
.£;«M^-:;i82 —
anderen Anneliden will ich die reife nereide Form a, die kleine heteronereide ß und die später noch
zu besprechende große heteronereide Form y nennen.
Gleichzeitig mit der Umwandlung der Körperform werden die Geschlechtsprodukte fertig ausgebildet
und zwar so, daß mit der Vollendung der Metamorphose auch die Eier und das Sperma zur
Befruchtung reif sind. Die bei der Umwandlung Platz greifenden Veränderungen sind von E h l e r s
(1868) und von C l a p a r e d e ( 1 8 7 0 ) bereits ausführlich beschrieben worden, so daß wir hier von einer
näheren Schilderung absehen können. Die inneren Organe degenerieren meistenteils sehr stark infolge
der massenhaften Ausbildung von Keimzellen. F a g e (1905) zeigt, daß bei Platynereis dumerüii
wie er unsern Wurm nennt, auch die Nephridien bei der Umwandlung eine pigmentäre Degeneration
erleiden, während er bei anderen L y c o r i d e n keine derartigen Veränderungen nachweisen konnte.
T r e a d w e l l (1905) berichtet über die inneren Veränderungen bei der sich umwandelnden Nereis
Jcobiensis.
Wä h r end der Zei t , i n wel cher s ic h d ie Umwandl u n g in die h e t e r o n e r e i d e Form
vol l zi e h t , v e r la s s e n d ie Tie re i hr e Woh n r ö h r e nich t meh r und nehmen i n f o lged
e s sen auch k e in e r le i Nah r u ng zu sich. Der oft erwähnte Bodenbelag der Gläser, in welchen
sich die Tiere umwandelten, blieb daher stets unversehrt gleichmäßig ausgebreitet. Es vergingen
durchschnittlich 14—25 Tage, ehe die Würmer ihre Metamorphose völlig beendet hätten, und wenn
sie dann aus den B-öhren herausgekrochen waren, so blieben sie mitunter erst noch einen halben
Tag am Boden mehr oder weniger regungslos hegen, ehe sie zu schwimmen begannen. Von da ab
aber erhoben sie sich in das freie Wasser und schwammen unermüdlich in den Gefäßen im Kreise
umher.
Daß eine Erhöhung der Temperatur des Wassers die Umwandlung beschleunigt, zeigten mehrere
Individuen, deren Gefäße im März mit Hilfe des Thermostaten auf 26° C. gehalten wurden.
So wie die in der nereiden Form reifen Tiere recht verschieden groß sein können und dementsprechend
sehr schwankende Segmentzahlen aufweisen, so finden wir auch die Individuen der
kleinen heteronereiden Form verschieden lang und mit mehr oder weniger Segmenten ausgestattet.
W äh ren d d e r Umwand l un g v e rk ü r z t sich ü b r i g en s der Kör p e r der Tiere um etwa
ein Dr i t t e l der vor h e r e r r e i c h t e n L änge. E h l e r s erwähnt ein heteronereides Tier mit
80 Segmenten bei 30 mm Länge. Nach C l a p a r e d e besitzen die heteronereiden Würmer 65—75
Segmente und sind etwa 20—40 mm lang. D e S a i n t - J o s e p h (1906) traf bei Cannes Weibchen
der heteronereiden Form mit 66 Segmenten bei 15 mm Länge. Ic h fand die z a h lre ic h e n von,
mi r g em e s sen en Tie re va r i i e r end zwi schen 42 und 87 Ru d e r p a a r e n b e i 12—50 mm
L änge. Von ein paar aus dem Ei gezüchteten, noch kleineren Würmern wird gleich die Rede sein.
Die m e i s t e n der mi r zu Ges icht gekommenen Tiere de r Formß b e s a ß e n 65—70 Ru d e r s
e gmente und war e n 20—25 mm lan g . Für sie passen also die von C l a p a r e d e gegebenen
Zahlen. Die Länge des vorderen, keine Messerborsten tragenden Abschnittes des Körpers schwankte
zwischen 3,5 und 7 mm, doch betrug sie bei den meisten Würmern 4—5 mm. Natürlich sind im
allgemeinen die Vorderenden der Weibchen, bei welchen erst im 23. Ruder die Messerborsten beginnen,
länger als die der Männchen, wo schon im 16. Ruder Messerborsten stehen. Es seien hier die Maßverhältnisse
einiger Individuen mitgeteüt:
— 83 —
Geschlecht Rudersegmente 1
Vordere
Körperstrecke
mm
Hintere
Körperstrecke Gesamtlänge
mm
¡flpff 42 4 8 12
3 50 5 11 16
65 6 10 16
66 3,5 12 15,5
72 5 17 22
Die meisten Segmente unter den mir zu Gesicht gekommenen Exemplaren der Form ß besaß
ein nur 25 mm langes Tier, nämlich 87.
Drei Würmer aus den planktogenen Zuchten wandelten sich in die heteronereide Form ß um
und wurden so geschlechtsreif. Das war das schon früher erwähnte Weibchen aus der Zucht No. 20,
welches am 22. Aprü geboren, am 12. August seine Röhre verließ und frei umherschwamm. Es besaß
47 Rudersegmente und war 14 mm lang, wovon je 7 auf jeden der beiden Körperabschnitte kamen.
Das Tier hatte 112 Tage, also genau 16 Wochen von seiner Geburt bis zur Geschlechtsreife gebraucht.
Wir haben mit dieser kurzen, normal abgeschlossenen Lebensdauer bereits die von mir festgestellte
lange Lebenszeit anderer Individuen verglichen. — Die ändern beiden Würmer machten die Metamorphose
erst nach meiner Abreise von Neapel durch, nachdem ich alle planktogenen in einem- Glase
vereinigt hatte. Es läßt sich also nicht mehr feststellen, aus welcher Zucht sie stammten. Ich erhielt
sie konserviert im November zugeschickt; sie haben sich also spätestens bis Anfang November umgewandelt.
Obwohl sie in dem Alkohol zweifellos stark kontrahiert waren, so zeigte es sich doch,
daß es besonders kleine Exemplare waren. Das eine Tier, ein Weibchen, maß nur etwas über 10 mm,
das andere, ein Männchen, sogar nur 5 mm. Ersteres hatte 57, letzteres 39 Rudersegmente, doch
fehlte dem Männchen das Hinterende.
Das von so vielen Lycoriden bekannte umfassende Regene r a t i o ns v e rmögen (vergl. z.B.
N u s b a u m 1908) ist auch bei Nereis dumerüii wie bei anderen L y c o r i d e n vorhanden. Da
darf es denn nicht wunder nehmen, wenn wir unseren Wurm sogar befähigt finden, mitten in der
Zeit seiner Umwandlung verlorene Körperteile zu ersetzen und nachzubilden. Mehrmals fand ich
unter einer Anzahl von normal gebauten Würmern der Form ß, die mir frisch gebracht wurden, Tiere,
deren mit Messerborsten versehene Hinterenden auffallend kurz waren und nur eine geringe Anzahl
von Segmenten enthielten. So setzte sich z. B. einmal die „epitoke“ Körperstrecke eines Weibchens,
das bereits abgelaicht hatte, aus nur 18 Segmenten zusammen gegenüber den 45—50 der normalen
Tiere; allerdings fehlten die Analcirren. Zweifellos muß bei diesem Exemplar ebenso wie bei den
übrigen mir zu Gesicht gekommenen mit so wenig Segmenten kurz vor der Umwandlung oder sogar
während derselben ein beträchtliches Stück des Hinterendes verloren gegangen sein. Da die Metamorphose
nun schon nahe bevorstand oder bereits eingeleitet war, hatten die Tiere keine Zeit, den
Verlust wieder vollständig zu ersetzen, sondern es wurde nur ein Wundverschluß und ein neues Endsegment
gebildet. Weitere neue Segmente, die etwa an ihren kleineren Dimensionen, wie so oft bei
derartigen Regeneraten, zu erkennen gewesen wären, ließen sich nicht nachweisen.
Um die Regenerationsfähigkeit der Tiere während der Zeit der Umwandlung selbst zu prüfen,