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 Da  über  die  Cyclomorphose  von  Formen  der  Eucoregoni- Gruppe  die  gründlichen  Untersuchungen  
 Wesenbergs  und  anderer  Vorlagen  und  meine  eigenen  gelegentlichen  Beobachtungen  
 mit Wesenbergs  Angaben  in  vollem  Einklang  standen,  habe  ich  von  einem Studium  dieser  Gruppe  
 Abstand genommen.  Nur bei einer sehr auffälligen und wenig bekannten Form der Eucoregoni- Gruppe:  
 B.  c.  thersites  habe  ich  die  Temporalvariation  eingehender  studiert.  Mein  Beobachtungsmaterial  
 stammt  aus  dem  Spree-Dahme-Havel-Gebiet,  vor  allem  aus  dem Müggel-  und dem Wannsee.1)  Die  
 Cyclomorphose  von  B.  c. thersites  verläuft  (im  Verhalten  von H, C+D, A+B,  0)  völlig  gleichsinnig  
 mit  der  von  B.  c.  coregoni  oder  B.  c.  gibbera  (vgl.  pag.  87f.).  Die  einzelnen  Formzustände  von  
 B.  c.  thersites  zeigen  aber  charakteristische  Eigentümlichkeiten.  Die  Hoch somme r f o rm  von  
 B. c. thersites ist dadurch ausgezeichnet, daß die Spitze des  außerordentlich  hohen Buckels (H >  1000)  
 stark  nach  hinten  übergebogen  ist,  so daß der Buckel hakenförmig  erscheint.  Die Lage der Buckel-  
 spitze  ist  im Sommer  starken Altersvariationen  unterworfen,  die  auf  pag.  56 näher geschildert  sind.  
 Es sei hier nur bemerkt,  daß bei ganz jungen Tieren die Buckelspitze noch über der Körperlängsachse  
 liegt,  aber  während  des Heranwachsens immer mehr  nach  hinten  verlagert wird,  so  daß  schließlich  
 die  hakenförmige  Krümmung  des  Buckels  zustande  kommt.  Bei  völlig  ausgewachsenen Weibchen  
 (mit  hoher  Eizahl  im  Brutraum,  Max.  9)  wächst  dann  allerdings  der  ventrocaudale Teil der Schale  
 so  stark  aus,  daß  die  Buckelspitze  wieder  über  der  Längsachse  zu  liegen kommt.  Gleich  starken  
 Altersvariationen  ist  die  Antennenprojection  (Pr.)  unterworfen,  deren  relative Werte  außerdem  bei  
 der geringen Größe der Längsachse stark schwanken.  Ich habe sie deshalb in Tab.  IV nur selten auf-  
 geführt.  Die 1. Antennen sind entsprechend der Höhe des Buckels sehr lang (mit 24—31 Incisuren),  das  
 Auge (0) ist sehr klein.  Maßangaben für extreme Hochsommertiere vom 28. VI. ’93, 6.V II. ’08 Müggelsee, 
  20. VIII.  ’04 Wannsee und vom Labenzsee finden  sich  in  Tab.  IV, No.  2,  3, 10  (Fig.  48, 50,  51). 
 Bei S p ä t s omme r t i e r e  n tritt eine Reduktion von H, T, C -j- D ein: solche Tiere zeigt Fig. 52—53.  
 (Maße  für  Tiere  vom  6. X.  ’04 in Tab.  IV, No.  4.  Weitere  Spätsommertiere  fing  ich  am  17. X.  ’08  
 im Wannsee.)  Die  Buckelspitze  hat  bei  diesen Tieren  eine  konstantere Lage,  sie  liegt  etwa  gerade  
 über  der  dorsocaudalen  Schalenecke.  An  diese Spätsommertiere,  die  selbst  durch  viele Übergangsformen  
 mit Hochsommertieren  Zusammenhängen, schließen sich ihrerseits in lückenloser Formenserie  
 (vgl. Fig. 53),  auch  hier  in der Hauptsache durch E$$  vertreten, die Fr ü hwi n t e r f orm en  an,  von  
 denen ich, wie gewöhnlich,  die ersten charakteristischen Exemplare (und zwar E$$) im Oktober antraf  
 (21. X. ’09 Müggelsee).  Die Frühwinterformen (Fig. 54 und 56) zeigen noch stärkere Reduktionen (Tab.  
 IV, No. 5—7) in den schon von den Spätsommerformen eingeschlagenen Richtungen,  und  zwar  sind  
 diese Reduktionen um so weitgehender,  je später im Jahreszyklus die Frühwintertiere gefangen sind,  
 so  daß  die  extremsten Früh wintertiere,  die  in  meinen  Fängen  Vorkommen,  die Tiere vom  9.  I.  ’10  
 (vgl. Tab.  IV, No.  7)  sind.  Der relative Augendurchmesser der Frühwintertiere aber ist im Vergleich  
 zu den Sommerformen vergrößert.  Gegenüber den Sommerformen sind die Frühwinterformen dadurch  
 charakterisiert,  daß  ihre  Buckelspitze  beträchtlich  vor  der  dorsocaudalen  Schalenecke  (wenn  auch  
 noch  hinter  der  Mitte  der  Längsachse)  liegt,  gegenüber  den  Spätwintertieren  durch  ihren  spitzen  
 Buckel,  vor  und hinter dessen Spitze der Dorsalkontur deutlich konkav ist.  Die Trennung der Früh-  
 und Spätwintertiere ist hier in gleicher  Schärfe  zu  vollziehen  wie  bei B.  c.  berolinensis,  was  auf  den  
 ganz  übereinstimmenden  Fortpflanzungsverhältnissen  beider  Formen  beruhen  dürfte,  auf  die  ich  
 später  noch  näher  eingehen  werde. 
 x)  Z.  T.  verdanke  ich  das Material  der  Güte  von  Herrn  Prof. Weltner. 
 Die Sp ä twi n t e r t i e r e  (Tab. IV, No. 8 und 9, Fig. 57)  stehen zwar in ihren Körperproportionen  
 den Frühwinterformen  recht  nahe  und  ihre Buckelspitze  nimmt  ungefähr  die  gleiche Lage  ein  wie  
 bei  letzteren;  sie sind aber völlig  eindeutig dadurch jenen gegenüber charakterisiert,  daß  ihr Dorsal-  
 kontur,  der etwas höher ist als bei Frühwintertieren  (infolge der großen Eizahl 7),  stark  gewölbt  ist,  
 und weder  vor  noch  hinter  der Buckelspitze  eine  Konkavität  aufweist.  Sie  besitzen  übrigens  (im  
 Gegensatz zu B. c. berolinensis) kürzere  1. Antennen (16—20 Incisuren)  als die Frühwintertiere.  Sehr  
 ins Auge  fallend  ist  auch  hier wieder  die  Tatsache,  daß  die  Spätwinterformen  sich  außerordentlich  
 weitgehend denen von B.  c.  coregoni und B.  c.  gibbera nähern,  also  Formen, von denen B.  c.  thersites  
 höchstwahrscheinlich  abzuleiten  ist.  Diese Annäherung kommt  durch  die Vorwärtsverlagerung  der  
 Buckelspitze und die recht gleichmäßige Wölbung des Dorsalkonturs bei den Spätwintertieren zustande.  
 Ebenfalls  von  phylogenetischem  Interesse  ist  folgende  Beobachtung,  die  ich  bei  Frühwintertieren  
 machte.  Während die ventrocaudale Schalenecke der Sommertiere abgerundet ist,  zeigt der Kontur  
 daselbst  bei  Frühwintertieren  (bei  starker  Vergrößerung)  in  der  Nähe  der  minimalen  Seta  Kurzi  
 einen sehr unruhigen, welligen Verlauf und kann in seltenen Fällen auch eine schwach vorspringende  
 Ecke  bilden,  wie  etwa  bei  B.  c. coregoni f.  dia'phana.  Ich  sehe  hierin  eine  s c hw a c h e   T e n d e n z   
 z u r   Mu c r o b i l d u n g   im   Wi n t e r   (vgl.  pag.  89)  und  glaube  dieselbe  als  Annäherung  an  
 mucronate  Stammformen, von denen ich ja auch aus anderen Gründen die Eucoo'egoni-Giw^'pe ableiten  
 will,  ansehen zu dürfen. —- Darauf hinweisen möchte ich noch,  daß das Männchen von B.  c.  thersites,  
 solange  man  es  mit  Hochsommerweibchen vergleicht,  äußerst  abweichende  und  eigenartige  Formverhältnisse  
 zu zeigen  scheint.  Beim Vergleich  des Männchens  mit  Frühwinterformen,  mit  denen  
 dasselbe  zeitlich  zusammen  auftritt,  aber  ergibt  sich  die  weitgehendste  morphologische  Übereinstimmung. 
   Hier  kann  übrigens  kein  Zweifel  daran  sein,  daß  die Männchen  n i c h t   einen  
 ursprünglicheren  Formzustand  zeigen  als  die Weibchen  (vgl.  dazu  pag.  83). 
 Betreffs  des  Einsetzens  und  Verlaufs  der  Geschlechtsperiode  bei  B.  c.  thersites  wären  zuerst  
 einmal  folgende  Daten  mitzuteilen: 
 5.  X.  ’03  Havel  bei  Potsdam:  6  S S   (nach  Keilhack  ’08)  vgl.  pag.  57. 
 6.  X.  ’?? Wannsee  und  Schwielowsee. 
 17.  X.  ’08 Wannsee. 
 12.  X.  ’09 Tegeler  See:  1  2  E ?$   j 
 19.  XI.  ’08 Sacrower  See:  Wenige  E$$ und  S S  |  Verschleppte  Exemplare  (vgl.  pag.  115  u.  116). 
 24.  I.  ’10 Tegeler  See:  1  E ?   J 
 26.  XII.  ’09 Havel  bei  Potsdam:  Nur  E$$ und  SS,  P?$ fehlen. 
 19.  X. ’96  Müggelsee:  Zahlreiche  S S   (nach  Keilhack  ’08),  vgl.  p.  57. 
 21.  X.  ’09  „  Sehr  viele  E$$. 
 15.  XII. ’09  „  Totale  Geschlechtsperiode.  Unmengen  von  Geschlechtstieren. 
 9 .  I.  ’10  „  Totale Geschlechtsperiode,  junge  Tiere  verschwindend wenig,  Geschlechtstiere  
 seltener  geworden. 
 21.  III.  ’10  „  K e i n e   Geschlechtstiere,  nur wenige  junge,  noch  eilose P?$. 
 2.  IV.  ’10  „  Vollausgewachsene  Spätwinter $$._______________________________ 
 Wie  diese  Angaben  —  namentlich  die  durch  mehrere  Monate  fortgeführte  Fangserie  vom  
 Müggelsee — zeigen,  ist  der Ablauf  der Geschlechtsperiode  bei  B.  c.  thersites  ganz  ähnlich  dem  von