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vierte Segment erscheint durchaus nicht vor dem zwölften Tage, so daß in der Entwicklung der äußeren
Gestalt des Tieres eine Pause vorhanden ist, wie sie sich auch bei anderen Formen findet. Lediglich
am vorderen Ende geht eine Veränderung vor sich, indem der Kopf durch eine Falte der Körperoberfläche
unmittelbar vor dem ersten Parapodienpaar vom Rumpf abgesetzt wird. Zu diesem
letzteren unsegmentierten Teil des Körpers gehört auch das Mundsegment. Fünf eigenartige Drüsen,
die „frontal bodies“, deren jede sich aus einer Zelle mit einer Art Vakuole entwickelt und die bei
der kugeligen Trochophora auf der Vorderseite der Gehirnplatte und vor dem oberen Pol liegen,
finden sich jetzt bei der dreigliedrigen Larve zwischen der Basis der Antennen. Etwa am vierten
Tag erscheinen die Kiefer mit ihrer Höhle. Unterdessen hat das Entoderm ein Lumen bekommen,
einen zentralen Zwischenraum zwischen den Entomeren, in denen die öltropfen noch lange persistieren,
ehe sie resorbiert werden.
In einer kleineren Arbeit gibt W i l s o n (1898) dann noch einige Details über die embryonale
Entwicklung von Nereis an.
M’I n t o s h (1907) berichtet über postlarvale Stadien von Nereis diversicolor 0 .F.Müll, von
der schottischen Küste. Gegen Ende des Mai erhielt er aus dem lehmigen Schlamm des Meeresbodens
zahlreiche Larven, jedoch keine Spur von früheren Stadien oder einer Trochophora. Es ist nicht
zu entscheiden, ob diese Larven vorher schon auf ihrer Fundstelle gelebt hatten, oder ob sie auf ein
planktonisches Leben zurücksahen. Die jüngsten Formen besaßen drei borstentragende Segmente.
Da sich solche auch in den Röhren der erwachsenen Tiere, niemals aber pelagische Formen fanden,
so meint M’I n t o s h, daß die gefundenen wohl sich erst im Schlamm niedergelassen hätten, daß aber
andererseits nicht alle zu wandern scheinen. Hinter dem die Fühlercirren tragenden Kopf liegt eine
nur mit Borsten auf jeder Seite versehene Region; erst dann folgen die drei borstentragenden Parapodien.
Am 28. Mai besaßen die Tiere zwei Paar Fühlercirren, das hintere von diesen mit einer dorsalen
Acicula, und fünf Paar mit Borsten versehene Füße, mit deutlich zutage tretenden dorsalen
und ventralen Cirren, sowie hellbräunlichen Stützborsten. Der Cirrus des ersten borstentragenden
Ruders ist verlängert, die Borsten aber sind kürzer als im folgenden Fuß. Der Rüssel verschmälert
sich nach hinten zu und stößt an eine breite, opake, gelbliche, drüsige Region, den Mitteldarm, dessen
großer Umfang nach hinten allmählich abnimmt und in den Enddarm übergeht, der ziemlich weit
dorsal endigt. Die gelbliche Drüsenregion erstreckt sich von der Grenze zwischen dem zweiten und
dritten Fuß bis zum letzten borstentragenden Segment und enthält Gruppen der für die Drüsen der
Wände des Verdauungskanales so charakteristischen öltropfen. Die Segmentalorgane liegen als ein
Paar hell-durchsichtiger ovaler drüsiger Körper („opaque ovoid glandular bodies“) hinter dem ersten
definitiven Ruderpaar, gerade vor der opaken Region des Darmes, und lassen in ihrem Inneren gewöhnlich
eine lebhafte Cilienbewegung erkennen.
Bei ebenfalls Ende Mai gefundenen Stadien mit acht borstentragenden Füßen ist der ventrale
der vorderen Fühlercirren, der seitwärts von den Augen liegt, ein kurzer, gedrungener Fortsatz; der
des nächsten Segments ist undeutlich. Dagegen ist der dorsale Cirrus dieses Segments mit Ausnahme
der Analcirren der längste Cirrus überhaupt. Die Borsten dieses zweiten Fühlercirrussegmentes sind
kurz und unterscheiden sich so von denen des nächsten Segmentes.
Am 17. Juli waren die Tiere beträchtlich gewachsen. Ihr Kopf gleicht nun dem der Erwachsenen
und trägt auf seiner Oberseite ein helles Pigment, das bei noch älteren Tieren mehr bräunlich
aussieht. Das vordere Augenpaar besitzt Linsen. Die Fühlercirren zeigen untereinander die richtigen
Proportionen- Es sind sechzehn bis zwanzig borstentragende Ruderpaare vorhanden. Die Kiefer
tragen sechs Zähne außer der großen Spitze. Im Rücken- und Bauchgefäß zirkuliert bereits rotes Blut.
Endlich hat noch A k i r a I z u k a (1908) einige Angaben über die Entwicklung der von ihm
als neue Art beschriebenen Nereis japonica gemacht, welche der Nereis diversicolor sehr nahe steht,
aber getrennt geschlechtlich ist. 40 Stunden nach der Befruchtung erscheinen bewimperte, lebhaft
umherschwimmende Embryonen, die sich als positiv heliotaktisch erweisen. 90 Stunden nach der
Befruchtung beginnen die Borsten zu erscheinen. Neun Tage alte Embryonen besitzen vier Paar
borstentragender Parapodien, je ein Paar Tentakeln, Fühlercirren und kurzer Analcirren. Die Anlagen
der beiden Augenpaare sind auf den hinteren seitlichen Teilen des Kopfes sichtbar, ebenso die
Kiefer, jeder mit drei Zähnen, inkl. der Spitze. In diesem Stadium beginnen die Embryonen langsam
auf den Boden zu sinken, wo sie alsbald die normale Lebensweise der Erwachsenen führen.
Im folgenden soll nun eine zusammenhängende Schilderung der postembryonalen Entwicklung
gegeben werden, soweit das nach den vorliegenden Untersuchungen möglich ist, und wenn da
auch zu den vorstehend besprochenen Ergebnissen anderer Autoren eine Menge neuer und ausführlicherer
Kenntnisse kommt, wie solche die fast ausschließliche Beschäftigung mit einem Objekte
während so langer Zeit notwendig mit sich bringen muß, so ließ sich dem Wesen des Stoffes nach
doch nicht vermeiden, sowohl den Hauptgang der Entwicklung als auch besondere Einzelheiten,
die bereits von jenen Forschern erkannt und registriert waren, hier nochmals anzuführen, um eben
das Gesamtbild von der Entwicklung der Nereis dumerilii möglichst vollständig und im Zusammenhang
zu geben.
M a t e r i a §^u n d Z u c h tm e t h o d e n .
Die Larven, von deren Weiterentwicklung hier die Rede ist, wurden teilweise aus natürlich,
teilweise aus künstlich befruchteten Eiern von Nereis dumerilii gezogen. Die auf natürliche Weise
befruchteten Eier der nereiden Form erhielt ich einerseits von den in meinen Zuchtbecken, großen
flachen Glasschalen, befindlichen Würmern, die sie dort in ihren Röhren ablegten, andererseits aus
frisch aus dem Golf von Neapel kommenden Röhren, in welchen oft erst vor kurzer Zeit die Befruchtung
stattgefunden hatte, wie die in den ersten Stadien der Furchung stehenden Eier zeigten. Von der
kleinen heteronereiden Form stammende Eier wurden entweder auf natürliche Weise befruchtet,
indem ich frisch gefangene oder in meinen Becken reif gewordene männliche und weibliche Tiere
in größere, wohldurchlüftete Glasgefäße setzte, oder es wurden Sperma und Eier aus ebensolchen
Würmern künstlich entnommen und zusammen gebracht. Von W i s t i n g h a u s e n (1891) entnahm
die einzelnen Furchungsstadien der nereidogenen Eier jedesmal direkt aus der noch von dem
Muttertiere bewohnten Röhre. Für meine Zwecke erwies es sich als praktischer, zumal die Furchungsstadien
selbst nicht Objekt meiner Untersuchungen waren, die befruchteten Eier alle auf einmal aus
den Röhren zu entfernen und sie in einer kleinen flachen Glasschale sich weiterentwickeln zu lassen.
In den Röhren befindliche Eier, die aus irgend einem Grunde von dem Muttertiere, das ihnen durch
seine undulierenden Bewegungen Atemwasser zuführt, verlassen wurden, gehen, wie schon v o n
W i s t i n g h a u s e n beobachtete, unfehlbar zu Grunde. Es erwies sich als zweckmäßig, die eben
befruchteten, am Boden des Gefäßes liegenden Eier sowohl der nereiden als auch der heteronereiden
Form zunächst etwa 12 Stunden, d. h. bis nach Ablauf der ersten Furchungsteilungen, ruhig stehen
zu lassen unter häufigem Wasserwechsel, der bei den künstlich befruchteten Eiern in den ersten