tief eingerisseneu Bette des 0 u e d - A s s a y a sah man die Lehmschichten
sich fortsetzen. In ihnen fand ich nicht seien subfossile
Exemplare von Stenogyra decollata und Helix rermiculata, welche
beide ich nicht lebend diesseits der Aures getroffen, was freilich
nicht ausschliesst, dass sie an günstigeren Stellen doch Vorkommen;
ausserdem Leucochroa. candidissima, die hier und da auch lebend
vorkam. Der Bach enthielt nur noch einzelne Lachen stark salzigen
Wassers, in denen trotzdem Mengen von kleinen; Fischen
spielten. Der Boden war durchaus nicht pflanzenleer; ausser den
am Ufer stehenden Tamarisken (Tamarix gallica) wuchsen zwischen
den Steinen eine ganze Anzahl Pflanzen, meist - Salsolaceen; absolut
pflanzenleere Räume sind in der Wüste doch selten. Als
wir uns dem Bergabhang näherten, dessen verwitterndes Gestein,
die Bildung ausgedehnter Sandflächen an seinem Fuss veranlasst
hat, begann alsbald ein reicheres Insektenleben. In den Büschen
des Taym verbargen sich prachtvoll gefärbte Julodes, im Sande
stelzten langbeinige Pimelia und andere schwarze Sandkäfer herum,'
auch eine reizende Cicindelide, aber nicht ihnen galt unser Gang.
Mein Führer spähte vorsichtig in die Tamariskenbüsche hinein,
von denen jeder die Bildung eines Sandhügels veranlasst hatte;
auf einmal winkte er mir und zeigte mir einen prachtvollen
Laufkäfer, der mit Gedankenschnelle über den Sand hinhuschte
und sich —mit wunderbarer Geschicklichkeit den Augen zir entziehen
verstand. Es war die seltene Anthia sexmaculata, ein
ächtes Wüstenthier und nur von wenigen Punkten der Sahara
bekannt. Nun ging eine aufregende Jagd los, aber mein Führer
war gut dressirt und liess sich selten ein Exemplar, das er einmal
aufgespürt, entgehen. Wir hatten auch besonderes Glück,
der ungewohnte Regen schien die Thiere- herausgelockt zu haben;
in weniger als einer Stunde hatten wir 18 Stück beisammen.
Aber die .sinkende Sonne mahnte zur Heimkehr. Am Fusse des
Sandhügels entsprang mitten-im Salzgebiet eine Quelle . klaren,
süssen, nur zu warmen Wassers. Ihr Einfluss erstreckte sich aber
nur auf die allernächste Umgebung, weiterhin standen dieselben
Salzpflanzen, wie sonst überall. Wo Salzboden mit süssepi Wasser
bewässert wird, dauert es trotzdem geraume Zeit, bis er so weit’
ausgesüsst ist, dass andere als Salzpflanzen (Arthrocnemum fruti-
cosum. Caroxylon articulatum, Suaeda fruticosa, Atriplex halyinus
darauf fortkommen. Zur Anlage einer neuen Oase genügt darum
das Bohren eines artesischen Brunnens allein nicht, es vergehen
auch Jahre darüber, und so mag es- kommen, dass die artesischen
Brunnen, von denen man sich soviel für die Entwickelung der
algerischen Sahara versprach, bis jetzt die Erwartungen nur sehr
theilweise erfüllt haben.*)
Von der Quelle aus ging es in scharfem Schritt zurück nach
dem anderthalb Stunden entfernten Biskrä. Wir schlugen einen
anderen Weg ein, erst über ausgedehnte Sandflächen, dann über
e h e m a l i g e s Ackerland; weiterhin geriethen wir aber in die Bewässerung
hinein und es brauchte manchen kühnen Sprung, bis
wir glücklich wieder auf der Strasse waren. Ich war entschlossen,
noch ein paar Tage zu bleiben, aber als wir ins Hôtel zurückkamen,
hatte Dr. Petersen schon Billete' auch für mich genommen
und so blieb keine Wahl, wir mussten in der Nacht reisen.
Berberjungen brachten uns noch ein paar der gefürchteten
*) Die Brunnenbolirungen haben in der französischen Sahara nui auf
einem relativ kleinen Kaum günstige Resultate ergehen, nämlich nur in der
ca. 200 km langen, aber ganz schmalen Zone längs des Ouëd R ’Jhir. Hier
scheinen die jungen Schichten, welche Schalen von Cardium edule enthalten,
einen Hügelrücken zu überlagern und zu beiden Seiten desselben findet
sich reichlich Wasser, meist in weniger als 100 m Tiefe. Es ist das ungefähr
die Linie von den Oasen des Ziban nach Tuggurt. In 1879 ergaben
434 arabische Brunnen 64000 Liter Wasser in der Minute, 68 neugebohrte
französische dagegen 113000 Liter: die Zahl der Palmhäume in den betreffenden
Oasen stieg von 359000 auf 517 000, die der Obstbäume von
40 000 a u f 90000, die der ansässigen Bewohner von 6672 auf 12 827. Im
Winter 1879/80 wurden 12' neue Brunnen mit einem Ertrag von 22 000
Liter in der Minute erbohrt; Ende Dezember 1881 belief sich das verfügbare
Wasserquantum auf 209 000 Liter. Damit scheint aber auch der
Höhepunkt erreicht zu sein, neue Brunnen kônnèn nur noch auf Kosten der
Ergiebigkeit der alten-erbohrt werden. Ti s sot (Revue géographique internationale
1885 p. 18) stellt auch den vorhandenen kein günstiges Prognostikon;
sie werfen viel Sand aus und bilden somit am unteren Ende der
Röhre einen Kessel, der einstürzt und dadurch den Brunnen unbrauchbar
macht. Eine Reinigung, wie sie bei den artesischen Brunnen der Araber
durch Taucher (R ta ss) bewirkt wird, ist bei den mit dem europäischen
Apparat erbohrten unmöglich, es bleibt nur ein Neubohren übrig, j j Ausser
im Ouëd R’hir hält Tissot die Yerhältnisse nur noch um Ouar g l a für er-
folgverheissend ; sonst überall in der Sahara ist von einem »unterirdischen
Meer« keine Rede. In der Ebene von el Out a j a hat man vergeblich bis
zu 150 m gebohrt; im anstossenden Becken der Hod n a findet man in dieser
Tiefe zwar Wasser, abèr nicht in lohnender Menge.