Tabelle der Tage großer Brutschwärme von Lycoriden in ihrer Beziehung zu den Mondphasen.
Tag Monat Jahr Mondphase
Tage nach
• Nereis Vorkommen Autor
13. ÎV. 1909 13. IV. <E 8 d um e rilii Neapel IB 11
-■ ! V. 1908 30. IV. 16 | |
23. V. 1885 24. V. I» 20 ” Colr.n Sorby
16. v n . 1898 18. VII. m 13 Stour, Orwell ”
11. V. 1882 10. V. € 8 longissima Sheerness
24. V. 1889 21. V. € 11 ” Orwell ”
9. VIII; 1889 10, VIII © Queenborough
Es zeigt sich, daß die Schwärmtage im Verhältnis zum Vollmond regellos liegen, und auch bei
alleiniger Beachtung einer der beiden Spezies fügen sich jene Tage nicht einem bestimmten Schema,
bald fallen sie in die im vorigen erörterten Maximalperioden vom 8.—12. und 17.—22. Tage nach dem
Vollmond, bald kommen sie außerhalb derselben zu liegen. Es mag wohl kaum angehen, j ene Perioden
nach dem Auftreten großer Brutschwärme zu erweitern, etwa auf die Zeit vom 8.S13. u n d T6.~28.
Tage nach dem Vollmond, da die bekannten Fälle viel zu wenige sind, um aus ihnen eine Begel abzuleiten.
Ja es möchte scheinen, als stände dieses plötzliche massenhafte Erscheinen geschlechtsreif
er Tiere überhaupt in keinem kausalen Zusammenhang mit dem Wechsel der Mondphasen. Es
muß jedenfalls eine ganz besonders günstige Konstellation von vielen Faktoren Zusammentreffen,
um eine solche ungeheure Menge von Tieren alle gleichzeitig zu veranlassen, ihre Wohnröhren zu
verlassen und an die Oberfläche des Meeres zu schwimmen. Es wäre, sicher eine dankbare Aufgabe,
möglichst viele solcher Schwärme zu beobachten und vor allem die genaue Zeit ihres Auftretens
festzulegen, so daß später einmal, wenn genügend Material zusammengekommen ist, durch die Prüfung
einer großen Anzahl solcher Daten vielleicht ein Schluß auf die Bedingungen gezogen werden kann,
unter denen die großen Brutschwärme zustande kommen. Zudem ist anzunehmen, daß sich nicht
nur die verschiedenen Arten, sondern auch die gleichen Spezies unter verschiedenen Bedingungen
verschieden verhalten werden, so Nereis dumerilii im fast gezeitenlosen warmen Mittelmeer anders
als in den kälteren nordischen Meeren mit dem starken Unterschied von Ebbe und Flut.
In einer Notiz über dje bisher bekannt gewordenen Palolo-Würmer führt M’ I n t o s h (1905)
auch einige Beispiele von Brutschwärmen von L y c o r i d e n an, die an den Küsten Groß-Britan-
niens beobachtet wurden. So seien öfters Schwärme von Nereis dumerilii in verschiedenen Meeresbuchten
gesehen worden. „Thus they were in vast numbers in Oastlebay, Barra, in May, and were
captured by Dr. T h o m a s S e o 11 of the staff of the Fishery Board for Scotland. „Millions“
of Nereis longissima were also found by Mr. H e a r d e r swimming at the surface in Plymouth
Sound in 1865.“
V e r r i 11 (1873) beschreibt drei L y c o r i d e n von Vineyard Sound, die den dortigen Fischern
unter dem Namen „clam-worms“ bekannt sind. Es handelt sich um Nereis virens, N. limbata und
N. megalops. Die letztere Art war an der Südküste von New England sehr zahlreich anzutreffen
an den Abenden des 3. und 11. Juli, sowie des 3. und 8. September des Jahres 1872. Auch sonst
wurden in der Zeit vom 3. Juli bis zum 11. August einzelne Exemplare dieser Spezies lebhaft an der
Oberfläche des Meeres schwimmend getroffen, und zwar sowohl in der Dämmerung des Abends als
auch des Mittags im hellsten Sonnenschein. Von Nereis virens, der häufigsten und gemeinsten aller
L y c o r i d e n von Vineyard Sound, schreibt V e r r i 11, daß sie oft von allerlei Fischen aus ihren
Röhren gezogen würden, denen sie zur Nahrung dienen. Aber zu gewissen Zeiten, besonders des
Nachts verlassen sie ihre Wohnröhren und kommen an die Oberfläche, wo sie in großer Anzahl wie
kleine Aale oder Schlangen umherschwimmen, um ihre Geschlechtsprodukte zu entleeren: auch
hierbei fallen sie vielen Fischarten zur Beute. Im April 1872 wurden solche schwärmenden Würmer
am Tage in der Nähe von Newport beobachtet, und V e r r i 11 selbst sah ähnliche Schwärme noch
öfters an den Abenden in einer etwas vorgerückteren Jahreszeit. Am 12. April fand er bei Watch
Hill, Rhode Island, große Mengen von schwimmenden Männchen, die in den während der Ebbe zurück -
bleibenden Tümpeln zwischen den Felsen ihre Geschlechtsprodukte absetzten.
Obwohl die männlichen Tiere von Nereis limbata in den Wohnröhren viel weniger zahlreich
sind als die weiblichen, bilden sie doch die einzigen Vertreter in den Brutschwärmen, die am Tage
bei Fire Island an der Südseite von Long Island im "August in ungeheurer Ausdehnung beobachtet
wurden.
Einige äußere Umstände, unter denen sich heteronereide L y c o r i d e n an der Oberfläche des
Meeres häufen, hat Wi l s o n (1892) mitgeteilt. Die Eier von Nereis limbata Ehl. und N. megalops
Verrill werden nach diesem Forscher des Nachts abgesetzt, während die Tiere an der Oberfläche des
Wassers schwimmen. Bei Woods Hole, Massachusetts, dauert die Schwarmperiode wenigstens vom
Juni bis zum September, doch sind die Tiere am häufigsten im August und Anfang September. Sie
erscheinen in warmen ruhigen Nächten und nur, wenn das Wasser mehrere Tage hindurch unbewegt
war. Unter günstigen Bedingungen kommen sie bald nach dem Dunkelwerden, manchmal in unglaublicher
Anzahl. Doch auch ihr Erscheinen läßt sich nicht von irgend welchen sicher zu bestimmenden
Ursachen herleiten, so daß es W i l s o n , der keine genügende Erklärung finden kann, „capricious“
nennt. Manchmal kommen beide Arten zusammen, ein anderes Mal unter äußerlich gleichen Bedingungen
nur die eine, oder die eine sehr zahlreich, die andere nur vereinzelt. Die Männchen sind immer
viel häufiger als die Weibchen, die auch langsamer als jene schwimmen. Wi l s o n fing manchmal
Tausende von männlichen Tieren, ohne auf ein weibliches zu treffen. Diese Würmer werden durch
das Licht angezogen, welchen Umstand man sich beim Fange zu Nutze machen kann.
Eine bestimmte Schwarmperiode besitzt die von I z u k a (1908) beschriebene Nereis jajxmica.
der japanische „Gokai“, eine nahe Verwandte der längst bekannten Nereis diversicolor. Diese Tiere
schwärmen im Dezember während mehrerer Tage, und zwar beginnt das Schwärmen für gewöhnlich
in der Nacht gerade vor dem Tag des Neu- oder Vollmondes im mittleren oder letzten Teil des Monats,
unveränderlich gegen Mitternacht gerade nach der Flutzeit; nur selten geschieht das Schwärmen in
zwei Perioden nahe beim folgenden Neu- oder Vollmond. Die geschlechtsreifen Individuen dieser
Art, die übrigens keine Umwandlung zu einer heteronereiden Form durchmaehen, schwimmen an der
Oberfläche in der nereiden Gestalt in solchen Mengen in dem Kojima Golf, daß sie eifrig gefangen und
als Dünge rmittel verwandt werden.