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 im  Thorax unter  anderem das von Audoui n  zur Pleura gerechnete  Parapteron  (Tegula Audouin  
 in Mac  L e a y);  ihre Äquivalente  im  Abdomen haben,  wie  früher  erwähnt,  ebenfalls Bezeichnungen  
 gefunden  (Paramerite,  Epimerite,  Tergopleurite,  Paratergite,  Parapleurite).  Obwohl  es  daher  nahe  
 gelegen  hätte,  einen  dieser  Namen  mit  etwas  abweichender  Definition  weiterzuführen,  schien  mir  
 doch  die  Einführung  eines  neuen  angebrachter.  Einmal war  es  auf  diese  Weise  möglich,  jegliches  
 Mißverständnis  auszuschalten,  und  dann  war  wegen  der  beabsichtigten  Einfügung  in  B e r l e s e s   
 zusammengesetzte  Nomenklatur  ein  kürzerer  Name  erwünscht.  Von  den  mir  zugänglichen  ungeflügelten  
 Insekten zeigt keine Form eine so ausgiebig gegliederte Sympleura wie Eosentomon, vielmehr  
 besitzen  alle  nur  einen mehr  oder weniger  einfachen,  ihr  aber morphologisch  entsprechenden  Halsschildseitenlappen  
 (V o ß).  Aus diesem Grunde ist eine Homologisierung von Skleriten nicht möglich.  
 Zu  der  Beschreibung  der  Sympleuren  ist  auch  nichts  mehr  hinzuzufügen,  höchstens  ist  nochmals  
 darauf hinzuweisen,  daß  die  außerordentliche Reduktion des Protergums  auch  auf  das Lateralgebiet  
 insofern von Einfluß gewesen ist,  als sich im Prothorax keine Meso- und Metasympleurite finden, und  
 der Mesopleurit  nicht mehr mit dem  Tergum in Beziehung tritt. 
 Wenn man  nun  versucht,  für  die  Sympleurite Analoga  im  flügeltragenden Thorax  zu  finden,  
 so  ist  man  ganz  auf  Hypothesen  angewiesen.  Schließt  man  sich  dabei  der  Auffassung  von  V o ß  
 an, daß die Flügel als Ausstülpung des Tergalrandes oberhalb der Halsschildseitenlappen (Sympleura)  
 zu  betrachten  seien,  so  hat man  die  einzelnen  Sklerite  der  Sympleura  ventral  von  der  Flügelbasis  
 zu suchen.  Von den  Skleriten  des Tergums  sind  an  der Ausbildung  des Flügels vermutlich nur  drei  
 beteiligt,  nämlich  der Nothotergit  als  derjenige,  welcher  die  Achselleiste  (legamento,  axillary  cord)  
 abgibt, und Pro-  und Mesotergit als diejenigen, von denen das eigentliche Flügelgeäder geliefert wird.  
 Es  sind  demnach  nur  drei  Sympleurite  unter  dem  Flügel  zu  erwarten,  von  denen mindestens  einer  
 (der  Prosympleurit)  vor dem Flügelgelenk  der  Pleuralleiste  (Mesopleurit)  liegen müßte.  In  der  Tat  
 zeigt  es  sich  denn auch,  daß  hinter  dem Flügelgelenksfortsatz  des Mesopleuriten  zwei Chitinplatten,  
 die Postparaptera  (Snodgraß,   Epimeralgelenkplatten,  V o ß)  liegen.  Die vordere derselben (Endop-  
 teron, B e r 1 e s e) entspräche dann dem Mesosympleurit, das hintere (Parapteron B e r 1 e s e) wäre mit  
 dem  Metasympleurit  zu  homologisieren.  Vor  dem  Flügelgelenk  liegt  dann  noch  als  gelegentlich  
 geteilte  Platte  das  Praeparapterum  (Snodgraß,   Episternalgelenkplatte  Voß,  Praefulcrum  Ber -   
 1 e s e), welches mit dem Prosympleurit homolog wäre.  Das von B e r l e s e   als Clavicola bezeichnete  
 Stück wäre  dann  dem,  gelegentlich  abgegliederten,  seitlichen Fortsatze  des Acrotergites von Eosentomon  
 gleichzusetzen  und  die  Tegula  wäre  nichts  als  der  vergrößerte  Acrosympleurit.  Analoga  zu  
 den dorsalen Flügelgelenkstücken ließen sich auf diese Weise am ungeflügelten  Segmente nicht nach-  
 weisen;  sie  hätten mit  dem  ursprünglichen  Segmente nichts  zu  tun und wären  erst mit  dem Flügel  
 zusammen  sekundär  entstanden.  Dafür  spräche  auch  ihre direkte  Zugehörigkeit  zum Flügelgeäder,  
 wie  sie  S t  e 11 w a a g  u.  a.  betonen. 
 Wenn ich diese Anschauung, welche meines Wissens noch nicht ausgesprochen wurde, und welche  
 im gewissen  Gegensätze zu den Ergebnissen von B e r l e s e   und S n o d g r a ß   steht,  hier  anführe,  
 so bin ich mir wohl ihres hypothetischen Charakters bewußt.  Trotzdem glaubte ich,  sie Vorbringen  
 zu  dürfen,  da  sie  vielleicht  einen Hinweis  auf  die  richtige Deutung  des Alithorax  enthält. 
 Außer Sympleuren und Pleuren waren noch einige Stücke zu erwähnen, welche nicht mit ihnen  
 in  Beziehung  zu  bringen  sind,  der  Peritremalkomplex  und  die  Subcoxa. 
 Das  P e r i t r e m a   von  Eosentomon wird  von  einer  einzigen  Platte  gebildet,  während  sonst 
 häufig eine Zersplitterung in mehrere Sklerite eintritt.  Von Interesse ist die segméntale Zugehörigkeit  
 der  Stigmen,  welche  bei  anderen  Insekten  der  Gegenstand  der Kontroverse  ist,  bei  den Proturen  
 aber mit  Sicherheit  entschieden werden  kann.  Die Lage  an  den  Seiten  des  Tergums  innerhalb  der  
 Tergopleurenkette läßt eine sekundäre Verschiebung an diese Stelle kaum in Betracht kommen.  Demnach  
 ist  das  erste  Stigma  dem Mesothorax als intrasegmentale Bildung  zuzurechnen.  Ob  allerdings  
 gerade die Lage neben dem Tergum selbst eine ursprüngliche ist, oder ob das Stigma erst nach Durchbrechung  
 der  Sympleura  dorthin  gelangt  ist,  läßt  sich  kaum  entscheiden. 
 Erforderlich  ist  es  noch,  bei  dieser  Gelegenheit  des  Verhältnisses  zwischen  Peritrema  und  
 Mesopleurit  beziehungsweise  zwischen  Tracheenstamm  und  Pleuralleiste  zu  gedenken,  da  sich  diese  
 Frage  bei  der Behandlung  des  Tentoriums  von  selbst  ergab.  Damals wurde  schon  betont,  daß  die  
 bei  Orthopteren  ( C o m s t o c k   und  K o c h i)  festgestellte  Homologie  des  hinteren  Tentorialastes  
 mit dem Pleuralapodem des Maxillarsegmentes auch bei Eosentomon klar hervortritt.  C o m s t o c k   
 ließ  aber  die  Frage  offen,  ob  nicht  die  Pleuralleisten  und  Tracheenstämme  einander  homodynam  
 seien;  er hielt  eine  Zusammensetzung  der  Segmente  aus  zwei  primären  Segmenten  für  möglich  und  
 wies darauf hin,  daß in diesem Falle das Apodem als Einstülpung zwischen  den  primären Metameren  
 der definitiven  Segmente,  das  Stigma  als homologe Einstülpung zwischen  den  Segmenten selbst betrachtet  
 werden  könne.  Gegen  diese  Auffassungsmöglichkeit  spricht  bei  Eosentomon  die  intrasub-  
 segmentale Lage des Apodema, die intrasegmentale Lage des Stigma und die äußerst wahrscheinliche  
 Einheitlichkeit  des  Segmentes,  dessen  subsegmentale  Gliederung  nur  sekundärer Natur  ist.  Damit  
 fällt  einmal  die  Möglichkeit,  die Pleuralapodemen und die Tracheenstämme auseinander herzuleiten  
 und  dann  der Versuch,  das  Tentorium  auf Kopftracheen  zurückzuführen,  welche  durch  Funktionswechsel  
 zu  Versteifungsleisten  geworden  seien. 
 Zu den Skleriten, welche sich am Exoskelett des  Stammes beteiligen, gehört zuletzt,  abgesehen  
 von der Coxa, noch die S u b c o x a  (Trochantin).  Bei ihr geht die Beurteilung durch die verschiedenen  
 Autoren  noch  ganz  auseinander,  und  deshalb  muß  ihre  morphologische  Bedeutung  kurz  erörtert  
 werden. 
 A u d o u i n   war der erste, welcher den kleinen Sklerit auffand, ihn als Trochantin bezeichnete  
 und  ihm  die  Funktion  eines  Gelenkstückes  beimaß.  Ob  er  damit  seine  Zugehörigkeit  zum  Bein  
 ausdrücken  wollte,  läßt  sich  nicht  bestimmt  erkennen,  jedenfalls  rechnete  er  ihn  aber  nicht  zu  
 den  Pleuren.  Späterhin  scheint  sich  die  Anschauung,  daß  es  sich  um  eine  Platte  pleuraler  Natur  
 handle,  allgemein durchgesetzt zu haben.  Embryologische Untersuchungen (H e y m o n s) und Vergleiche  
 mit  den  Crustaceen  ( Ha n s e n ,   B ö r n e r )   haben  es  dann  wahrscheinlich  gemacht,  daß  
 in dem Trochantin  die Reste  eines basalen Beingliedes  zu suchen  seien,  welchem der Name  Subcoxa  
 beigelegt wurde.  Wenn auch rein vergleichende Nachuntersuchungen ( C r a m p t o n )  gezeigt haben,  
 daß das von H e y m o n s  bei den Rhynchoten als Subcoxa bezeichnete Stück außer dem Trochantin  
 auch Episternum und Laterale enthält1), halte ich es doch für richtig, den Namen Subcoxa  als morphologische  
 Bezeichnung  beizubehalten.  Die  große  Zersplitterung  der  Subcoxa  bei. vielen  Insekten  
 darf  wohl  in  der Richtung  gedeutet werden,  daß  es  sich  bei  ihr  um  einen  rudimentierenden  Sklerit  
 handelt.  Überdies  artikuliert  sie  (Snodgraß  u.  a.)  bald  nur  ventral  mit  der  Coxa,  indem  sie  sich  
 z wischen sie und das Sternum eindrängt (Prothorax von Blattiden u. a.), bald nur dorsal durch Bildung  
 eines  dorsalen  intercoxalen  (coxosubcoxalen)  und  eines  subcoxopleuralen  Gelenkes  (Eosentomon), 
 J)  Auch  B ö r .n e r   betra chtet  die  Pleurenstücke  und  den  Trochantin  z u s a m m e n   als  Reste  der  hypothetischen  Subcoxa  
 (Merosternum).