
Mondes selbst herbeigeführt, wie ja anzunehmen ist, so ergibt sich aus den vorstehenden Tatsachen,
daß diese Einwirkung in der Zeit zwischen dem 17. und 2 1 . Tage, d. hl in der ersten Hälfte der
dritten Woche vor der Umwandlung der Würmer stattgefunden hat. Das hier folgende Schema
erläutert diese Verhältnisse wohl am einfachsten und klarsten:
3. 2. 1.
Woche vor der Umwandlung |
1 ■ I,Umwandlungslage unregelmäßig,
also kein Mondeinfluß
Tage des Lebens im freien Meer J Tage des Lebens in der Gefangenschaft
Umwandlungstage regelmäßig,
I ■ also Mondeinfluß
Resultierende Zeit
der Einwirkung
des Mondes
Das zur Verfügung stehende Tatsachenmaterial ist sehr knapp, so daß die eben erörterte Ableitung
recht ungenau sein mag und kaum irgend welchen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit machen
könnte, wenn ihr Resultat nicht eine Stütze in dem Verhalten der freilebenden Würmer finden würde,
wie sich bald zeigen wird.
Wenn die Hauptschwärmzeit unserer Nereis tatsächlich in die Zeiten des ersten und letzten
Mondviertels fällt, und wenn diese Erscheinung die Folge einer Einwirkung des Mondes ist, die 17 21
Tage vor der vollendeten Geschlechtsreife tätig war, so ergibt sich ohne weiteres, da die Mondphasen
selbst in regelmäßigen Zwischenräumen aufeinander folgen, daß sich das Helligkeitsstadium des
Mondes, von dem die Anhäufung der Schwärmtage abhängt, ermitteln lassen muß. Nach A r r h e-
n i u s (1898) beeinflußt d ie S te llu n g des Mondes nur in sehr geringem Grade den Luftdruck und
die luftelektrischen sowie erdmagnetischen Erscheinungen. Der e inw irk e n d e F a k to r k a n n
d a h e r — auch die Gezeiten kommen beim Mittelmeer nicht in Betracht — wohl k aum e tw a s
a n d e re s s e in , a ls d a s r e f l e k t i e r t e S o n n e n lic h t, d a s vom Mond a u f d ie E rd e s t r a h l t .
Wenigstens ist außer diesem unseren bisherigen physiologischen Erfahrungen schon recht schwach
erscheinenden Reiz keine andere auch nur annähernd ins Gewicht fallende Strahlung, oder allgemeiner
gesprochen, Wirkungsart des Mondes bekannt. Schon wegen des Zusammenhanges mit den periodisch
wiederkehrenden Erscheinungen im synodischen Monat, den Mondphasen, deren Wechsel ja eine Veränderung
der Menge des auf die Erde gestrahlten Lichtes entspricht, ist die wirkende Ursache eben
in diesem Licht zu suchen. Die einzige außer dem Lichtwechsel noch deutlich ins Auge fallende
periodisch sich ändernde Erscheinung am Mond ist d ie v e r s c h ie d e n ho h e L ag e d e r P u n k te
s e in e r tä g lic h e n o b e re n K u lm in a tio n ü b e r dem H o riz o n t.
A r r h e n i u s h a t unter Benützung dieser Tatsache versucht, dem Monde einen Einfluß auf
die Spannung der Luftelektrizität zuzuschreiben, deren periodisch sich ändernder Zustand dann auch
auf die physiologischen Vorgänge in den Organismen einwirken soll. Doch ist der Wechsel in der
luftelektrischen Spannung, wenn er wirklich im Zusammenhang mit dem Mondwechsel steht, wohl
kaum imstande, auf unsere metertief unter der Wasseroberfläche lebenden Würm<
samen Reiz auszuüben.
einen so wirk-
Es ist anzunehmen, daß das Mondlicht dann am stärksten auf einen Ort der Erdoberfläche
einwirkt, wenn der Mond am höchsten über diesem steht. Andererseits ist das Mondlicht zur Zeit
des Vollmondes am intensivsten. In der Tabelle am Schluß der Arbeit sind neben den meteorologischen
Angaben die Tage und Zeiten der höchsten und niedersten Deklination des Mondes in den einzelnen
Monaten verzeichnet, wie sie in dem Astronomischen Jahrbuch von der Berliner Sternwarte für das
Jahr 1908 und 1909 veröffentlicht wurden. Es genügt, wenn hier nur diese Deklinationen angegeben
werden, da sich aus ihnen jederzeit die Kulminationshöhe
berechnen läßt. DieK ulminationshöhe ist nämlich stets gleich
90°—cp-f- ö, wobei 9 der Polhöhe, d aber der Deklination
entspricht. Die Polhöhe ist gleich der geographischen Breite
des Beobachtungsortes. Da nun cp für den Beobachtungsort
unveränderlich ist, so ergibt sich, daß die Kulminationshöhe
von der Deklination stets um den gleichen Betrag ab weicht,
mithin die von dem Astronomischen Jahrbuch verzeichnete
Deklination hier allein in Betracht gezogen zu werden braucht.
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^ - , — Da der Unterschied der geographischen Länge zwischen
ä 26 ' Berlin und Neapel nur ein geringer ist, so stimmen die Zeiten der
Kulmination für beide Orte ziemlich überein, wenigstens sind
die Abweichungen so klein (nur mehrere Zeitminuten), daß
wir für unsere Zwecke von ihnen absehen können. Der Breitenunterschied
zwischen Berlin und Neapel (Berlin liegt etwa auf
62° 30' n. Br., der hier in Betracht kommende Hauptwohn-
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| w - 1 ! platz unserer Würmer, das Meer vor dem Posilipo bei Neapel,
^ 76 1 • etwa auf 40° 48' n. Br.) bedingt natürlich große Unterschiede
10 V 12 13 14- 15 16 17 18 13 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30
Tage nach dem Vollmond