
Was ä&t um zum zweiten P u n k t überzugehen -S d ie basale Bewehrung der Abdominalkralle
anbelangt, so muß die Unterscheidung zwischen den „langen, feinen Borsten“ bei B . lo n g iro s tr is
und den breiten Zähnchen bei B . coregoni aufrecht erhalten werden. Doch ist nicht zu verkennen,
daß hier wenigstens starke Annäherungen zwischen beiden Alten mitunter Vorkommen. Die Borsten,
die Burckhardt (’00,1. Taf. XX, Fig. 29) an der Abdominälkralle von B . lo n g iro s tr is zeichnet, sind
extrem fein und lang. Man vergleiche dagegen meine Fig. 3. Und wie sehr die relative Breite der
Zähnchen von B . coregoni variiert, zeigt ein Vergleich der Fig. 1 und 2. Namentlich letztere Abbildung,
die die Abdominalkralle der Ekmanschen B . o b tu siro s tr is a rctica darstellt, kommt aüch in
diesem Punkte der B . lo n g iro s tr is nahe. Die Zahl der Basalzähne, die ich bei B . coregoni und
B . lo n g iro s tr is beobachtete, zeigt eine größere Variationsbreite, als Burckhardt angibt. Bei B . lo n g iro
s tr is zählte ich 6—12 Borsten, bei B . coregoni 5—12 Zähnchen.
Am brauchbarsten zur Unterscheidung beider Arten nach der Bewehrung der Endkralle
scheint m ir B urckhardts drittes Merkmal zu sein; distal vom Basalkamm, auf dem m ittleren Absohnitt
der Endkralle findet Sich bei B . coregoni eine äußerst feine Strichelung, bei B . lo n g iro s tr is dagegen
eine Reihe von 7 10 kurzen feinen Zähnchen. Doch ist dem hinzuzufügen, daß erstens bei B .
lo n g iro s tr is die kurzen feinen Zähnchen distal in ein kurzes Stück feiner Strichelung übergehen können
(vgl. Fig. 3), und daß zweitens bei B . coregoni die feine Strichelung sehr undeutlich sein und schließlich
überhaupt fehlen kann.1) Der letzte distale Abschnitt der Endkralle is t bei beiden Arten unbewehrt.
Erwähnen möchte ich hier noch eine von mir nur an einigen Coreg o n i-Formen (B . o b tu siro s tr is
und B . rCßexa, Fig. 1 und 2) beobachtete Eigentümlichkeit, die in einer feinen, ventral vom Baäal-
kamm befindlichen und sieh parallel zu diesem hinziehenden Strichelung besteht.
1. Spezies Bosmina longirostris 0 . F. Müller.
Die Endkralle des w e ib l i c h e n Postabdomens (vgl. Fig. 3) zeigt besonders am dorsalen Rand
stets zwei Stellen stärkerer Krümmung (Knicke), deren proximale sehr nahe der Trennungslinie von
Kralle und Krallenträger hegt. Der Teil der Endkralle proximal von dieser e r s t e n Einbiegung
und die distale Partie des Krallenträgers tragen eine Reihe von 6—12 sehr feinen schlanken Borsten,
die distalwärts an Größe zunehmen und schräg zur Endkrallenbasis, etwa parallel zur Endkrallenspitze
inseriert sind. -Der z w e i t e Abschnitt der Kralle zwischen beiden erwähnten Biegungen
trä g t niemals in seiner ganzen Länge feine Strichelung, sondern proximal steh t stets eine Reihe
kleinerer winziger Stachelehen (7— 10), die fast genau senkrecht zum Krallenrand inseriert sind,
und n u r distal mitunter in feine Strichelung übergehen.
Rostrum lang und spitz, mindestens ein Fünftel der Körperlänge betragend (A |i!B
mindestens rM 200).
Stirnborste etwa in der Mitte zwischen dem meist großen Auge und der Rostrumspitze inseriert.
Stirn vor dem Auge mehr oder weniger vörgewölbt.
Scbalenskulptür Polygone bildend, die an der vorderen Rostrumfläche gestreckt sind, ohne
jemals in reine Streifung2) überzugehen. Die relative Schalenhöhe (H) erreicht nie den Wert 1000.
') Das beobachtete schon früher Ekman (’00) an B coregoni ans Patagonien und B. gibbera aus Schweden.
*) Lilljeborg (’01) spricht zwar von Kopfstreifung bei B. longirostris, doch dürfte das wohl n u r eine Ungenauigkeit des
Ausdrucks für „gestreckte Polygone“ sein.
Länge, Krümmung und Incisurenzahl der ersten Antennen sehr variabel. Ventrocaudale Ecke
niemals abgerundet.
Das Postabdomen des M ä n n c h e n s ist distal nicht ve rjüngt, sondern wie beim Weibchen
quer abgestutzt, die Bucht-, in der der Anus mündet, ist beim Männchen jedoch tiefer als beim
Weibchen. Im Dorsalrand des männlichen Postabdomens befindet sich zwischen den Schwanzborsten
un d dem Anus ein tiefer Einschnitt. Die unbewehrten EndkraUen, zwischen denen die Vasa
deferentia münden, sind von dem langen Krällenträger nicht, abgesetzt.
Absolute Länge des Weibchens 230 bis 620 ® des Männchens 400 bis 440 :i.
Aufzählungen der Synonyme von B . lo n g iro s tr is und Diagnosen der innerhalb dieser Spezies
zu unterscheidenden beträchtlichen Anzahl von Formen finden sieh bei Burckhardt (’00, I), Lilljeborg
(’01), Stingelin (’08). Zu B . lo n g iro s tr is gehört außer den von diesen Autoren aufgeführten Formen
auch die von Fordyce (’01) beschriebene B . o rn am e n ta (aus Nebraska), wie aus der Diagnose des
Autors unzweifelhaft hervorgeht. B . a tla n ta e n s is Turner 1894 ist der Autor geneigt zum Formenkreise
der B . lo n g iro s tr is im Sinne Burckhardts zu stellen (Turner 191-0).1) Ni c h t zu B . lo n g iro stris
gehört die Schödlersche B . lo n g ico rn is , die eine Subspezies von B . coregoni ist. (Vgl. dazu pag. 35—38.)
Als Bereicherung der Synönyniie von B. longirostris f. cornuta verdient auch G a r b in ia A d r i a n i n. gen. n. sp.
Mieczyslaw Grochowski 1910 (1) erwähnt zu werden.
Verbreitung.2)
EUROPA.
SCHWEDEN. „Von Schonen bis wenigstens Westerbotten“ (Skellefteä) nordwärts: L i l l j e b o r g ’01. Noch
weiter nördlich im Vaikijaure in Lule Lappmark: Cl eve '99. Aus dem nordschwedischen Hochgebirge
meldet E k m a n '04 B . longirostris nicht.
RUSSLAND. Im südlichen Finland häufig: L ev an d e r ’00, II und 05,1, S t e n r o o s ’95, ’98. Nordrußland,
mehrere Seen in Russ. Karelien: S ten ro o s '97; Russ. Lappland (Kanosero): L e v a n d e r '05, I I ; Insel
Kolgujew (nördlichster Fundort der nördlichen Hemisphäre, 69° n. Br.): Zy k o f f ’04,111.
Auch über das mittlere und südliche Rußland verbreitet, Seim (Nebenfluß der Desna, Dnjepr):
Zykoff '04,1; Seligersee (Gouv. Twer): Zykoff '04, II; Wolga bei Saratow: Z y k o ff'03 und W. Meißner
'03; Wölga bei Romanow-Borisoglebsk und Wolgadelta: Zy k o f f '05, I und II.
DEUTSCHLAND. In ganz Nord- und Süddeütschland sowohl in Kleingewässern wie in Seen häufig. In größeren
Seen jedoch nur litoral oder hemipelagisch: Hartwig, Seligo, K e i 1 h a c k, Za c h a r i a s , Ap s t e i n ,
Schauß, Sc h e f f e l t .
GROSSBRITANNIEN. Nach S c o u r f i e l d (’03) gemein in Süd- und Östengland; seltener in Nordengland.
Nordwales, Schottland, Irland, wo B . obtusirostris dominiert. -
ÖSTERREICH-UNGARN. Mehrere Tatraseen, darunter Kohlbacher See in 2000 m Höhe: D a d a y (’97);
Balatonsee: D a d a y (’03,II); Umgebung von Pest: To t h (’61).
ITALIEN. Lago di Bracciano (Rom): Lo s i t o (’02). Kraterseen des Monte Vulture (Süditalien): F o r t i und
T r o 11 e r. Viele norditalienische Fundorte bei L a r g a i o l l i (’06) und B u f f a (’02). Hierher gehören
wohl auch die Fundorte von P a v e s i (’79) für B . longicornis.
SCHWEIZ. Die zahlreichen schweizerischen Fundorte sind vollständig zusammengestellt von S t i n g e l i n (’08).
Höchstgelegener Alpenfundort: Lac de Champex (1460 m).
BALKAN. Tacliinossee (im Norden der Chalkidike): G’e o r ge w i t s e h -(’06); Skutarisee: Br e hm (’05,11).
ASIEN.
Jenessei: L i l l j e b o r g (’01); Irtisch unterhalb der Tabolmündung: Zy k o f f (’08); Seen im Altai: S a r s
(’03). B . japonica (von Burckhardt mit Recht zu B . longirostris gestellt) im Hakonesee bei Yokohama, Sitaisee
*) Mir is t nu r die Arbeit: T u r n e r 1910 zugänglich, nich t dagegen die Abbildung in: Turner 1894 und die Arbeit: Herrick
und Türner 1895. Ich halte die Zugehörigkeit der B. atlantaensis zu B. longirostris für sehr fraglich.
*) Diese Verbreitungsliste so ll— abweichend von den folgenden Listen— nur in Stichproben .ein Bild der außerordentlich
weiten Verbreitung der Art geben und beansprucht keine Vollständigkeit. Von Anführung der einzelnen Formen habe ich abgesehen.