
C l a p a r e d e (1870) erwähnt S. 60 ein Exemplar mit 36 Segmenten von 2 cm Länge und ein anderes
mit 85 Segmenten von 6 cm Länge. Einige Seiten danach sagt er, daß geschlechtsreife Individuen
mit 30, 35, 40 oder 45 Segmenten sehr oft nur 12—15 mm lang waren; andererseits fand er wieder
ein reifes Männchen mit 50 Segmenten 35 mm lang. Die größten von ihm gesehenen Tiere waren 80 mm
lang und besaßen 88, 90 und selbst 95 Segmente. L a n g e r h a n s (1880) beschreibt bei Madeira gefangene
reife Weibchen von Nereis dumerüii, die 15 mm lang waren und die noch 45 Segmente besaßen,
während ihr Hinterende fehlte. An der Nordküste der Bretagne fand D e S a i n t - J o s e p h
(1888) Exemplare von Nereis dumerüii, deren Länge er auf 2—7 cm im allgemeinen angibt. Ein
reifes Weibchen war 2 cm lang, ein ebensolches Männchen mit 92 Segmenten 6 cm. Später (1906)
traf dieser Forscher bei Saint-Raphael an der Küste der Provence zahlreiche kleinere Vertreter unserer
Wurmart, deren längster bei 75 Rudersegmenten 27 mm maß. Nach v o n W i s t i n g h a u s e n
(1891) ist die nereide Form mit 15—30 mm geschlechtsreif, erreicht aber Längen von ca. 65 mm.
Zur Vervollständigung der Angaben über das Wachstum seien hier noch einige Maße genannt,
wie sie von mir gelegentlich festgestellt wurden. Die Länge des Körpers ohne Kopfanhänge und
Analcirren schwankte unter Zugrundlegung eben gefangener unreifer Tiere, wenn sie sich in frischem
Wasser und in einer weiten Schale unter normaler Streckung der Rumpfsegmente bewegten, bei solchen
mit 30—35 Ruderpaaren zwischen 15 und 20 mm, bei größeren mit 60—65 Ruderpaaren zwischen
30 und 35 mm, und von den größten der gemessenen war eines mit 75 Ruderpaaren 73, eines mit
85 Ruderpaaren 80 mm lang. Eines der sehr großen Exemplare vom Frühjahr 1907 war mit
76 borstentragenden Segmenten etwa 80 mm lang. Diese Befunde stehen also mit den von früheren
Autoren gemachten Angaben im Einklang.
Daß die aus Eiern gezogenen Würmer unter ungünstigen Bedingungen lebten und daher nicht
die normale Körpergröße erlangten, zeigen folgende Zahlen. Ein Wurm der Kultur No. 16 war mit
51 Ruderpaaren nur 15 mm, ein anderer mit 62 Ruderpaaren' nur etwa 25 mm lang.
Wenden wir uns nun der L e b e n s d a u e r unserer Nereis dumerüii zu. Nur in einem Falle
bot sich Gelegenheit, dieselbe genau auf den Tag zu bestimmen, nämlich bei dem einen Individuum
der Zucht No. 20, welches geschlechtsreif wurde. Der betreffende Wurm ging aus einem am 22. April
künstlich befruchteten planktogenen Ei hervor, schwamm am 12. August, also nach 112 Tagen, als
reifes Weibchen umher, und wurde dann konserviert. Wenn wir ihm bis zu einem natürlichen Ende
ein Leben von 115 Tagen zugestehen, so ist das reichlich bemessen, denn sobald unsere Würmer
frei schwimmen, sind sie auch völlig reif. Wie wir noch sehen werden, sind sie dann nach der Entleerung
ihrer Geschlechtsprodukte einem sicheren Tode innerhalb weniger Tage, vielleicht oft nur weniger
Stunden verfallen. In den 112 Tagen hatte unser Wurm 47 Ruderpaare erworben. Die größten
seiner Geschwister besaßen am 113. Lebenstage 54 borstentragende Segmente, ohne eine Spur von
Reife oder Umwandlung zu zeigen. Die größten Tiere der Kultur No. 16 brachten es innerhalb von
138 Tagen bis zu 62 Ruderpaaren ohne Anzeichen von Geschlechtsreife. Der älteste nereidogene
Wurm No. 4 b besaß am 241. Lebenstage erst 34 Rudersegmente, hatte aber am 186. Tage 13 Segmente
verloren.
Bei den aus dem Meere entnommenen Würmern, die bereits eine größere Anzahl von borstentragenden
Segmenten besaßen, läßt sich natürlich der Beginn ihrer Lebens nicht feststellen. Es ist
aber interessant zu sehen, wie lange ein solches Tier leben kann. Am längsten hielt sich in der Gefangenschaft
der Wurm No. 28, der mir am 23. Oktober mit mehr als 40 Ruderpaaren aus dem Meere gebracht
wurde, und den ich am 7. August noch gesund, ohne Anzeichen von Geschlechtsreife antraf,
worauf er mir leider verloren ging, nachdem ich bei der letzten Messung am 17. Juli 66 Rudersegmente
bei ihm festgestellt hatte. Dieses Tier lebte 288 Tage in seinem Glasgefäß, und wenn wir zu dieser
Zeit die Anzahl der Tage rechnen, welche die sich am schnellsten entwickelnden meiner Kulturen
brauchten, bis sie gegen 40 Ruderpaare besaßen, das sind etwa 75 Tage (nach Kultur No. 20), so kommen
wir auf ein Alter von etwa 363 Tagen. Dabei müssen wir bedenken, daß der Wurm noch nicht geschlechtsreif
war, also mindestens noch einige Wochen weitergelebt hätte. Er wäre demnach über
ein Jahr alt geworden. — Wurm No. 32 lebte 265 Tage in der Gefangenschaft, ohne geschlechtsreif
zu werden, besaß aber bei der Ankunft aus dem Meere erst 21 Ruderpaare, war also jünger als No. 28.
— Ein normales Ende fand der Wurm No. 21, indem er als geschlechtsreifes heteronereides Weibchen
nach 262tägiger Gefangenschaft einging. Da er aber in den ersten Tagen derselben nur 23 Ruderpaare
aufwies, so war sein Leben sicher kürzer als das von No. 28.
D ie Leb e n sd a u e r s c hwa n k t demnac h , sowe i t wi r das aus den v o r l i e gen den
Be is p i e l e n e r s e h e n könn e n , bei Nereis dumerüii zwi schen ung e f äh r 112 Tagen, das
s i n d weniger als 4 Mo n a t e , un d me h r als e inem Jahr .
Was endlich d ie Ve r t e i l ung der v e r sch i e d en en Größens t u f e n von Nereis dumerüii
auf die ei n ze lnen Ab s c h n i t t e des J a h r e s anbelangt, so kann man sagen, daß eigentlich zu
jeder Jahreszeit alle gefangen werden mit Ausnahme der größten Individuen mit mehr als 85 Ruderpaaren.
Letztere fing ich bei meinem letzten Aufenthalt, wie schon gesagt, nie, bei meinem ersten
im Jahre 1907 in den Monaten März und April. Röhren mit frisch gefurchten Eiern oder Embryonen
wurden mir gebracht in den letzten Tagen des Sept., im Okt., Nov., Dez., Jan., März, April, Juni und
Juli. Dementsprechend fanden sich auch das ganze Jahr hindurch Würmer aller Größenklassen
nebeneinander vor.
* * *
An dieser Stelle mögen ei ni ge Beme r k unge n über die Lebensweise von Nereis
dumerüii folgen.
Im Golf von Neapel ist diese Art sehr häufig, vielleicht die gemeinste sämtlicher dort vorkommenden
L y c o r i d e n . An den seichten Uferstellen, die sich am Posilipo hinziehen, kann
man allenthalben derartige Würmer in geringer Tiefe finden. Sie leben dort auf den Algen, besonders
auf TJlva lactuca und Gelidium-Arten, an deren Zweigen und Blättern sie ihre Wohnröhren befestigt
haben. Ebenso trifft man letztere aber auch an den überall umherliegenden, nur wenig unter die
Wasseroberfläche getauchten Gesteinsblöcken.
Ich fand die von unserer Art bewohnten Röhren sowohl dicht unter dem Meeresspiegel, höchstens
30 cm von der Oberfläche entfernt, als auch in Tiefen von mehreren Metern. D e S a i n t -
J o s e p h (1888) nennt die gleiche Art häufig an den Küsten der Bretagne in 7—8 m Tiefe in den
„touffes de Rytiphloea“. Später fing derselbe Autor (1906) bei Saint-Raphael zwischen den Algen
2 m unter der Oberfläche zahlreiche kleine Exemplare.
Auf al le F ä l l e also b e s c h r ä n k t sich u n s e re A r t a u f ger i nge Tie fen un d k ommt
wohl n i r g e n d s u n t e r 10 m vor. Damit hängt dann zusammen, daß wir es hier mit einer
Küstenform zu tun haben, die zwar möglichst dicht unter dem Wasserspiegel ihre Behausungen anlegt,
aber doch immer noch so tief, daß dieselben bei Ebbe nicht trocken gelegt werden.
Zoologien. H e ft 62. 1 0