenbildung (a) findet, ist weiter nach hinten (b) die Umschlagskante jederseits in eine feine Leiste
ausgezogen, welche im Querschnitt als Zacke vortritt. Gegen das Ende der Gula hin (c) haben diese
Leisten sich dann wesentlich verbreitert, so daß sie von beiden Seiten übereinander greifen. Außer
den beiden lateralen Leisten erhebt sich noch entlang der Mittellinie eine unpaare mediane Leiste,
Dieselbe ist vorn (a) am breitesten und erscheint im Schnitt als feiner langer Zahn, welcher noch etwas
die Ränder der Furche überragt. Nach hinten zu nimmt seine Höhe ab, bis die Leiste zuletzt unter
den übergreifenden Seitenleisten verschwindet. Der Vergleich mit Tomocerus (H o f fm » n n 05)
zeigt, daß diese Gularfurche der V e n t r a 1 r i n n e der Collembolen entspricht, welcher sie überraschend
ähnelt. Bemerkenswert ist nur, daß sich keine Spur von Rinne auf dem Thorax von Eosen-
tomon .findet; die Funktion wird also jedenfalls eine ganz andere sein, als bei den Collembolen.
Der Hinterrand des Epicraniums ist an den Seiten tief ausgeschnitten und an diesen Ausschnitt
schließt sich, analwärts gerichtet, eine große, zweiteilige Platte von etwas dünnerem Chitin an. Ich
bezeichne dieselbe kurz als G n a t hto p 1 e ü r a (Gp, Eig. 1 und 2) und betrachte sie als Fusionsprodukt
der lateralen Cervikalsklerite. Der dorsale Fortsatz (Gpm) ist ziemüch breit,, am Ende
abgerundet und durch eine verdickte Leiste schräg geteilt; der ventrale (Gpl) zeigt dagegen eine
einfache Spitze und ist etwas zärtfer als der andere. Bemerkenswert ist die Gnathopleura deshalb,
weil von ihrem Oberrande aus die hinteren Äste des Tentoriums entspringen.
Durch eine breite Halsfalte, welche über den Nacken hinweg von einer Gnathopleura zur anderen
führt, stehen beide in Verbindung mit einem eigenartigen Sklerit auf dem Nacken. Dieser besitzt
eine etwa sanduhrförmige Gestalt und kann wegen seiner Beziehung zu den Gnathopleuren als
G n a t li o t e r g u m (Gt, Fig. 9 und 10) bezeichnet werden. Er gehört also nicht, wie man seiner
Läge nach annehmen könnte, zum Prothorax, sondern muß als abgelöster Teil der Kopfsomite betrachtet
werden und ist homolog den dorsalen Cervikalskleriten (Jugularia) höherer Insekten.
Die M a n d i b e l (Md, Fig. 4) von Eosentomon, mit der ich die Besprechung der Mundwerkzeuge
beginnen will, erinnert in ihrer Gestalt außerordentlich an diejenige gewisser Collembolen
(Tomocerus). Wiebei diesen ist sievollkommen einheitlich gebaut. Man kann an ihr drei Abschnitte
ohne weiteres unterscheiden. Das Endstück (Mda) hat die Form einer einschneidigen Lanzette, deren
Rücken nach außen zu Hegt. Es besteht aus dickem, in dem vorderen Spitzenteile kaum färbbaren
Chitin, welches von einem feinen Kanal der Länge nach durchzogen ist. Basalwärts schHeßt sich
an diesen „Fuß“, gegen die „Ferse“ (H o f f m a n n) desselben etwas eingezogen, der röhrenförmige
Körper (Mdc) der Mandibel an. Der Grundabschnitt (Mdb) endlich ist auf der Dorsalseite nicht
geschlossen und bildet eine flache, an den Rändern etwas aufgebogene Platte. Ein zweiter Gelenkkopf
zur Artikulation mit dem Hypopharynx, wie er bei Tomocerus vorkommt, ließ sich nicht
nachweisen, dagegen finden sich die Sehnen für die Rotatoren (Mdr) in der Mitte und diejenigen
für die Protrusoren (Mdp) nahe der Basis am Medianrande in ähnlicher Weise wieder. Bemerkenswert
ist, daß auch bei Eosentomon die Mandibel mit einem feinen Chitinstabe (Mdt) artikuliert,
welcher mit seinem aufgespaltenen anderen Ende wenig dorsocaudalwärts von dem Pseudocuh
die Kopfkapsel erreicht.
In der Abbildung ist die Mandibel flach ausgebreitet dargestellt. Im Zusammenhänge mit
dem übrigen Skelett (Fig. 1 und 2) zeigt sie aber nicht diese Gestalt, sondern sie ist etwas aufgerollt.
Der Grundabschnitt steht dann nahezu vertikal mit abwärts gewandter glatter Kante, während
nach der Spitze zu sich der Mandibelkörper allmählich um diese Kante herumschlägt. Auf diese
Weise gelangt der anfangs etwas nach außen gerichtete gebrochene Rand, dorsal über den geraden
hinwegkreuzend, auf die Innenseite und bildet dort die „Ferse“ des Endstückes.
Die e r s t e M a x i l l e (Mx, Fig. 1 und 5) zeigt.ebenso wie die Mandibel in ihrem Aufbau
Verhältnisse, welche sich in jeder Beziehung auf diejenigen bei anderen Insekten zurückführen lassen.
Sie artikuHert mit den hinteren Armen des Tentoriums durch eine schlanke, kräftig chitimsierte
■Car do (Mca). Das bei weitem größte Stück ist der darauffolgende S t i p e s (Mst). An der Basis
Zoologien. H e f t 64,