
aus, daß man diesen Coxalfortsatz allein als Hüfte deuten könne. Ic lix) habe schön darauf hingewiesen,
daß das wohl nicht geht, hauptsächlich deswegen, weil die Tracheentasche dann ja am distalen
Ende der Hüfte inseriert wäre. Brölemann gerät dadurch übrigens mit seinen eigenen Angaben weiter
unten in Widerspruch. Er weist nämlich mit Recht darauf hin, daß der sogenannte „sinus de la
rainure“, die plötzliche Biegung, welche der Ausführungsgang der Prostata macht, eine sehr markante
Stelle sei, die. sich z. B. auch an den hinteren Gonopoden von Rhinocricus wiederfinde; Rhinocricus
hat bekanntlich zweigliedrige hintere. Gonopoden, die wir als Hüfte und Telopodit bezeichnen; der
sinus de la rainure liegt bei Rhinocricus ganz in der bimförmigen Basis des Telopodits, markiert also
das Eemur. Wir werden also auch bei den Spirostreptiden die Übergangsstelle von Coxa und Femur
in der Nähe dieses sinus suchen dürfen. Bei den meisten Spirostreptiden ist der Übergang von Coxa
in Femur außerdem durch eine spiralige Drehung des ganzen Gonopoden markiert. Wir bezeichnen
also den langen, geraden, zylindrischen, im vorderen Gonopoden darin
steckenden Teil und. noch ein Stück nach der Biegung als Hüfte bis zu
der soeben erwähnten markanten Stelle, wo die spiralige Drehung sta ttfindet
und der sinus beginnt. Beim Austritt aus der Scheide des
vorderen Gonopoden krümmt
sich die Hüfte stark, ich
nenne diese Stelle das C o x a 1-
knie (Fig. XXXVI CK.).
Bei den Spirostreptidae ist
der distale Teil der Hüfte
an der Krümmung oder nach
ihr zumeist durch den Besitz
eines Dornes, des C o x a 1-
dornes, ausgezeichnet, der
nur selten fehlt, noch seltener
in mehreren vorhanden ist.
Einen sehr bemerkenswerten
Gonopoden-Basis. Oralseite.
Unterschied zeigen Spirostreptoidea und Odontopygidea darin, daß bei ersteren das Coxalknie
lateralwärts, bei letzteren medialwärts gekrümmt ist. Brölemann2) hat zuerst darauf hingewiesen.
Der auf die Hüfte folgende Abschnitt des Femur ist charakterisiert durch den „sinus de la
rainure“ oder die K a n a l b e u g e . Am Ende trägt er häufig, aber lange nicht immer, einen stumpfen
Lappen, der z. B. bei Lophostreptus sehr groß ist (Fig. XXXVIFl.), den F e m o r a l l a p p e n .
Bei den Odontopygidae ist das Femur häufig durch einen langen, spitzen, oft auch um das Femur
herumgewundenen Dom, den Femor a l dorn ausgezeichnet, und zwischen ihm und dem folgenden
Tibialteil ist eine Einschnürung bemerkbar. Bei den Spirostreptidae ist dagegen eine Gliederung
nicht vorhanden; die Femoralgegend ist oft nur durch die Kanalbeuge angedeutet und der Gonopode
geht ohne jede Gliederung in das Ende über. Die Odontopygidae zeigen dann noch die weitere Gliederung
in Tibia mit langem Tibialfortsatz und Tarsus. Dagegen verschwindet bei manchen Odontopygidea
(Xystopyge, Lissopyge, Peridontopyge) die Gliederung zwischen Coxa und Femur einerseits und Femur
und Tibia andrerseits, indem weder eine deutliche Spiraldrehung noch eine Kanalbeuge sichtbar sind.
J) A t t e m s in Sjöstedt Kilimandscharo-Exp. p. 79.
2) B r ö l e m a n n , Myr. Mus. Paulista. p. 141. Note.
Att.
Man wird bemerkt haben, daß ich zur Bezeichnung der Regionen am hinteren Gonopoden die
Ausdrücke Coxa, Femur, Tibia, Tarsus verwendet habe. Nach der neueren Terminologie müßte auf
die Coxa, abgesehen von dem mehr rudimentären Komplementärring, als nächstes größeres selbstständiges
Glied der Trochanter folgen. Da sich aber in den zahllosen Gonopoden-Beschreibungen
die Ausdrücke Coxa, F emu r , Tibia — für den 1., 2., 3. Abschnitt, den man am hinteren Gonopoden
unterscheiden kann — eingebürgert haben und da eine sichere Zurückführung der Gonopodenabschnitte
auf die Glieder normaler Laüfbeine doch nicht möglich ist, so lasse ich es aus Zweckmäßigkeitsgründen
bei den usuellen Bezeichnungen.
Die Gestalt der hinteren Gonopoden wird in der Systematik in der allerausgiebigsten Weise
zur Charakterisierung der Gattungen und Arten herangezogen, ja man kann sagen, die hinteren Gonopoden
sind die in systematischer Hinsicht wichtigsten Teile am Körper.
Verzeichnis der im Kapitel allgemeine Morphologie zitierten Schriften:
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Leitung von Prof. Yngve Sjöstedt.
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