
3. Beinpaar. Die Ventralplatte ist eine kräftige Querspange (Fig. XXX), sie hat lateral von
jedem Bein ein Stigma, das in eine sehr breite, fast dreieckige Tracheentasche führt. Die Intercalarplatten
sind meist getrennt; 2 größere quere Platten (Fig. XXXI). Bei Haplothysanus und Odontopyge
verbinden sie sich eng, aber die Naht ist noch erhalten; ganz ohne Rest einer Naht verwachsen
sind sie bei Pleihovrossus, Prionopetalum und Xystopyge. Am Ende der Hüfte ist ein schmaler
Fig. XXX. Globanus integer
(Karsch) $.
3. Beinpaar von der Oralseite.
Fig. XX X I. Globanus integer
(Karsch) 2.
3. Beinpaar von der Aboralseite.
Fig. X X X II. Plethocrossus
. octofoveatus A tt; $.
2. Beinpaar un d Vulve.
Komplementärring abgeschnürt, der einen medial offenen Ring darstellt. Im Gelenk zwischen ihm
und der Hüfte ein Gelenkknopf auf der Oralseite. Zwischen Komplementärring und Trochanter
2 Gelenkknöpfe, je einer auf der Oral- und Aboralseite. Zwischen Trochanter und Femur auf der
Oralseite ein Gelenkknopf. Wenn Sohlenpolster vorhanden sind, so beginnen sie zumeist schon
auf dem 3. Beinpaar.
Vulven.
Die Vulven liegen weit von einander entfernt, aboral von den Hüften des 2. Beinpaars. Eine
derbe Haut (h) verbindet den Rand der Vulven und Hüften. Jede Vulve besteht aus 2 chitinisierten
Schalen, die auf der oralen Seite mittels einer tief in das Lumen eindringenden Duplikatur (d) in
einander übergehen. Auf der aboralen Seite legen sich die Ränder der Schale auch etwas über einander,
ohne jedoch in das Lumen abzubiegen. Man kann somit eine mediale und eine laterale Schale unterscheiden.
An jede Vulve schließt sich ein großer häutiger Sack (S) an, in dessen Innern man die
Receptacula seminis durchschimmern sieht (Fig. XXXII).
5. Gonopoden.
Das 7. Doppelsegment des <? ist Träger der Gonopoden, wie die beiden zur Übertragung des
Sperma dienenden umgewandelten Extremitätenpaäre dieses Segments heißen. Die Ventralplatten
dieses Segments sind nicht in fester Verbindung mit der Rückenspange, resp. es ist eine derselben,
die hintere, bei allen Spirostreptidae überhaupt verschwunden. Die ventralen Enden der Rückenspange
verschmälern sich zu abgerundeten Lappen, die zugleich eine Drehung um 90 Grad machen,
so daß diese Lappen quer oder senkrecht zur Körperlängsache stehen. Beide Lappen legen sich in
der Mediane eng aneinander, ohne aber mit einander zu verwachsen. Die Gonopoden sind in der
Ruhelage in eine tiefe häutige Tasche (Taf. XV, Fig. 297 T) eingesenkt, die sich vorn an den Hinterrand
des 6. Doppelsegments (an seine Ventralplatte und die ventralen Enden der Rückenspange) hinten
an die ventralen Teile der 7. Rückenspange anheftet; doch bleiben die äußersten Enden der Rückenspange
des 7. Segments frei und die Verbindungshaut geht hier unter ihnen durch bis zum Vorderrand
des 8. Doppelsegments.
Der erste, der sich mit den Gonopoden der Spirostreptidae genauer befaßte, war V o g e s.1)
Er beschreibt erst die Gonopoden von Julus, an denen er ein vorderes Klammerblatt, bestehend
aus äußerem und innerem Klammerblatt und Borste, und ein hinteres Klammerblatt unterscheidet.
Ersteres, das vordere Klammerblatt, soll den vorderen Gonopoden, das hintere Klammerblatt den
hinteren Gonopoden entsprechen. Es hat sich schon lange herausgestellt, daß diese Trennung falsch
ist und daß nur das äußere Klammerblatt den vorderen Gonopoden vorstellt, daß aber das innere
Klammerblatt ein Teil der hinteren Gonopoden ist (als sog. „Mittelblatt“). Ausgehend von den Verhältnissen
bei Julus bespricht Voges dann die Gonopoden von Spirostreptus; er unterscheidet auch
hier ein vorderes Klammerblatt, bestehend aus äußerem und innerem Klammerblatt und ein hinteres
Klammerblatt. Hier, bei Spirostreptus, entspricht das vordere Klammerblatt in seiner Gänze allerdings
den vorderen Gonopoden, indem das „innere Klammerblatt“ von Spirostreptus ganz etwas
anderes ist als der ebenso genannte Teil von Julus. Aber dafür ist wieder etwas anderes an seiner
Darstellung der Spirostreptus-Gonopoden falsch: das „äußere“ Klammerblatt ist richtig die mediale
Hälfte und das „innere“ Klammerblatt die laterale Hälfte des Gonopoden, so daß beide Bezeichnungen,
um richtig angewendet zu sein, vertauscht werden müßten.
Sehr lehrreich in dieser Beziehung sind die Fig. 176, 177 in B r ö l e m a n n s Myr. del museo
Paulista von den Gonopoden eines noch unreifen Spirostreptus. Sie zeigen die beiden später zu einer
Rinne eingeklappten Teile des vorderen Gonopoden noch in einer Fläche ausgebreitet und man sieht
deutlich, daß der „lambeau anterieur“ entsprechend dem „inneren Klammerblatt“ von Voges die
laterale Hälfte und der „lambeau posterieur“, entsprechend dem äußeren Klammerblatt, die mediale
Hälfte des ganzen vorderen Gonopoden bildet.
Ich habe dementsprechend auch immer von einem m e d i a l e n (Am) und l a t e r a l e n (Al)
B l a t t d e s v o r d e r e n G o n o p o d e n gesprochen, indem ich das Hauptgewicht auf die
Genese des jetzigen Zustandes legte, bei dem man allerdings meist eher von einem vorderen (= lateralen)
und hinteren (= medialen) Blatt sprechen könnte.
In Z e h n t n e r s 2) Arbeit über die Kopulationsfüße exotischer Juliden sind eigentlich nur
die Bilder von Durchschnitten durch die hinteren Gonopoden brauchbar. Die unsinnige Deutung,
die Zehntner seinen Bildern gibt und die ganz verfehlte Beschreibung wurde schon von Verhoeff gerügt.
V e r h o e f f s 3) Darstellung der Gonopoden von Odontopyge ist im allgemeinen richtig, nur
scheint er die eigentlichen Tracheentaschen übersehen und die Coxalfortsätze dafür gehalten zu haben,
denn er sagt: „die V e r w a c h s u n g der hinteren Gonopoden mit den Tracheentaschen wies bereits
*) V o g e s , Beitr. Kenntn. Juliden. p. 158.
. 2) Z e h n t n e r , Zoolog. Anz. No. 646. 1901.
3) V e r h o e f f , Zoolog. Anz. No. 656. 1901.