
34 —
Fühlercirrussegmentes, so daß derartige Larven, wenn sie (1+) 4 oder (1+) 5 Ruderpaare besaßen,
das auf Textfigur 8b dargestellte Aussehen hatten. Erst später überholte dann der dorsale Ast des
II. Fühlercirrus die beiden Äste des I. an Länge. Bei einer Anzahl von Larven jedoch blieb der Dorsalcirrus
des Buccalsegmentes lange Zeit hindurch merklich zurück in seiner Entwicklung, so daß ihn
die beiden Äste des I. Fühlercirrus bei weitem an Länge übertrafen. Ja sogar der Dorsalcirrus des
I. definitiven Ruderpaares war zeitweise länger und stärker als der II. Fühlercirrus, der bei den
anderen, im Vorigen beschriebenen Larven stets kleiner war als jener. Die Larven, bei denen der
II. Fühlercirrus zurückblieb, zeigten überhaupt in ihren ganzen äußeren Umrissen, obwohl sie schon
einige neue Segmente erworben hatten, ein viel embryonaleres Aussehen, wenn man so sagen darf, als
die anderen sich wohl normaler entwickelnden mit gut ausgebildetem
II. Fühlercirrus. Textfigur 9 entspricht einer solchen
Larve mit (1+) 3V2 Ruderpaaren. Während der Körper selbst
noch recht wenig in die Länge gewachsen ist, sind die Parapodien,
die Anhänge des Kopfes, nämlich Tentakeln und I. Fühlercirren,
und die Analcirren schon unverhältnismäßig gestreckt. Auf der
rechten Seite des Kopfes und um das Pygidium herum befinden
sich noch deutlich sichtbar die von der Nectochaeta bekannten
Anhäufungen von rötlichbraunem Pigment. Andererseits sind
die Kiefer schon kräftig entwickelt. — Die Tiere hatten schon
Nahrung auf genommen, wie einige große Diatomeen im Mitteldarmlumen
zeigten. Außer den Wimperringen der Nectochaeta
besitzen diese Larven noch Troche auf der Grenze zwischen dem
2. und 3. und zwischen dem 3. und 4. definitiven Rudersegment.
Auf einen starken Reiz hin erheben sie sich mit Hilfe dieser
Cilienkränze vom Boden, legen ihre Paräpodien und Borsten
nach hinten fest an den Leib und schwimmen frei umher. Beim
weiteren Wachstum dieser Larven gleichen sich die Unterschiede
mit den normalen Larven bald aus.
Obgleich die planktogenen Larven, die wegen des geringen Nahrungsvorrates, den sie in Gestalt
des Dotterentoderms mit sich führen, schon frühzeitig gezwungen sind, sich selbst Nahrung zu suchen,
die ihnen gebotenen Diatomeen Foraminiferen und sonstigen kleinen Organismen eifrig fraßen, dauerte
es doch ziemlich lange, ehe sie merklich größer wurden.
Ebenso wie bei den nereidogenen Larven ist auch bei ihnen der Mitteldarm gegen den Enddarm
anfangs noch geschlossen, allerdings wohl kaum länger als bis zu dem Stadium, wo die Tiere 5 definitive
Borstensegmente besitzen. Trotzdem nehmen die jungen Würmer schon lebhaft Nahrung zu sich,
wie man an ihrem prall mit Foraminiferen und Diatomeen gefüllten Mitteldarm sehen kann. Bei den
meisten Individuen tritt dann, wenn sie im Begriff sind, das 5. Rudersegment zu entwickeln, wohl
durch einfaches Durchreißen des mittleren Teiles der Scheidewand die Kommunikation mit dem
Enddarm ein. Tafi IV Fig. 22 zeigt den Längsschnitt durch eine Larve mit 4 Rudersegmenten. Die
Scheidewand zwischen den beiden in Rede stehenden Darmabschnitten ist noch geschlossen. Außerdem
kann man auf dem Schnitt noch sehen, wie der Übergangsteil des Anfangsdarmes und die Darmdivertikel
erst in Bildung begriffen sind. Fig. 23 derselben Tafel stellt einen ähnlichen Schnitt dar
Tentakel
Fig. 9.
Planktogene Larve von Nereis dumerilii
mit in der Entwicklung zurückgebliebenem
II. Fühlercirrus.
durch einen Wurm mit 5 definitiven Ruderpaaren, bei dem der Darm bereits völlig durchgängig ist.
Der Übergangsteil des Darmes und die Divertikel sind schon deutlich zu sehen. Daß die Scheidewand
trichterförmig nach hinten in den Enddarm vorgewölbt ist, zeigt außer der eben genannten
Abbildung am besten ein Querschnitt, wie ihn Taf. IV Fig. 24 in etwas stärkerer Vergrößerung darstellt.
Man sieht hier deutlich in dem beinahe kreisrunden Enddarm den ebenfalls kreisförmigen
Querschnitt der Scheidewand liegen. Die Reste dieser Scheidewand zwischen Mittel- und Enddarm
bleiben noch längere Zeit erhalten, dann schwinden sie allmählich. Da die planktogenen Larven
viel früher selbständig leben müssen als die nereidogenen, so funktionieren ihre Darmdivertikel auch
schon viel früher als bei jenen. Schon bei Tieren mit 6 Ruderpaaren sind sie in Tätigkeit und werden
zu kugeligen Bläschen aufgetrieben. Andererseits sah ich sie aber auch bei einer planktogenen
Nereis dumerilii mit 19 Ruderpaaren noch kugelrund ohne jede Einfältelung.
Von Kultur No. 11 besaßen wenige Larven (1+) 3 Ruderpaare am 24. Tage, (1+) 4 am 32.,
(1 + ) 5 am 55., 6 Ruderpaare am 57. Tage nach der Befruchtung. Doch fanden sich noch am 38. Tage
nicht wenige Tiere mit erst (1 + ) 2 borstentragenden Segmenten, und sogar am 43. Tage waren ein
paar Larven noch nicht weiter gewachsen. Dagegen war am 57. Tage kein Wurm mehr vorhanden,
der weniger als (1 + ) 4 Ruderpaare auf wies.
In Kultur No. 16 erschien am 21. Tage das 3. definitive Ruderpaar, am 28. das 4., am 30. das 5.
Die in ihrem Alter nur um einen Tag verschiedenen Larven der Kulturen No. 19 und 20 entwickelten
sich auch ziemlich gleichmäßig. Am 36. Tage waren (1 + ) 4 Rudersegmente vorhanden, am 40. (1 + ) 5,
am 51. schon 9, am 65. Tage 26. Von dem weiteren Wachstum dieser wie auch der nereidogenen
Zuchten wird im II. Abschnitt dieser Arbeit noch die Rede sein.
Zum Vergleich mit den nereidogenen Larven seien hier noch einige Maße der normalen planktogenen
angeführt (die Zahlen bedeuten (j.) :
Larven mit Segmenten:
( l + ) 2 | ( l + ) 3 ( l+ ) 4 (1+) 5 1 6 7 8
Körperlänge 200-280 400 480 560 650 800 1100
Tentakeln 12 24 45 60 65 — 80
Analcirren 16 64 100 145 — ■’ — 270
dorsal 20 80 96 130 140 180
ventral — 35 65 70 • — 144
dorsal 20 145 195 256 320
ventral — — 20 40 100
Grenze des vordere — im Segm.
(1 +)
zw. Segm.
(1 + ) u . l
im Segm.
1
zw. Segm.
1 u. 2
zw. Segm.
1 u. 2
im Segm.
derms hintere —
zw. Segm.
2 u. 3
zw. Segm.
3 u. 4
im Segm. zw. Segm.
4r u. 5
zw. Segm.
4 Ú-: 5
imSegm.
5