chen Licht wegnehmen, so dass man viele Gegenstände an eini-
germassen trühen Tagen überhaupt nicht mehr erkennen kann.
Das Museum enthält zwar ein paar ganz hübsche Sachen, aber
für das Centralmus'eum eines im Alterthum so hochcultivirten
Landes ist es doch nicht reich zu nennen; seine Fonds sind sehr
beschränkt, und nur dem unermüdlichen Eifer des Direktors Mac
Car thy ist es zu danken, dass überhaupt soviel geschehen ist.
Freilich ist der Raum auch ungeheuer eng und heute schon hat
man sich genöthigt gesehen, die moderneren maurischen Arbeiten,
sowie xalle ethnographischen Gegenstände einem anderen Museum
zu überlassen, das seine Gründung und sein Emporblühen dem.
rastlosen Eifer eines einzelnen Mannes verdankte und nach dessen
Tode nun leider auch dahinsiecht. Wenn man von dem Place du
Gouvernement neben der grossen Moschee, zum Fischmarkt und
von diesem die Treppe zum Hafen hinabsteigt, bemerkt man über
der Thür eines der Gewölbe, welche die Terrasse tragen, die Aufschrift:
»Exp o.sition p e rma n e n t e des p r o d u i t s de l ’Al-
gerie«. Es war ein französischer Officier, der Major Löclie,
der zu einer Zeit, wo die Naturwissenschaft in der algerischen
Armee zahlreiche begeisterte Pfleger zählte, den Gedanken fasste,
ein Museum zu begründen, das alle Produkte Algeriens, die
natürlichen wie die industriellen, vereinigen sollte. Seine eigenen
beträchtlichen naturhistorischen Sammlungen sollten die Grundlage
bilden und er wollte sich ganz dem Unternehmen widmen.
Die Vorschläge fanden die Billigung der Behörden, man überliess
ihm vier der kolossalen, tief eindringenden Gewölbe an der Hafenterrasse
und in wenigen Jahren hatte er ein Museum zusammengebracht,
das für den Naturforscher wenigstens das sehenswertheste
Objekt in Algier bildet. Leider liess sich Loche, der auch ein
sehr gutes Verzeichniss der algerischen Säugethiere und Vögel
herausgegeben hat, durch seinen Jagdeifer verleiten, eine Nacht
in einer ungesunden Sumpfgegend zuzubringen; er holte sich,
dabei ein perniziöses Wechselfieber und starb nach wenigen Tagen,
soviel ich mich erinnere 1867. Sein Tod wurde verhängnissvoll
für seine Schöpfung. Man hat sie zwar unter -der Leitung seiner
Wittwe, die immer seine ebenso eifrige wie kenntnissreiche Mitarbeiterin
gewesen war, forthestehen lassen, und hält sie dreimal
wöchentlich dem Publikum geöffnet, aber der belebende Geist ist
verschwunden und was nicht durch seine natürliche Beschaffenheit
vor dem Verderben geschützt wird, ist meist in traurigem Zustand.
Immerhin ist aber des Sehenswerthen noch genug vorhanden
und die Anstalt verdiente auch von Seiten der Touristen
fleissiger besucht zu werden, als es geschieht.
Schon in der Vorhalle imponiren ein paar als Tische verwandte
Querschnitte von Baumstämmen. Eine Zeder von Teniet
el Haad misst 1,80 m und hat 460 Jahresringe. Weniger in die
Augen fällt ein Querschnitt von Cal l i t r i s quadr i v a l v i s (auch
Thu j a a r t i c u l a t a genannt), von 1 m im Durchmesser, aber
der Kundige betrachtet gerade diesen mit besonderem Interesse,
denn aus solchem Holze bestanden die berühmten Citrus-Tischchen
der reichen Römer, für die bis zu einer Million Mark bezahlt
wurde. Das Holz nimmt, wie die auch im Museum befindlichen
bearbeiteten Proben zeigen, eine recht hübsche Politur an, aber
der unsinnige hohe Preis, den selbst Leute wie Cicero für solche O / 7
Tischplatten zahlten, erscheint nur dann erklärlich, wenn man weiss,
wie unendlich selten Stücke von solcher Stärke sind. Callitris
quadrivalvis Vent., ein in der europäisch-afrikanischen Flora vollkommen
isolirt stehender Baum, denn die einzige andere Art
dieser Gattung ist polynesisch *),' wächst überall in Nordafrika an
wasserlosen Stellen, meist einzeln oder höchstens in lichten Beständen,
und wird selten über 20—30 Fuss hoch. Nur ausnahmsweise
schwellen die Stämme in der Erde oder dicht über derselben
zu einer Art Maserknoten an, und nur aus einem solchen konnte
eine derartige Platte geschnitten werden, und zwar immer nur
eine, weil der Werth auch von der Dicke abhing. Plinius erwähnt
als Unikum einen Tisch im Besitz der Ptolemäer, der 4 1/2< im
Durchmesser hatte, sonst war 4' das Höchste.*) Mauren und
Araber haben das Holz auch immer hoch geschätzt, und bei
Prachtbauten, wie z. B. bei der Moschee von Cordoba als Dachsparren
verwendet; da sie aber unter Arar wie die Spanier unter
Ale ree nicht nur die Callitris, sondern auch den gleichfalls ein
ausgezeichnetes Holz'liefernden phönizischen Wachholder ( Juni -
perus phoeniciacus) verstehen,ist nicht immer mit Sicherheit
zu unterscheiden, welchen Baum die Chronisten inr ihren Berichten
*) Nach Hooker ist ihre nächste Verwandte die südsafrikanische Gattung
W i d d ri n g t o n i a .
*) Genauere Angaben finden sich in dem trefflichen Werke von Hooker
und Ball, Marocco and the great Atlas, p. 389.