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tragen in Nelkenöl. Die TJntersuclnmg bezw. Zerzupfung, welch letztere mit 0,15 mm starken
Stahlnadeln vorgenommen wurde, erfolgte stets in Nelkenölkollodium, das zum Schlüsse mit Xylol
zum Erstarren gebracht wurde.
Noch schönere Bilder, als durch Eärbung, liessen sich durch Imprägnierung mit Metall erreichen.
Während Osmiumsäure recht undifferenziert schwärzte, ergab Silber eine außerordentlich fein abgestufte
Tönung. Die zur Imprägnierung bestimmten Tiere wurden in Pyridin 24 Stunden lang fixiert, in
destilliertem Wasser abgespült und dann im Dunkeln auf verschieden lange Zeit (2—10 Tage) in eine
3prozentige Lösung von Ag N 0 3 von 40° C. gebracht. Nach sorgfältigem Auswaschen wurden die
Tiere meist zur Entfernung von Eett ym welches, tropfenförmig verteilt, durch Brechungserscheinungen
bei der Untersuchung mit starken Systemen hinderlich wird — vorsichtig durch die Alkoholreihe
für kurze Zeit in Xylol und dann wieder allmählich in Wasser gebracht. Zuletzt zerstörte ich
die Weichteile in leicht erwärmter Kahlauge, ließ die Tiere in 40prozentigem Alkohol quellen und
schloß sie, nachdem der Alkohol aus der Flüssigkeit verdunstet war, auf dem hohlgeschliffenen
Objektträger in Wasser oder Glycerin ein. Mit allen Imprägnierungen teilt auch diese Methode eine
gewisse Launenhaftigkeit. Vor allem muß man die Dauer des Aufenthaltes im Silberbad je nach
den zu untersuchenden Einzelheiten bemessen und genau kontrollieren. Ist die Imprägnierung aber
geglückt, so heben sich die Sklerite, je nach ihrer Stärke schwarz oder bräunlich getönt, außerordentlich
klar von der gelblich gefärbten oder durchsichtigen Interskleritalhaut ab. Anwendbar war sie leider
nur für diejenigen Chitinteile, welche im Leben schon eine leichte (oft kaum erkennbare) Gelbfärbung
zeigten; sie bot also z. B. nicht die Möglichkeit, etwaige Veränderung der Thorakalsklerite während
der postembryonalen Entwicklung zu verfolgen, da bei jungen Tieren nur der hintere Teil des Abdomens
kräftig genug chitinisiert ist, um sich zu schwärzen. Bemerkenswert ist, daß die Imprägnierung
fast ganz diffus wird, wenn man sie nach der Behandlung mit Lauge anwenden will. Da sie
bei richtiger Anwendung sich kaum auf entoskelettale Bildungen erstreckt, dürfte sie wohl auf der
Verschiedenartigkeit des Chitines beruhen und hauptsächlich die festeren oberflächlichen Schichten
direkt unter der Epidermis betreffen, die auf den Slderiten dicker sind, während das weichere Chitin
des eigentlichen Derma, welches auch das Entoskelett aufbaut, nicht von ihr beeinflußt wird. Da
letzteres sich mit den meisten Farbstoffen leicht tingiert, konnte ich besonders bei jüngeren Tieren
durch Nachfärbung mit Wasserblau die Übersicht bedeutend erleichtern. Leider ist die Haltbarkeit
der Silberpräparate nur eine begrenzte.
Die Untersuchung der Muskulatur wurde teils am lebenden Tiere, teils am gefärbten Präparate
vorgenommen. Die für Dauerpräparate bestimmten Objekte wurden entweder frisch in einer fü-
trierten Lösung von Syndetikon zerzupft, durch Übergießen mit hochprozentigem Alkohol festgeklebt
und mit Lösungen von Eosin oder Methylenblau in absolutem Alkohol gefärbt, oder ich tingierte mit
Petrunkewitschs Gemisch fixierte Tiere in einer Nelkenöleosinlösung und orientierte, bezw. zerzupfte
sie in Nelkenölkollodium.
Stets erwies es sich als äußerst hinderlich, daß es nicht möglich war, Chitinskelett und Muskulatur
gleichzeitig zu färben. Auch die Schnittmethode bot aus diesem Grunde keine klaren Ergebnisse.
Ich habe daher in der Hauptsache auf vergleichendem Wege die Bedeutung der einzelnen
Chitinteile festzustellen versucht und nur gelegentlich die Bestätigung durch die Muskulatur gefunden.
Von verschiedener Seite (H e y m o n s , C h o l o d k o w s k y ) ist es in Frage gestellt worden,
ob überhaupt morphologische Deutungen ohne Hinzuziehung der Embryologie entschieden werden
dürften. Aber gerade der von C h o l o d k o w s k y angeführte Fall der Pediculidenmundteile
(E n d e r 1 e i n) kann geradezu (H a n d 1 i r s c h) als Beweis dafür dienen, daß die Entwicklungsgeschichte
nicht überall allein zum Ziele führt und unter Umständen sogar, sei es infolge caenogene-
tischer Vorgänge (G e g e n b a u r ) oder sei es, daß sich wegen zu geringer Größe die Einzelheiten
nicht mehr verfolgen lassen, zu Irrtümern Anlaß geben kann (Auffassung der Pediculidenmundteile
als sekundäre Bildungen).
Noch weiter gehen D i r k e n und V o ß in der Kritik der Skleritvergleichung auf Grund
ihrer Muskeluntersuchungen. So sagt V o ß in der Zusammenfassung seiner Resultate über Gryttus,
daß „die im C h i t i n s k e l e t t vorliegenden Gestaltungsverhältnisse . . . an sich n i c h t d e n
g e r i n g s t e n W e r t f ü r m o r p h o l o g i s c h e F r a g e n “ besitzen. Zur Beurteilung dieser
These möchte ich vergleichsweise die Äderung der Insektenflügel heranziehen. Wie C o m s t o c k
und N e e d h a m darlegten, ist diese bei den meisten Insekten eine direkte Folge der Tracheenversorgung;
bei einigen Ordnungen aber weicht das Tracheensystem von dem primitiven Schema
ab (Tricfoyptera, Dijjtem, Hymenoplera) und doch ist das definitive Adersystem auf das der
anderen Ordnungen zurückführbar. Das führt C o m s t o c k und K o c h i zu dem Schluß, „that
the veins had attained an arrangement so useful that it could be held by natural selection after the
tracheae hat ceased to determine their position1 ‘. In analoger Weise halte ich die Y o ß - D ü r k e n sehe
kinematische Erklärung des Insektenskelettes aus der Muskulatur für prinzipiell richtig, die zitierte
These aber für zu weit gegangen. Die große Gleichartigkeit der Skelettbildung bei Imagines
z e i g t , d a ß d u r c h V e r s c h w e i ß u n g u n d Z e r g l i e d e r u n g v o r h a n d e n e r E l e m e n t e , n i c h t a b e r d u r c h j e w e i l s
völlig neue Bildungen, den verschiedenen, aus verschiedenem biologischen Verhalten entspringenden
mechanischen Anforderungen zu entsprechen gesucht wird. Daraus entnehme ich, daß die u r-
s p r ü n g l i c h infolge mechanischer Beanspruchung entstandenen SkleriteE- wie die aus dem
Tracheenverlauf sich ergebenden Flügcladern^s-.jbereits phylogenetisch f e s t g e l e g t sind und
unabhängig von der Muskulatur homologisiert werden dürfen.
Die Untersuchung selbst wurde mit den Zeiß-Apochromaten 8 mm, 4 mm und der Oelimmersion
1,5 mm bei verschiedener Ocularvergrößerung vorgenommen. Die Abbildungen sind zusammen-
gestellt aus den Ergebnissen verschiedener Präparate nach Skizzen mit dem Abbeschen Zeichenapparat.
Eine geringe Schematisierung ließ sich nicht vermeiden, doch wurde sie auf das Notwendigste
beschränkt. Die Ränder der einzelnen Chitinplatten waren meist fest umschrieben, nur gelegentlich
machte es die Darstellungsweise erforderlich, eine Grenze deutlicher anzugeben, als sie im Präparate
erschien; in einigen Fällen mußte der Borstenbesatz zur Hebung der Übersichtlichkeit ganz oder teilweise
weggelassen werden.