
 
        
         
		gänglich  nötig  (vgl.  pag.  10—12).  Auch  aus  dem  biologischen Verhalten  und  der  geographischen  
 Verbreitung  beider  Formenkreise werden  sich weitgehende  und scharfe Verschiedenheiten  derselben  
 ergeben  (vgl.  pag.  107). 
 Die weitere Gliederung des außerordentlich polymorphen Formenkreises von Bosmina coregoni,  
 mit dem ich mich in der Hauptsache beschäftigt habe, ist nun bisher von allen neueren Systematikern  
 in der Weise vorgenommen,  daß in erster Linie die Formen mit Mucro von denen ohne einen solchen  
 gesondert wurden.  Das  tu t z.  B.  am Ausgesprochensten Stingelin  (’08), der die  mucronate Bosmina  
 longispina artlich  von Bosmina coregoni  (ohne Mucro)  trennt.  Eine gleiche  artliche Trennung befürwortet  
 Langhans  (’09, I I  und ’11),  der noch besonders  auf das Fehlen der Seta Kurzi bei den mucro-  
 losen  Formen  der  Burckhardtschen  B.  coregoni  hinweist.  Auch  Lilljeborgs  (’01)  System,  das  alle  
 mucronaten  Formen  an  die  Spitze,  die  Formen  ohne  Mucro  ans  Ende  der  Behandlung  stellt  und  
 zwischen  beide  eine  Formengruppe  (B. mixta)  mit  reduziertem  Mucro  (und minimaler  Seta  Kurzi)  
 einschiebt,  zeigt durch diese Anordnung,  daß Li 11 jeborg dem erwähnten Merkmal wesentliche Bedeutung  
 zuschreibt.  Andererseits  bemüht  sich Burckhardt  (’0 0 ,1),  der  die  in Frage  stehenden Formen  
 in einer Art: B.  coregoni vereinigt, Übergangsformen von mucronaten Formen zu solchen ohne Mucro  
 zu finden und spricht als eine derartige Form seine  B.  c.  acrocoregoni an.  Alle diese Forscher, mögen  
 sie die mucronaten Formen von denen ohne Mucro artlich trennen oder nicht, sehen  jedenfalls  in  dem  
 Fehlen  oder Vorhandensein  eines Mucros  ein Merkmal  von  größter  systematischer  Bedeutung. 
 Ich muß diese ganze Einteilung für verfehlt halten,  da das genannte Merkmal, wie ich nachzuweisen  
 gedenke,  zur  Trennung  zweier  natürlicher  Hauptgruppen  innerhalb  der  Burckhardtschen  
 B.  coregoni  nicht  genügt  und  demselben  überhaupt  nicht  die  Bedeutung  zukommt,  die  ihm  hier  
 zugeschrieben wird.  Dafür  folgende  Gründe!  Einerseits  findet  sich  ein Mucro  in  deutlichster Ausbildung  
 (mit  Seta  Kurzi)  auch  bei  Formen,  die  zur  Gruppe  der  vorwiegend  mucrolosen  Goregoni-  
 Reihe  in engster Beziehung stehen und von  dieser nicht  ablösbar sind;  andererseits kann  der  Mucro  
 bei  Formen,  die  zweifellos  von mucrotragenden  Longispina-Formen  abzuleiten  sind,  und  zum  Teil  
 mit, der mucrolosen Coregoni-Ba ihe gar nichts zu tun haben,  äußerst reduziert sein.  In  l e t z t e r e r   
 Hinsicht will ich nur auf die von Stenroos  (’95 und  ’97)  B.  brevispina Lilljeborg genannte Form und  
 auf Burckhardts B.  c. sempacensis hinweisen.  Zur  e r s t e n   Kategorie hingegen wären alle Formen  
 meiner Longicornis-Insignis-Beihe zu rechnen.  Diese Formen haben einen wohl entwickelten Mucro,  
 der gewöhnlich  sogar länger ist  als  bei den  Longispina-Formen.  Die  breite Basis  des Mucros  dieser  
 Formen,  die demselben  ein von  dem  der  Longispina-Formen  etwas  abweichendes Gepräge  gibt,  ist  
 auf die große Länge des Mucros zurückzuführen und findet sich außerdem nicht bei allen Longicornis-  
 Insignis-Formen.  Trotz des Besitzes eines Mucros und einer Seta Kurzi aber ist an dem engen Zusammenhang  
 der  Longicornis-Insignis-Formen  mit  den  mucrolosen  Coregoni-Formen  nicht  zu  zweifeln.  
 Erstere  unterscheiden  sich  nämlich  von  der  Longispina-Beihe  in  folgenden  Charakteren,  durch  die  
 sie  sich  als  zur  Coregoni-Beihe  gehörig  erweisen: 
 1.  Vorhandensein einer vorderen Dorsalkonkavität.  (Im Zusammenhänge damit liegt die höchste'  
 Stelle  des  Dorsalkonturs  in  oder  hinter  der  Mitte.) 
 2.  Zum  Teil  sehr  großes  H  (=  ca.  1000). 
 3.  Lange, mehr oder weniger stark (z. T. gleichmäßig, z. T. hakenförmig, z. T. S-förmig) gekrümmte  
 1.  Antennen mit mehr  oder weniger  g r o ß e r   Projektion. 
 4.  Meist  flache  oder nur  schwach  gewölbte  Stirn,  meist  langes  und  spitzes Rostrum. 
 5.  Meist  kleines  Auge  (O). 
 Außerdem  kann  aber  das  Vorhandensein  eines  Mucros  bei  den  Longicornis-Insignis-Formen  
 aus  dem  Grunde  nicht  als  scharfes  Unterscheidungsmerkmal  gegen  die  Coregoni-Reihe  angesehen  
 werden,  weil  in  dieser Hinsicht  lückenlose Übergänge  z.  B.  von B.  c.  berolinensis  über B.  c.  sibirica  
 zu  B.  c.  kessleri  und  weiter  über  B.  c.  coregoni  f.  diaphana  zu  B.  c.  coregoni  führen.  Auch  B.  c.  
 longicornis ist mit B. c. kessleri durch Zwischenformen verbunden, (vgl.  pag.  35),  B. c. insignis mit der  
 B.  c.  lilljeborgii  nahestehenden B.  c.  gibberiformis,  (vgl.  pag.  46).  Auch  ihrer  geographischen  Verbreitung  
 im  baltischen Seengebiet nach  gehört  die  Longicornis-Insignis-Gciuppe  zur  Coregoni-Reihe.  
 Schließlich  wird  vor  allem  das  Studium  der  Cyclomorphose  die  enge  Zusammengehörigkeit  der  
 genannten  Formen  erweisen,  da sich  ganz deutlich  die Entwicklungslinien  zeigen  lassen,  auf  denen  
 sich  die  temporale Variation  der  (7om/om-Reihe  aus  der der  Longicornis -1nsignis -Gruppe  entwickelt  
 hat  (vgl.  pag.  97f.).  Nach  alledem  sind  also  die  F o r m e n   der   L o n g i c o r n i s - I n s i g n i s -   
 G r u p p e   m i t   d e n e n   d e r   Co r e g o n i  - R e i h e   zu  e i n e r   e n g e r e n  E i n h e i t   zu  v e r e 
 i n i g e n   u n d   de n  L o n g i s p i n a  - F o rme n   g e g e n ü b e r   zu  s t e l l en. 
 Nimmt man  die  vorgeschlagene Korrektur  an  der  bisher  üblichen Einteilung  der  B.  coregoni  
 (im  Sinne Burckhardts)  vor,  so  zerfällt  dieser Formenkreis  in  zwei Reihen:  e i n e r s e i t s   die  Core-  
 (/om-Reihe  mit  Einschluß  der  Longicornis-Insignis-Gruppe  und  a n d e r e r s e i t s   die  Longispina-  
 Reihe.  Bei  der  Aufstellung  dieser  Reihen  ist  auf  das  Fehlen  oder  Vorhandensein  eines  Mucros  
 gar  kein Wert  gelegt;  die Merkmale,  auf  Grund  deren  beide  Reihen  zu  trennen  sind,  habe  ich  in  
 der  Diagnose  beider  Reihen  angegeben.  Zu  den morphologischen  Trennungsmerkmalen  kommt als  
 sehr  wichtige  Differenz  zwischen  beiden  Reihen  noch  der  völlig  verschiedene  Ablauf  der  Cyclomorphose  
 bei  beiden  (vgl.  pag.  107). 
 Bei meinen Untersuchungen habe ich mich  hauptsächlich mit  der Coregoni-Reihe  beschäftigt  
 und  mich  bemüht,  die  E n t w i c k l u n g s l i n i e n   i n n e r h a l b   d i e s e r   R e i h e   und  die  Bez 
 i e h u n g e n   d e r s e l b e n   zur   L o n g i s p i n a - B e i he   aufzudecken.  Innerhalb  der  Coregoni-  
 Reihe  läßt  sich  nun  ein  lückenloser  Übergang  konstruieren  von  Longicornis-Insignis-Foimen mit  
 langem  Mucro  und  niedriger  Schalenhöhe  zu  Formen  mit  rudimentärem  Mucro  und  größerer  
 Schalenhöhe  und  schließlich  zu  Formen  ohne  jeden  Mucro  mit  zum  Teil  stark  bucklig  emporgetriebenem  
 Schalenrücken.  Diese  Formenreihe  kann  nur  so  aufgefaßt werden,  daß  die  ursprünglicheren  
 Formen  hier  diejenigen mit  langem  Mucro  und  relativ  geringer  Schalenhöhe  (Longicornis-  
 Insignis-Gruppe)  sind,  während  die  jüngsten  Formen  diejenigen  mit  hohem Buckel,  ohne  jede Andeutung  
 eines Mucro sind.  Die wichtigsten Gründe hierfür werden sich aus dem Studium  der Cyclomorphose  
 (vgl.  pag.  85,  89,  91)  ergeben,  doch  sprechen auch einige Gründe rein morphologischer Art  
 dafür.  Einmal kann die lückenlose Formenserie von Formen mit langem Mucro zu mucrolosen Formen,  
 die mitunter  jedoch  noch  eine minimale  Seta Kurzi  besitzen  (z.  B.  B.  c.  thersites),  nicht  als  allmähliche  
 Herausbildung  der  Seta  Kurzi  und  des  Mucro  gedeutet werden,  sondern  nur  als  eine  allmähliche  
 Rückbildung  dieser  Charaktere.  Man  trifft  ferner  unter  mucrolosen Formen  mitunter  individuelle  
 Aberrationen  mit  recht  bedeutendem  Mucro,  die  wohl  als  Atavismen  aufzufassen  sind  
 (vgl.  pag.  54).  In  diesem  Zusammenhänge  sei  auch  darauf  hingewiesen,  daß  ich  an  der  Mucro-  
 spitze  von  B.  c.  kessleri  (Stienitzsee)  mitunter  Rudimente  von Dörnchenincisuren  fand  (vgl.  pag.  
 43  und  Fig.  42 a). 
 Von  d e r  Long i c o rn i s - I n s i g n i s -C iu p p e ,   d ie   nach  a l ledem  als  äl tes t e  Gruppe  
 der   Coregoni -Reihe  anzusehen  ist ,   führ t ,   wie  gesagt ,   ein  völ l ig  f l ießender  Über gang  
 zur   Mi xt a-Gci uppe  mi t   r udiment ä r em  Mucro  und  wei ter   zur   Eucoregoni