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 anderen Anneliden will ich  die reife  nereide Form  a,  die  kleine heteronereide ß  und  die  später noch  
 zu  besprechende  große  heteronereide  Form y  nennen. 
 Gleichzeitig mit der Umwandlung der Körperform werden die Geschlechtsprodukte fertig ausgebildet  
 und zwar so,  daß mit der Vollendung  der Metamorphose auch die Eier und das Sperma  zur  
 Befruchtung reif sind.  Die bei der Umwandlung Platz greifenden Veränderungen sind von E h l e r s   
 (1868) und von C l a p a r e d e ( 1 8 7 0 )  bereits ausführlich beschrieben worden, so daß wir hier von einer  
 näheren Schilderung absehen können.  Die inneren Organe degenerieren meistenteils sehr stark infolge  
 der  massenhaften  Ausbildung  von  Keimzellen.  F a g e  (1905)  zeigt,  daß  bei  Platynereis  dumerüii  
 wie er unsern Wurm nennt,  auch die Nephridien bei  der Umwandlung eine pigmentäre Degeneration  
 erleiden, während er bei anderen L y c o r i d e n  keine derartigen Veränderungen nachweisen konnte.  
 T r e a d w e l l   (1905)  berichtet  über  die  inneren Veränderungen  bei  der  sich  umwandelnden Nereis  
 Jcobiensis. 
 Wä h r end   der   Zei t ,   i n  wel cher  s ic h  d ie  Umwandl u n g  in die h e t e r o n e r e i d e  Form  
 vol l zi e h t ,  v e r la s s e n   d ie   Tie re  i hr e Woh n r ö h r e   nich t   meh r   und  nehmen  i n f o lged 
 e s sen   auch  k e in e r le i Nah r u ng  zu sich.  Der oft  erwähnte Bodenbelag der Gläser,  in welchen  
 sich  die  Tiere umwandelten,  blieb  daher  stets  unversehrt  gleichmäßig  ausgebreitet.  Es  vergingen  
 durchschnittlich  14—25 Tage,  ehe die Würmer  ihre Metamorphose  völlig  beendet hätten,  und wenn  
 sie  dann  aus  den  B-öhren  herausgekrochen waren,  so  blieben  sie  mitunter  erst noch  einen halben  
 Tag  am Boden mehr  oder  weniger  regungslos  hegen,  ehe  sie  zu  schwimmen  begannen.  Von  da  ab  
 aber  erhoben  sie  sich in  das  freie Wasser  und  schwammen  unermüdlich  in  den  Gefäßen  im  Kreise  
 umher. 
 Daß eine Erhöhung der Temperatur des Wassers die Umwandlung beschleunigt, zeigten mehrere  
 Individuen,  deren  Gefäße  im März  mit  Hilfe  des  Thermostaten  auf  26°  C.  gehalten wurden. 
 So  wie  die  in  der  nereiden  Form  reifen  Tiere  recht  verschieden  groß  sein  können  und  dementsprechend  
 sehr  schwankende  Segmentzahlen  aufweisen,  so  finden  wir  auch  die  Individuen  der  
 kleinen  heteronereiden Form  verschieden  lang  und mit mehr  oder weniger  Segmenten  ausgestattet.  
 W äh ren d   d e r  Umwand l un g  v e rk ü r z t   sich  ü b r i g en s   der   Kör p e r   der   Tiere  um  etwa  
 ein  Dr i t t e l   der   vor h e r   e r r e i c h t e n   L änge.  E h l e r s   erwähnt  ein  heteronereides  Tier mit  
 80  Segmenten  bei  30 mm Länge.  Nach C l a p a r e d e   besitzen die heteronereiden Würmer 65—75  
 Segmente und sind etwa 20—40 mm lang.  D e   S a i n t - J o s e p h   (1906)  traf bei Cannes Weibchen  
 der  heteronereiden  Form  mit  66 Segmenten  bei  15 mm  Länge.  Ic h  fand die z a h lre ic h e n  von,  
 mi r  g em e s sen en   Tie re  va r i i e r end   zwi schen  42  und   87  Ru d e r p a a r e n  b e i  12—50 mm  
 L änge.  Von  ein paar  aus dem Ei gezüchteten,  noch kleineren Würmern wird  gleich  die Rede sein.  
 Die m e i s t e n  der  mi r  zu Ges icht   gekommenen  Tiere de r  Formß  b e s a ß e n   65—70 Ru d e r s 
 e gmente  und   war e n  20—25  mm  lan g .  Für sie passen also  die  von C l a p a r e d e   gegebenen  
 Zahlen.  Die Länge des vorderen, keine Messerborsten tragenden Abschnittes des Körpers schwankte  
 zwischen  3,5  und  7 mm,  doch  betrug  sie  bei  den meisten Würmern 4—5 mm.  Natürlich  sind  im  
 allgemeinen die Vorderenden der Weibchen,  bei welchen erst im 23. Ruder die Messerborsten beginnen,  
 länger als  die der Männchen,  wo  schon  im  16. Ruder Messerborsten stehen.  Es seien hier  die Maßverhältnisse  
 einiger  Individuen  mitgeteüt: 
 —  83  — 
 Geschlecht Rudersegmente 1 
 Vordere 
 Körperstrecke 
 mm 
 Hintere 
 Körperstrecke Gesamtlänge 
 mm 
 ¡flpff 42 4 8 12 
 3 50 5 11 16 
 65 6 10 16 
 66 3,5 12 15,5 
 72 5 17 22 
 Die meisten Segmente  unter  den  mir  zu Gesicht gekommenen Exemplaren  der Form  ß besaß  
 ein nur  25  mm  langes  Tier,  nämlich  87. 
 Drei Würmer  aus  den planktogenen Zuchten wandelten sich in  die heteronereide Form  ß  um  
 und wurden so geschlechtsreif.  Das war das schon früher erwähnte Weibchen aus der Zucht No.  20,  
 welches am 22. Aprü geboren,  am 12. August seine Röhre verließ und frei umherschwamm.  Es besaß  
 47 Rudersegmente und war  14 mm lang, wovon je  7  auf jeden  der beiden Körperabschnitte kamen.  
 Das Tier hatte 112 Tage, also genau 16 Wochen von seiner Geburt bis zur Geschlechtsreife gebraucht.  
 Wir  haben mit  dieser  kurzen,  normal  abgeschlossenen Lebensdauer  bereits  die  von mir  festgestellte  
 lange  Lebenszeit  anderer  Individuen  verglichen.  —  Die ändern beiden Würmer machten die Metamorphose  
 erst nach meiner Abreise von Neapel durch, nachdem ich alle planktogenen in einem- Glase  
 vereinigt hatte.  Es läßt sich also nicht mehr feststellen,  aus welcher Zucht sie stammten.  Ich erhielt  
 sie konserviert  im November  zugeschickt;  sie haben  sich  also  spätestens  bis Anfang November umgewandelt. 
   Obwohl  sie  in  dem Alkohol  zweifellos  stark  kontrahiert waren,  so  zeigte  es  sich  doch,  
 daß  es  besonders  kleine Exemplare waren.  Das eine Tier, ein Weibchen, maß nur etwas über 10 mm,  
 das  andere,  ein Männchen,  sogar  nur  5 mm.  Ersteres  hatte  57,  letzteres  39  Rudersegmente,  doch  
 fehlte  dem Männchen das Hinterende. 
 Das von so vielen Lycoriden  bekannte umfassende Regene r a t i o ns v e rmögen   (vergl. z.B.  
 N u s b a u m   1908)  ist  auch  bei Nereis  dumerüii  wie  bei  anderen L y c o r i d e n   vorhanden.  Da  
 darf  es  denn  nicht wunder  nehmen,  wenn wir  unseren Wurm  sogar  befähigt  finden,  mitten  in  der  
 Zeit  seiner  Umwandlung  verlorene  Körperteile  zu  ersetzen  und  nachzubilden.  Mehrmals  fand  ich  
 unter einer Anzahl  von normal gebauten Würmern der Form  ß, die mir frisch gebracht wurden, Tiere,  
 deren mit Messerborsten  versehene Hinterenden  auffallend kurz waren und nur  eine geringe Anzahl  
 von Segmenten enthielten.  So setzte sich z. B.  einmal die  „epitoke“ Körperstrecke eines Weibchens,  
 das  bereits  abgelaicht hatte,  aus  nur  18  Segmenten  zusammen  gegenüber  den  45—50  der  normalen  
 Tiere;  allerdings  fehlten  die  Analcirren.  Zweifellos  muß  bei  diesem  Exemplar  ebenso  wie  bei  den  
 übrigen mir  zu Gesicht gekommenen mit so wenig Segmenten kurz vor der Umwandlung oder sogar  
 während  derselben  ein  beträchtliches  Stück  des Hinterendes  verloren  gegangen  sein.  Da  die Metamorphose  
 nun  schon nahe  bevorstand  oder  bereits  eingeleitet war,  hatten  die  Tiere  keine  Zeit,  den  
 Verlust wieder vollständig zu ersetzen,  sondern es wurde nur ein Wundverschluß und ein neues Endsegment  
 gebildet.  Weitere neue  Segmente,  die  etwa  an ihren kleineren Dimensionen,  wie  so  oft bei  
 derartigen Regeneraten,  zu erkennen gewesen wären,  ließen sich nicht nachweisen. 
 Um die Regenerationsfähigkeit  der Tiere während  der Zeit der Umwandlung selbst zu prüfen,