sichtbar (Fig. 21N); zwei Tage danach schreitet diese Darmhöhle weiter nach hinten vor und ist bereits
so groß, daß sie auch am lebenden Tier beobachtet werden kann. Während nun diese Schicht des
Entoderms, deren Zellen übrigens mit Pigment versehen sind, gebildet wird, verschwindet das Deuto-
plasma immer mehr. Am 6. Tage existiert es nur noch in Form von zwei fetthaltigen Kugeln im
mittleren Teil des Darmes. Sobald dann die Wände des Darmes um diese Zeit hergestellt sind,
beginnen sich darin die einzelnen Zellen epithelial zu ordnen und von einander abzugrenzen (Fig.
23NB). Auch die Rektaleinstülpung hat zuerst noch kein Lumen; das erscheint erst zwei Tage
nach dem Ausschlüpfen, und am 6. Tage bricht der Darm ins Rektum durch.
Am Schlüsse seiner Abhandlung setzt sich S a l e n s k y mit G- o e 11 e auseinander, der in
seiner vorhin erwähnten Arbeit die Bildung des Entoderms anders beschrieben hatte. Nach ihm
geben die fünf Entodermzellen bei Nereis dumerüii den Ursprung für eine Zellreihe auf der Bauchseite,
die vom Mund- bis zum Rektalektoderm reicht. Aus dieser Zellreihe entsteht die Darmwand.
Die fünf großen Zellen werden reduziert und in die Kopfregion gedrängt, wo sie bald
ganz schwinden. S a l e n s k y weist nun darauf hin, daß G o e t t e nur zwei Stadien gesehen
hat und seine Angaben daher nicht ganz sicher begründet wären. Er überläßt die Entscheidung
späteren Autoren.
In einer weiteren Arbeit beschäftigt sich S a l e n s k y (1883) nochmals mit dem Entoderm
von Nereis cidtrifera. Dasselbe besteht aus ursprünglich vier Zellen, welchen sich durch Teilung
einer der dorsalen Zellen eine fünfte hinzugesellt. „Das Deutoplasma, das die Entodermzellen erfüllt,
besteht anfangs aus ziemlich kleinen, stark lichtbrechenden Dotterkörnchen. Nach dem Schluß des
Furchungsprozesses fließen alle Körnchen zusammen und bilden eine große ölkugel, welche im Zentrum
jeder Entodermzelle liegt.“ Vorderdarm und Hinterdarm bilden sich analog aus dem Ektoderm, und
zwar stülpt sich zuerst der Vorderdarm ein, dann viel später auch der Enddarm. Die Vermehrung
der primitiven Entodermzellen geschieht nicht durch Teilung der protoplasmatischen Teile dieser
Zellen, denn man stößt immer auf ungeteilte, mehrkernige Entodermzellen. Die Zahl der Kerne
wächst während der ganzen Entwicklung; sie sind von Protoplasma eingehüllt, liegen um das Deutoplasma
herum und stellen mit letzterem das eigentliche Entoderm dar. Später verwachsen die protoplasmatischen
Teile untereinander und begrenzen eine Höhle, die durch das Auseinanderweichen der
Entodermzellen entstanden ist und die Mitteldarmhöhle repräsentiert.
Gelegentlich seiner „Studien über den Körperbau“ der Anneliden gab E. M e y e r (1887)
einige Abbildungen von einer jungen Nereis cidtrifera und ihren Organen, besonders den Exkretionsorganen
(Taf. XXVII Fig. 1—8), ohne im Text darauf zu sprechen zu kommen. Die Figur 1 zeigt
das Organisationsbild eines jungen Exemplars mit 6 Ruderpaaren. Die Exkretionsorgane liegen auf
dieser Abbildung an der Basis der einzelnen Parapodien und zwar in allen rudertragenden Segmenten.
Die ersten beiden Paare sind als „larvale Nephridien“ bezeichnet. Im ersten Rudersegment stellen
sie nur Knäuel dar, im zweiten hakenförmig gewundene Kanäle, in den folgenden «dagegen liegen sie
schon mehrfach gewunden in einem massigen Körper, wie es bei den erwachsenen L y c o r i d e n der
Fall ist. Die Kiefer tragen schon je vier Zähne außer der Spitze. An dem ÜbergangsteMes Darmes
ist jederseits eine Ausstülpung sichtbar, die übrigens nicht bezeichnet ist auf der Abbildung. Figur 4
stellt die linke Hälfte der vordersten Körperregion eines noch jüngeren Individuums dar. Der Kiefer
hat drei Zähne, und das Exkretionsorgan des ersten Ruders, bezeichnet als „provisorisches oder
Larven-Nephridium“, ist ein einfacher schlauchförmiger, nach der Leibeshöhle zu wohl geschlossener
Kanal, der am hinteren Rande des Parapodiums ausmündet. Figur 5 ist das definitive Nephridium
eines lebenden, etwas älteren Wurmes. Es verläuft zunächst als ein gestreckter Kanal, der sich dann
umgeben von einer kompakten körnigen Masse zusammenknäuelt.
D e S a i n t - J o s e p h (1888) hat weitere Einzelheiten über junge L y c o r i d e n mitgeteilt.
Er fand an der Nordküste der Bretagne in der Nähe von Dinard im Juli junge Würmer in
Löchern von Austemschalen und meint, daß es elf bis zwölf Tage alte Leontis dumerüii seien, wie
dieser Autor unsere Nereis dumerüii nennt. Der ungefärbte Körper der neun Rudersegmente besitzenden
Tiere wird beschrieben als 0,80 mm lang und 0,20 mm breit (excl. Parapodien). Jedes
Segment ist durch einen Wimperkranz vom folgenden getrennt. Die Tentakeln des Kopfes sind
0,064 mm lang. Der Kopf selbst („la tête“) scheint mit dem Bukkalsegment, von dem ihn nur ein
Wimperreif trennt, ein zusammenhängendes Stück zu bilden. Das Bukkalsegment, auf dem vier Augen
gelegen sind, wie oft bei Anneliden-Embryonen nach der Angabe D e S a i n t - J o s e p h s ,
trägt nur drei Paar Fühlercirren. Der größte von diesen Cirren, welcher 0,16 mm mißt, enthält an
seiner Basis zwei feine ungefärbte Aciculae, die dreimal kleiner sind als die gelben der Borstensegmente.
Alle folgenden Ruder besitzen einen oberen Ast mit einem einzigen Züngelchen und einem kleinen
Dorsalcirrus, und einen unteren Ast mit einem borstentragenden Höcker, der viel stärker ist, als das
untere Züngelchen, sowie einen kleinen Ventralcirrus. In allen borstentragenden Segmenten sind
eine Acicula und Borsten in jedem der beiden Äste vorhanden, und zwar von dem ersten an, was, wie
D e S a i n t - J o s e p h bemerkt, bei den erwachsenen N e r e i d e n nicht mehr der Fall ist; denn
dort besitzen die ersten beiden Ruderpaare im allgemeinen weder Borsten noch eine Acicula im oberen
Aste. An diesen beiden Segmenten trägt der obere Ast nur homogomphe Grätenborsten, der untere
aber homogomphe Gräten- und Sichelborsten. Vom dritten Ruder ab kommen zu den Borsten im
unteren Bündel des unteren Astes noch drei oder vier heterogomphe Sichelborsten. Die Endglieder
aller dieser Borsten sind fein kammförmig gezähnelt („pectinés“) am Rand, wie die der erwachsenen
Würmer, denen alle ihre Teile entsprechen; sie sind in kleinerem Maßstabe der Größe der jungen
Nereiden proportioniert. Das borstenlose Analsegment endigt in zwei kleinen, nur 0,07 mm langen
Analcirren. Die aus einem sehr klaren, gelben Chitin bestehenden 0,12 mm langen Kiefer sind verhältnismäßig
stark, erfüllen fast das zweite und dritte borstentragende Segment und besitzen sieben
spitze Zähne; auch will D e S a i n t - J o s e p h schon einen Giftkanal unterscheiden können. Weder
Paragnathen, noch hinter den Kiefern ein „ventricule“, noch seitliche Blindsäcke an diesem sind
zu sehen. Der noch unvollkommene, mit bräunlichen Granulationen erfüllte Darm mündet im Anus
nach außen.
Es folgt nun in der chronologischen Reihenfolge eine Arbeit von v o n W i s t i n g h a u s e n
(1891), die sich in der Hauptsache mit der Furchung und eigentlichen Embryonalentwicklung von
Nereis dumerüii beschäftigt und deshalb hier nur erwähnt sein soll, zumal sie von der bald darauf
erschienenen, auch weiterhin bekannten und grundlegenden Arbeit W i l s o n ’s (1892): „The Cell-
lineage of Nereis“ in wichtigen Punkten verbessert wurde. Dieser amerikanische Forscher untersuchte
die erste Entwicklung von Nereis limbata Ehl. und N. megalops Verrill, und zwar an planktogenen
Eiern derselben. Es interessieren uns hier von dieser wichtigen Arbeit nur einige Angaben W i 1 s o n’s
über die fertige dreigliedrige Larve, die er mit der Nauplius-Larve der. C r u s t a c e e n und der dreigliedrigen
P y c n o g o n i d e n - Larve vergleicht. Das rotbraune Pigment des Trochophora-Stadiums
verschwindet erst nach etwa 14 Tagen. Die Larve bleibt relativ lange Zeit auf dem dreigliedrigen
Stadium, das in der Mitte des dritten Tages voll entwickelt ist, nämlich gegen zwölf Tage, während
welcher Zeit die Larve fortfährt, aktiv zu schwimmen, wenn auch weniger lebhaft als anfangs. Das
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