
 
		unmöglich,  da  von dieser tertiären Verschweißung wenigstens Reste an den letzten  Sterna erkennbar  
 sein müßten.  Zu  denken wäre vielleicht  auch daran,  daß  die Genitalöffnung primär in der präanalen  
 Intersegmentalhaut gelegen habe und sekundär in die bei anderen Insekten gewöhnliche Lage gewandert  
 sei,  aber dagegen sprechen manche Daten der vergleichenden Anatomie und Entwicklungsgeschichte.  
 Da eine andere Möglichkeit zur Zurückführung der Verhältnisse bei Insekten und Proturen aufeinander  
 nicht  vorzuliegen  scheint,  muß  diese  Frage  einstweilen  als  noch  nicht  geklärt  betrachtet  werden. 
 Eine weitere Eigentümlichkeit des Geschlechtsapparates von Eosentomon ist das Vorhandensein  
 von  p a a r i g e n   M ü n d u n g e n   d e r  D u c t u s   e j a c u l a t o r i i .   Paarige  Ausführwege  der  
 männlichen Geschlechtsorgane kommen außer bei den Proturen noch in zwei Insektenordnungen vor,  
 bei  den  Ephemeriden  und bei  gewissen Dermapteren (Protodermaptera  s.  lat.,  Za c h e r ) .   Zwischen  
 den Verhältnissen bei  den Dermapteren und denen bei Eosentomon  besteht insofern ein Unterschied,  
 als  bei  den Dermapteren der  Penis  als  Ganzes  eingestülpt werden  kann  und  daher  einzelne  Sklerite  
 nicht  ausgebildet  (M e i n e r t)  sind.  Eine gewisse  äußere Ähnlichkeit mit  dem Kopulationsapparat  
 männlicher Ephemeriden läßt sich dagegen nicht verkennen.  Aber hier  besteht ein prinzipieller Unterschied  
 darin, daß die Ductus ejaculatorii der Ephemeriden mesodermal ( Pa l me n )  sind, während bei  
 Eosentomon  ihre  kräftige  Chitinauskleidung  auf  ektodermalen  Ursprung  hinweist.  Diese  letztere  
 Erscheinung  ist  übrigens  auch  deshalb  noch  von  wesentlicher  Bedeutung,  weil  durch  sie  die  von  
 H e y m o n s   bezweifelte  Annahme  einer  ursprünglichen  Paarigkeit  der  ektodermalen  Geschlechtsgänge  
 eine  neue  Stütze  erhält. 
 Auf die weitgehende H o m o l o g i e   z w i s c h e n   m ä n n l i c h e m   u n d   w e i b l i c h e m   
 G e s c h l e c h t s a p p a r a t e   konnte  schon  des  öfteren  hingewiesen  werden.  B e r 1 e s e  hat  
 bereits eine Zusammenstellung der homologen Teile für Acerentomon gegeben.  Da aber die vorliegende  
 Untersuchung  ergeben  hat,  daß  Eosentomon  in  mancher  Hinsicht  abweichend  gebaute  Geschlechtsanhänge  
 besitzt,  möchte  ich  auch  für  diese  Gattung  eine  tabellarische  Zusammenstellung  geben. 
 Eosentomon  $ Eosentomon  ? 
 Forceps 
 (Perifallo) 
 Apodemen  
 Corpus  
 Parameren s. str. 
 Apodemen 
 Corpus 
 Lateralplatten 
 Perigynium 
 (Periginio) 
 Penis 
 (Fallo) 
 Basalstück  
 Paarige Mittelstücke Gleitschiene 
 Acrogynium 
 (Acroginio). 
 Borstenförmige Endstücke 
 Hierbei ist ein V e r g l e i c h   m i t   d em S e x u a l a p p a r a t   h ö h e r e r  Insekten  durch  
 die angewandte Nomenklatur mit eingeschlossen.  Derselbe ist zunächst bloß gültig für das männliche  
 Geschlecht,  da  bei  den Weibchen  höherer  Insekten  durch  die  gleichzeitige  Verwendung  von  Teilen  
 der Abdominalsegmente  zum Aufbau  des Legeapparates die Verhältnisse zu sehr kompliziert werden.  
 Aber  auch  für  die Männchen  darf  nicht  vergessen werden,  daß  nach  dem,  was  über  die  Lage  der  
 Geschlechtsöffnungen gesagt wurde, es noch nicht entschieden werden kann, ob diese Übereinstimmung  
 auf Homologie  oder Homoplasie  beruhen.  Eine  sichere  Entscheidung  darüber,  ob  die  Geschlechtsanhänge  
 Gonapophysen oder Gonopoden sind, scheinen auch die Proturen nicht zu bieten.  Ich möchte  
 daher  auf  diesen  Punkt  nicht  näher  eingehen  und  nur  nebenbei  darauf  hinweisen,  daß  die Deutung  
 wohl hauptsächlich auf vergleichend-anatomischem, nicht aber auf entwicklungsgeschichtlichem Wege  
 erfolgen muß.  Denn wenn die abdominalen Beinanlagen verstreichen, so ist damit keineswegs gesagt,  
 daß  ihre  Elemente  auch die prospektive  Potenz  zur Beinbildung  verlieren.  Und wenn  diese  Potenz  
 auch  erst  in  späteren Stadien  zum Durchbruch  gelangt,  so  sind  aus  diesen Anlagen  entstehende  Abdominalanhänge  
 doch ebensogut als Extremitäten anzusprechen,  wie die Thorakalbeine  einer  Fliege,  
 welche  sich  aus  einer  fußlosen  Larve  entwickelte. 
 Das  T e 1 s o n  von  Eosentomon  ist  aus  verschiedenen  Gründen  von  Interesse.  Zunächst  ist  
 das Vorhandensein eines Telson beim ausgebildeten Insekt schon an sich bemerkenswert,  weil nur bei  
 wenigen Ordnungen ein solches postembryonal noch nachweisbar ist.  Dort aber, wo  es bisher aufgefunden  
 wurde,  handelte  es  sich  nur  um Rudimente  eines  Endsegmentes.  Von  diesen  repräsentiert  
 eine dorsale unpaare Lamina supraanalis Teile des Tergum und zwei paarige ventrale Laminae subanales  
 solche des Sternum des Telson.  Im Gegensätze  hierzu  ist bei Eosentomon das Telson ein vollständiges  
 Segment,  das  die vorangehenden  sogar noch  um  ein  Geringes  an  Größe  übertrifft.  Es besitzt  nicht  
 nur ein  einfaches Tergum,  sondern  auch das  Sternum wird  aus  einer  einheitlichen Schuppe  gebildet,  
 und  zwischen  beiden  findet  sich  sogar  ein  deutliches  kleines  Lateralstück.  Bei  stark  verquollenem  
 konserviertem Materiale treten gelegentlich noch hinter dem von mir als Telson bezeichneten Metamer  
 Andeutungen eines weiteren Stückes in Form von wulstartigen Erhebungen auf.  Eine Segmentnatur  
 ließ  sich  hierfür  jedoch  nicht  nachweisen;  vielmehr  ergibt  die  genauere  Untersuchung,  daß  es  sich  
 nur  um  herausgepreßte  Teile  des  Enddarms  handelt. 
 D.  Die  systematische  Stellung  der  Proturen. 
 Zum Schlüsse möchte ich  noch  einen Blick auf die Taxonomie  der Proturen werfen.  In  einer  
 früheren  Arbeit  habe  ich  die  Ansichten  der  verschiedenen  Autoren  referiert,  welche  sich  hierüber  
 geäußert  haben.  Im  Anschlüsse  daran  habe  ich  eine  abweichende  Unterbringung  in  Vorschlag  
 gebracht,  indem  ich  die  Proturen  wegen  ihrer  Hemianamorphose  als  Anamerentoma  allen  übrigen  
 holomeren  Insekten gegenüberstellte.  Einige neuere Ergebnisse meiner Untersuchungen veranlassen  
 mich,  auf  den  Gegenstand  zurückzukommen. 
 Was  zunächst  die  a l l g e m e i n e  U n t e r b r i n g u n g   der Proturen  anlangt,  so  hat  sich  
 kein  stichhaltiger  Grund dafür  ergeben,  dieselben von den Insekten  zu  trennen.  Von  einer  näheren  
 Verwandtschaft mit  den  Pauropoden  (B e r 1 e s e)  oder  mit  Chilopoden  (K o r o t  n e f f)  darf  man  
 daher  ohne  weiteres  absehen.  Gegen  die  Betrachtung  der  Proturen  als  eigene  Ateloceratenklasse  
 (R i m s k y - K o r s a k o w) scheinen mir die vielen, bei genauerer Kenntnis ihrer Organisation immer  
 zahlreicher  hervortretenden Übereinstimmungen mit  gewissen  niederen  Insekten  zu  sprechen.  Die  
 Proturen  sind  vielmehr  echte  Hexapoden,  wie  dies  schon  früher  von  S i l v e s t r i ,   B ö r n e r   und  
 mir  vertreten  wurde. 
 Zu  erörtern  ist  nunmehr  die  Frage  nach  den  ve rwan dt s c ha f t l i chen  Bezi ehungen  
 zu  ändern  Insektenordnungen.  Als  nächststehende  Gruppe  kommen  dabei,  wie  zu  erwarten,  nur  
 apterygote  Insekten  in Betracht.  Von  diesen wiederum  sind  es  die  Collembolen,  welche  die meiste  
 Übereinstimmung mit  den  Proturen  zeigen.  Es  ist  das Verdienst  von B ö r n e r ,   trotz  der  damals