
 
        
         
		tretenen  Formen  umfassenden  einfachen Diagnose- zu  kennzeichnen“  (Döderlein),  da  jedes  einzelne  
 Merkmal  in  seiner  Ausbildung  von  einem  zum  anderen  Extrem  fließende Übergänge  zeigt  und  sich  
 eine  scharfe Grenze nirgends ziehen läßt.  In den folgenden Diagnosen beider Reihen gebe ich daher  
 nur  die Ausbildung  der  Charaktere  bei  den  Extremformen  an,  und  nach  der  Entfernung  oder  Annäherung  
 an  dieselben  ist  die  Stellung  einer  einzelnen Form  zu  beurteilen.  Überdies  beziehen  sich  
 beide Diagnosen nur auf Sommerformen, da diese die speziellen Reihencharaktere am ausgeprägtesten  
 zeigen,  und  die Winterformen  der  Coregoni-Reihe  sich  oft  stark  den  Longispina-Bormen  annähern. 
 I.  Reihe:  Long i spi n a -Re ih e . 
 1. Antenne relativ kurz;  im Minimum  ca.  225x);  die Max.-Werte  für C +  D,  die  sich mit  den  
 Min.-Werten der  Sommerformen  der Coregoni-Reihe  überdecken,  liegen  zwischen  600  und  700.  Der  
 Endteil der ersten Antenne trägt 5—22 Incisuren.  Im Zusammenhang mit der meist geringen Länge  
 der ersten Antennen steht die im Vergleich zur Coregoni-Reihe recht geringe Formenmannigfaltigkeit  
 derselben;  die  1.  Antenne ist mitunter geradlinig,  fast ohne jede Krümmung, meist aber gleichmäßig  
 s c h w a c h   gekrümmt;  selten  zeigt  ihre  Spitze  etwas  nach  vorn,  so  daß  sie  schwach  S-förmig  
 gekrümmt ist.  Die Projektion der  1. Antenne erreicht nie den Wert  1000 (Max.  für Pr. =  629).  Das  
 Rostrum ist meist kurz und stumpf, erreicht jedoch mitunter auch beträchtliche Länge (A +  B =   110  
 bis  190);  die  Stirn  vorragend,  mitunter  vor  dem  Auge  stark  vorgewölbt.  Das Auge  ist meist  groß  
 (0 =  60—154).  Die  Schalenhöhe  ist  relativ  niedrig  (H =  700—800, Max. — 870)  und  erreicht  nie  
 entfernt  den Wert  1000.  Die  höchste  Stelle  des Dorsalkonturs  liegt meist  vor  oder  über  der Mitte  
 der  Längsachse,  n i e   dahinter.  Infolgedessen  ist  der vordere Dorsalkontur  (oft  stark)  konvex  und  
 n ie   konkav.  Ein Mucro  ist  stets  vorhanden,  jedoch mitunter  stark  (auf  eine  vorspringende Ecke)  
 reduziert  (Max.  =  275);  vor  demselben  findet  sich  stets  eine  Seta  Kurzi.  Im  Ventralkontur  des  
 Mucro  findet  sich  häufig  eine  Stelle  plötzlicher  Richtungsänderung  und  zwischen  dieser  und  der  
 Seta Kurzi  eine  deutliche Bucht  (Mucrobucht).  Incisuren  am  Ventral-  (und  Dorsal-?)kontur  des  
 Mucro  sind  häufig  vorhanden  (1—4).  Absolute  Länge  des Weibchens  400—1120  p.  Der  Verlauf  
 der  Cyclomorphose  ist  verschieden  von  dem  der  Cora/om-Reihe  (vgl.  pag.  106f). 
 Zur  Longispina-Reihe  zähle  ich  einerseits  die  Ijongispina-Formen  der  Alpenseen,  andererseits  
 die  Formen,  die  von  den  skandinavischen  Autoren,  vor  allem  Lilljeborg  (’01)  um  B.  öbtusirostris  
 gruppiert  werden.  Eine  Trennung  dieser  beiden  Formenkreise  halte  ich mit Wesenberg-Lund  (04  
 und  ’08),  Ekman  (’04),  Stingelin  (’08),  Lilljeborg  (’01)  nicht  für möglich,  vielmehr  bilden  dieselben  
 eine einheitliche Gruppe, die den namentlich in den baltischen Seen vertretenen Formen der Coregoni-  
 Reihe  gegenüberzustellen  ist.  Es  deckt  sich  demnach meine  Longispina-Reihe  ziemlich  genau mit  
 Wesenbergs  Begriff  der  ,,Longispina-Bohemica-Qioppö‘  oder  der  ,,mediumsized  Bosminae  .  Wie  
 nahe sich die alpinen und skandinavischen Formen der Longispina-Reihe in manchen Fällen kommen,  
 geht  auch  daraus  hervor,  daß  Stingelin  am  Lucendrosee  (Gotthardt)  die  arktische  Varietät  der  
 skandinavischen  B.  öbtusirostris:  B.  öbtusirostris  var.  arctica  gefunden  zu  haben  glaubt,  und  daß 
 x)  Die in dieser Diagnose  angegebenen Werte sind nach Burckhardts,  Brehms,  Scheffelts  und  eigenen Maßen  zusammengestellt. 
 andererseits Lilljeborg die Genfersee-Bosmine ohne weiteres als B.  öbtusirostris var.  lacustris abbildet  
 und  beschreibt.  Von  älteren  Autoren,  die  die  enge  Zusammengehörigkeit  der  betreffenden  skandinavischen  
 mit  den  alpinen Formen  erkannt haben,  sind Norman  und Brady  (’67)  und  P.  E.  Müller  
 (’70) zu nennen.  Da B. longispina Leydig älter als B. öbtusirostris Sars ist, wähle ich für diese Formenreihe  
 den  Namen  Longispina-Beihe. 
 Die  weite  räumliche  Trennung  der  beiden  genannten  Verbreitungsgebiete  der  Longispina-  
 Reihe,  die  wohl  hauptsächlich  die  Erkenntnis  der  Zusammengehörigkeit  der  betreffenden  Formen  
 hintangehalten  hat,  dürfte  gegenwärtig  kein  Grund mehr  zur  systematischen  Trennung  der  alpinen  
 von  den skandinavischen Formen sein,  da,  wie  die Verbreitungsliste  zeigen wird,  die Kluft  zwischen  
 beiden Gebieten durch mehrere, wenn auch nur sporadisch  verstreute Fundorte in Dänemark, Nord-  
 und  Süddeutschland  überbrückt  wird. 
 Sehr wichtig ist es auch,  daß  der Ablauf  der Cyclomorphose,  wie ich später nachweisen werde  
 (vgl.  pag.  107),  bei den skandinavischen und  alpinen  Formen vollkommen übereinstimmt.  Ich sehe  
 darin  einen  noch weit  zwingenderen  Beweis  für  die  Zusammengehörigkeit  beider  Formenkreise  als  
 in  der  rein  morphologischen  Formverwandtschaft.  Die  Formen,  die  nach  dem  Gesagten  zur  
 Longispina-Reihe  zu  stellen  wären,  sind  folgende: 
 B.  longispina  Leydig  1860.  B. 
 B.  öbtusirostris  Sars  1862.  B. 
 B.  lacustris  Sars  1862.  B. 
 B.  nitida  Sars  1862.  B. 
 B.  maritima  P.  E.  Müller  1867.  B. 
 B.  brevirostris  P.  E.  Müller  1867.  B. 
 B.  böhemica  Hellich  1874.  B. 
 B.  dollfusi  Moniez  1887.  B. 
 B.  styriaca  Imhof  1888.  B. 
 B.  longispina  var.  flexuosa  Sars  1890.  B. 
 B.  brevispina  Lilljeborg  (in  Sars  1890).  B. 
 B.  degans  Lilljeborg  (in  Sars  1890).  B. 
 B.  lacustris  var.  procumbens  Sars  1890.  B. 
 B.  öbtusirostris  var.  alpina  Sars  1890.  B. 
 B.  öbtusirostris  var. major  Sars  1890.  B. 
 B.  arctica  Lilljeborg  (in  Wesenberg  1904).  B. 
 B.  longispina  var.  macrospina  Stenroos.  B. 
 B.  coregoni  var.  acronica  Burckhardt  1900.  B. 
 B.  coregoni  var.  ceresiana  Burckhardt  1900.  B. 
 B.  coregoni  var.  helvetica  Burckhardt  1900.  B. 
 B.  coregoni  var.  lariana  Burckhardt  1900. 
 coregoni  var.  lemani  Burckhardt  1900.  
 coregoni  var.  neocomensis  Burckhardt  1900.  
 coregoni  var.  peteniscensis Burckhardt  1900.  
 coregoni  var.  rivaria  Burckhardt  1900.  
 coregoni  var.  sempacensis  Burckhardt  1900.  
 coregoni  var.  stingdini  Burckhardt  1900.  
 coregoni  var.  tugina  Burckhardt  1900.  
 coregoni  var.  turicensis  Burckhardt  1900.  
 coregoni  var.  zschókkei  Burckhardt  1900.  
 longispina var. macrocerastes Lilljeborg 1901.  
 longispina  var.  megalops  Lilljeborg  1901.  
 longispina  var.  laevis  Daday  1901.  
 coregoni  var.  chilensis  Daday  1902.  
 meridionalis  Sars  1904.  
 coregoni  var.  ametìiystina  Brehm  1905.  
 coregoni  var.  abnobensis  Scheffelt  1908.  
 obtusirostris  f.  cisterciensis  Riihe  1909.  
 obtusirostris  f.  poppei  Riihe  1909.  
 reversaspina  Turner  1910.  
 obtusirostris  var.  rectiantenna Werestschagin  
 1911. 
 Von  diesen Formen will ich  nur  kurz  auf B.  meridionalis Sars  eingehen,  weil  der Autor  diese  
 Form  nach  Aufstellung  des  weiten  Burckhardtschen  Speziesbegriffes  der  B.  coregoni  als  neue  Art  
 beschrieb  und  für  „spezifisch  verschieden“  von  B.  coregoni  erklärte.  Demgegenüber  möchte  ich  
 bemerken,  daß  B.  meridionalis  in  allen  systematisch  wichtigen  Merkmalen  (Form  und  Bewehrung  
 der Abdominalkralle,  Stellung  der  Stirnborste  etc.)  mit  B.  coregoni  übereinstimmt,  B.  meridionalis 
 Zoologien.  H e ft  68.  3