zeitlichen Formzustände sehr kompliziert, während zugleich durch die Vergrößerung der (jahreszeitlich
bedingten) Variationsbreite einer Form die Möglichkeit, morphologische Beziehungen zu verwandten
Formen auizudecken, wächst. Schließlich ist Sinn und Verlauf der Cyclomorphose ein sehr
wichtiges biologisches Merkmal, das bei Beurteilung der genetischen Beziehungen der einzelnen
Formen neben den morphologischen Merkmalen nicht außer acht gelassen werden darf.
Unter genetischem Gesichtspunkte betrachtet hängen also die drei im vorhergehenden kurz
skizzierten Probleme, die sich beim Studium der Bosminenformen aufdrängen, aufs engste miteinander
zusammen. In der Richtung auf diese Fragen haben sich meine eigenen, im folgenden
niedergelegten Untersuchungen über Bosminenformen im wesentlichen bewegt. Es gliedert sich daher
mein Stoff nach diesen drei Gesichtspunkten in einen systematischen, einen tiergeographischen
und einen biologischen Teil, der sich in der Hauptsache mit der Oyclomorphose der Bosminen befaßt*
Vorbemerkung.
Bezüglich der Benennung der einzelnen systematisch verwertbaren Charaktere der Bosminen-
Formen und der Orientierung des Bosminenkörpers kann ich auf die ausführliche Behandlung bei
Burckhärdt (’00, I), p. 511—513 und p. 597— 017 verweisen. Ich habe mich im allgemeinen bemüht,
BujCkhardts Ausdruckswei.se beizubehalten.
Der Körperform der Schweizer Bosminen entsprechend, geht Burckhärdt jedoch nur wenig auf die Verhältnisse des
Dorsalkonturs ein, die bei den norddeutschen Bosminen von größter Wichtigkeit sind. Hierbei kommt es in erster Linie auf die
Lage der höchsten Stelle des Dorsalkonturs („Dorsalhöchste Stelle“ ) an, die vor, in oder hinter der Mitte der Längsachse oder
sogar hinter dem caudalen Schalenrand gelegen sein kann. Wichtig is t auch Form und Verlauf des Dorsalkonturs. Ich nenne den
vor der höchsten Stelle gelegenen Teil desselben: den vorderen, den dahinter gelegenen Teil: hinteren Dorsalkontur.
Auch, die von Burckhärdt eingeführte Methode der Messung des Bosminenkörpers habe ich
im wesentlichen beibehalten. Ich kürze die einzelnen Maße ähnlich wie Burckhärdt und Wesenberg-
Lund (’08) folgendermaßen ab:
T18 absolute Länge. H = relative Schalenhöhe.
Pr. =.rel. Antennenprojektion.
C = re l. Länge des Antennenstiels von der Antennenbasis bis zum dreieckigen Schildchen.
D = re l. Länge des Endteils der 1. Antenne.
C + D = re l. Länge der ganzen 1. Antenne.
0 = r e l. Augengröße.
Mu=rel. Mucrolänge.
A -f- B = rel. Rostrumlänge.
Die nach der Burckhardtschen Methode gewonnenen Maßzahlen habe ich in Tabelle I bis VI
niedergelegt. Die daselbst aufgeführten Mittelwerte bilden das arithmetische Mittel aus Maßzahlen,
die stets von je 8 bis 12 Tieren gewonnen wurden. Außer dem Mittelwert, als M e in den Tabellen
bezeichnet, gebe ich stets noch die gefundenen Maximal- (Max) und Minimalwerte (Min) an,
um einen Einblick in die Variationsweite zu ermöglichen. Die zu messenden Tiere wurden mit dem
Abbeschen Zeichenapparat in 90- bis 130facher Vergrößerung gezeichnet. Die ca. 70 der Arbeit
beigefügten Umrißzeichnungen stellen eine Auswahl der typischsten Exemplare aus einer Anzahl
von über 1000 mit dem Zeichenapparat entworfenen Skizzen dar.
Bei zwei Formen: B. c. berolinensis und B. c. longicornis1) habe ich wegen der eigenartigen
Formverhältnisse, die diese beiden Subspezies darbieten, die Burckhardtsche Maßmethode modifizieren
müssen.
Bei B. c. berolinensis (vgl. Fig. 13—162) sitzt der Mucro der Schale mit so breiter Basis auf, daß
der ganze caudale Schalenrand in gleichmäßigem Abfall von der dorsocaudalen Schalenecke zur Spitze
*) Den Artnamen Bosmina coregoni kürze ich hier und im folgenden s te ts m it B. c. ab.
a) Die im Werke angebrachten Figurenhinweise beziehen sich auf die auf Tafel I—VII enthaltenen Abbildungen.