me aus den Untersuchungen von Fric und V ä™ (’97)') mit ziemlicher Sicherheit hervorgeht, zu
den Formen meiner Longispma-Reihe, steht also den hier in. Frage kommenden Formen völlig fern.
E s w a r a l s o d i e N e u b e . n e n n u n g s e i n e r B. b e r o l i n e n s i s v o n s e i t e n Im-
h o f s d u r c h a u s t e r e c l l t i g t . Daß Poppe übrigens wirklich^ ebenso H d e r in dieser
Frage von ihm abhängige Zacharias unter B. bohémica Formen verstanden hat, die mit B. berolmensu
Imhof zusammenfallen, geht schon aus der Äußerung von Zacharias (’87) hervor, wonach B. bohémica
Hellich „durch die außerordentlich langen Schalenstacheln“ charakterisiert ist. Außerdem bin ich
durch eine Nachuntersuchung des Zacharias’schen Materials, das sich gegenwärtig im Besitzendes
Zoologischen Instituts der Universität Berlin befindet, in den Stand gesetzt, festzustgllen, daß es
sich bei allen diesen (also den Formen von Müggelsee, von der Havel bei Babelsberg,, dem H B
und Schwerinersee) von Zacharias (’87) und Poppe (’89,1 und ’90) als B. bohémica bezeichneten
Formen um Berolinensis-Formen handelt. Endlich habe ich selbst zweimal im Muntzsee (am 24
VII. ’09 bei Röbel und am 30. IX. ’09 vor der Einmündung des Müritz-Havel-Kanals m die Muntz)
Berolinensis-^ormen gefangen. _ . , „ 7 7
Aus dem Obigen dürfte hervorgehen, daß n i c h t B. berolmensu Imhof mit B. bohémica
Hellich, wohl aber u m g e k e h r t , d i e v o n P o p p e u n d Z a c k a r i s s U s B. b o h ém i c a
b e z e i c h n e t e n F o r m e n mi t B. c. b e r o l i n e n s i s zu i d e n t i f i z i e r e n s i nd.
Demzufolge halte ich außer den von Poppe angeführten Formen auch die von Zacharias aus dem
Schöhsee (ostholsteinische Schweiz) gemeldete B. bohémica, „die durch ihre langen Schalenstacheln.
auffällig ist“, für eine B. c. berolinensis. M B B
Außer den genannten haben nur noch zwei Autoren sich mit B. B berolmensu beschäftigt:
Hartwig und Keilhack. Hartwig unterschied 1895 zwei Formen, die er B. berolmensu Imholmnd
B. bohémica Hellich nannte und beide im Müggelsee fand. Aus den Angaben, die er über diese beiden
Formen macht, geht hervoT, daß er unter B. bohémica Hellich eme hohe Form2) m.t „stets schräg
nach unten gerichtetem Mucro“ ('2- 4 Dörnchen tragend) verstand. B. beroUnensu Imhol nennt
Hartwig dagegen schlanke (d. h. niedrige) Formen mit „rückwärts gerichtetem Mucro ,._und er gl
der Überzeugung Ausdruck, daß „B. berdmensis Imhof keine Spezies, ist, sondern nur aus jüngeren
oder sonstwie im Wachstum zurückgebliebenen Stücken der B .bohmúm Hellich“ besteht. Das
begründet er folgendermaßen: „Je größer die Stücke sind, je mehr Eier oder Embryonen sie im Brutraum
haben, je mehr sich dieser also nach oben wölbt, desto steiler nach unten ist der Schalenstachel
gerichtet“, mit anderen Worten, desto mehr nähern sich die Tiere der von Hartwig B. bohémica
genannten Form.
Es fragt sich nun, was Hartwig unter B. bohémica verstanden hat? Da bestehen nun nach
meiner Kenntnis der Bosmina-Formen des Spree-Dahme-Havel-Gebietes nur zwei Möglichkeiten:
Entweder hat er damit eine B. c. longicornis Schoedler oder eine Zustandsform von B. c^beroli-
nensis gemeint. Ersteres möchte ich einmal wegen der „ 2 - 4 Zähnchen“ am Mucro, die Hartwig
seiner B. bohémica zuschreibt, und andererseits, weü Hartwig von B. longicornis Schoedler eine vollkommen
richtige Auffassung (vgl. pag. 37) hatte, nicht glauben. Ich bin daher der Ansicht, daß
Hartwigs B. bohémica eine Zustandsform von B. c, berolinensis mit hohem Rucken und schräg nach
unten gerichtetem Mucro ist. Eine solche Form dürfte jedoch nicht als Altersform (wie Hartwig
S Dieselbe geben eine Abbildung der B. bohémica Hellich vom Schwarzen See.
| Hartwig C95) schreibt: „es waren riesige Tiere, eines davon war 0,80 mm lang und 0,60 mm hoch»; die relative Schalen-
höhe (H) war also 750.
wollte) von B. c. berolinensis aufzufassen sein, da die Richtung des Mucros keine Altersvariationen,
sondern nur individuelle und lokale Variationen zeigt.
.Lokalformen der B. c. berolinensis kommen jedoch nich t innerhalb des einheitlichen Spree-Dahme-Havel-Gebietes vor. —
Hartwig scheint übrigens später (’97, ’99) B. berolinensis nich t mehr als Altersform der B. bohémica aufgefaßt zu haben ; denn er
fü h rt später B . bohémica Hellich nie mehr als Synonym von B. berolinensis Imhof an. Unklar bleibt jedoch, was er in späterer
Zeit (’98) u n t e r # , bohémica Hellich verstanden h a t, denn er behauptet, im Müggelsee am 19. I I . 97 und 26. II. 97 eine
B. bohémica Hellich (als deren Synonyme er: B. bohémica Stingelin 1895 und B. longispina Norman und Brady 1867 anführt)
gefunden zu haben. Nach dem angegebenen Fangdatum liegt die Annahme nahe, daß es sich hierbei um Winterformen von B. c.
berolinensis handelt, die Hartwig als solche nicht erkannt u nd für Formen der Longispina-Heihe gehalten h a t, denen sie in der
T a t sehr ähneln (vgl. p. 82).
Keilhack (’08) führt ebenfalls eine B. g. bohémica Hellich und eine B. c. berolinensis an. Keil-
hacks B. c. bohémica ist (nach Keilhack ’09, I) mit B. c. longicornis Schoedler zu identifizieren.
Verbreitung.
B r a n d e n b u r g.
Uber die Verbreitung der B . c. berolinensis in der Mark schrieb Keilhack ('08), Hartwigs und eigene Beobachtungen
zusammenfassend, folgendes: „In der Havel vom Wannsee abwärts bis zum Plaueschen See, einschließlich aller
mit ihr in offener Verbindung stehenden Uferseen und des Plessower Sees ; in der O be r s p r e e aufwärts bis zum
Müggelsee und in der Da hme aufwärts bis zur großen Krampe. Es handelt sich hier vermutlich um ein einheitliches
Verbreitungsgebiet.» Dies einheitliche Verbreitungsgebiet der B . c. berolinensis kann ich auf Grund eigener
Untersuchungen noch erweitern.
Da hme aufwärts fand ich B. c. berolinensis über die große Krampe hinaus auch im Krüpel-1) (Max. Tiefe
5,5 m), Trüben Dolgen- (Max. Tiefe 3,4 m) und Langen See (Max. Tiefe 3,8 m) bei Dolgenbrodt; weiterhin in
folgenden zur Dahme hin entwässernden Seen: Wolzigersee (13 m), Storkowersee (11,4 m, auch Dolgensee genannt)
und Scharmützelsäe (27,9 m).
H av e l aufwärts fand ich B . c. berolinensis im Teglersee (15,6 m) und in der Havel zwischen Spandau und
Teglersee. Sp r e e aufwärts traf ich B . berolinensis noch (selten) im Dämeritzsee und außerdem in dem zur Spree
hin entwässernden Kalksee bei Rüdersdorf (10,9 m) an. Sämtliche bisher erwähnten märkischen Fundorte gehören
zu einem einheitlichen Verbreitungsgebiet: dem Gebiet von Dahme, Spree und Havel, soweit diese Flüsse lakustren
Charakter haben. Der einzige isolierte märkische Fundort ist der durch die Nuthe zur Havel bei Potsdam hin
entwässernde Seddinsee (SO. von Potsdam), in dem ich B . c. berolinensis am 5. VI. 1911 fand.
Me c k l e n b u r g .
In Mecklenburg fand Zacharias ('87) seine mit B. c. berolinensis identische B . bohémica in zwei Seen: Müritz-
und Schweriner See (hier auch Dröscher '92). Beide Befunde konnte ich am Zachariasschen Material nachprüfen
und bestätigen. Merkwürdigerweise fand ich selbst im Schweriner See (Max. Tiefe 34,4 m, 5770 ha), in dessen südlichem
Becken ich am 26. VII. 09 fischte, B . c. berolinensis n ich t. Leider gibt Zacharias nicht an, ob sein Planktonfang
vom Nord- oder Südbecken des Schweriner Sees stammt.
In der Müritz (138 qkm Oberfläche, 32 m Max. Tiefe, 6,28 m mittl. Tiefe®) fing ich selbst B . c. berolinensis zweimal
am 24. VII. 09 und 30. IX. 09. Außerdem fing ich — zusammen mit Dr. L. Keilhack® B . c. berolinensis in folgenden
Seen, in die sie wahrscheinlich durch den Müritz-Havelkanal verschleppt ist (vgl. pag. 112): Woterfitz-
(Max. Tiefe 4 m), Leppin- (5—6 m), Mössel- (2 m), Großer (5 m) und Kleiner Kotzower See (2 m), Granzower
Möschen (2,5 m), Nordende des Mirower Sees.
Im Plauer See fing ich am 24. VII. 09 Formen, bei denen ich die Frage offen lassen muß, ob sie als Extremformen
von B . c. kessleri (vgl. pag. 43) oder als B . c. berolinensis-Formen anzusehen sind. In letzterem Falle dürfte
man auch in dem großen Fleesen- und Kölpinsee, die eine natürliche offene Verbindung zwischen Plauer See und
Müritzsee herstellen, B . c. berolinensis zu finden erwarten. Wir hätten dann hier ein zusammenhängendes Verbreitungsgebiet.
Ho l s t e i n .
In dem mit dem Schwentine-Gebiet in keinem Zusammenhang stehenden Schöhsee (83 ha, Max. Tiefe 30,2 m)
fand Zacharias ('02) eine B . bohémica, die, wie pag. 30 ausgeführt, eine B . c. berolinensis sein dürfte.
1) Tiefenangaben nach Samtér (’09).
*) Nach Geinitz und Peltz.