Terrassen angelegten Garten, in welchem sich ein paar Römerreste,
darunter eine Inschrifttafel mit Widmung an Apollo, und das mit
bunten Azulejos bedeckte sarkophagartige Grab eines Lokalheiligen,
des Sidi Gl i a j , befinden, dann kletterten wir den mit hübschen
Karruben bedeckten Abhang hinauf. Fels wie Fauna erinnerten
ungemein an den Dschebel Thay a ; neben den Formen vom
Bou Korn ein fanden sich auch einige Arten, denen wir dort zum
letzten Mal begegnet waren, und die ich auf die Provinz Konstantine
beschränkt glaubte. Leider hat Herr Devoto trotz allen
Nachforschens keine Versteinerungen gefunden, so dass auch hier
das Alter der Schichten nicht sicher bestimmt werden kann.
Die Vegetation war weniger „verbrannt, wie in der Ebene; auf
_ den Disteln fand ich zwei Exemplare eines prächtigen Bockkäfers,
der mir noch nicht vorgekommen war, aber sonst keine Spur
von Käfern. Nachher stieg ich allein nach dem Absturz der
höchsten Spitze empor, welche den Namen des berüchtigten Bou
Amema trägt, und kletterte über die Trümmer eines mächtigen
Bergsturzes zu dem Sattel zwischen den beiden Hörnern. Hier
wo die Seewinde auftreffen, fand ich eine reiche Flora von
Moosen und Flechten, auch einzelne Farn, und dazwischen, ganz
wie ■ bei Konstantine, den Buliminus Milevianus. Der fiero- ist
besser bewachsen, als andere seiner Genossen, denn Herr Devoto
lässt beim Brennholzhauen sorgsam die stärkeren Stämmchen
schonen und hofft so binnen einigen Jahren einen hübschen Wald
zu erziehen; Eichen, Pistazien, Mehlbeere und Wachholder bildeten
die Hauptmasse, die Zwergpalme fehlte auch hier. Von der
Höhe übersieht man einen guten Theil der Halbinsel Dakhela,
ein zerrissenes, ödes Hügelland ohne Kalkfelsen, wahrscheinlich
neuerer Bildung, denn Devoto hat am Fuss des Berges Nummu-
Lten gefunden. Das Meer, das man von hier unbedingt sehen
muss, war von Nebel verhüllt.
Auf steilem Zickzackpfad stieg ich dann rasch wieder abwärts.
Devoto hatte mir einen Eingeborenen mit einer förmlichen Einladung
zum Mittagessen entgegen gesandt, aber dem war der
Stieg zu hoch gewesen und so kamen wir etwas verspätet, erhielten
aber trotzdem eine Mahlzeit, wie wir sie hier in der Einsamkeit
nicht erwartet hatten. Dabei erfuhr ich manches Interessante
über die Bleüager. Die Schichten des Dschebel R’sas streichen
von Nordwest nach Südost, und quer durch sie hindurch schneidet
eine wasserführende Kluft; die Minerallager, Blei und Galmei,
liegen in fünf getrennten Stöcken unabhängig von der Kluft
zwischen den Schichten, die Kluftbildung ist also jünger. Bezüglich
des Alters des Gesteines schwankte auch Devoto zwischen
Jura und Devon ; das erstere wird nach dem, was ich am Zag-
liouan beobachtet, wohl das Richtige sein. Devoto ist Vertreter
einer kapitalkräftigen sardinischen Gesellschaft, die binnen Kurzem
mit 300 Arbeitern den Betrieb zu eröffnen gedachte ; -eine Bahn
von den Hauptgruben zum Hüttenwerk war schon fertig, eine
Fortsetzung zum Meere bei Hammam el Enf in Vorbereitung.
Neben den Erzen sollen aber besonders die alten Schlacken .verarbeitet
werden, die mit ca. 20°/<r Bleigehalt in enormen Massen
daliegen *)! Sie sind nicht die einzigen Römerreste; am Abhang
lagen noch ein paar Säulen, die man offenbar kurz oberhalb
aus dem marmorartigen Kalk gehauen hat.
Erst im letzten möglichen Moment trennten wir uns von
unsrem freundlichen Wirth, der mit seiner jungen Frau — sie
wurde leider durch Migräne zurückgehalten — vergnügt in seiner
Bergeinsamkeit haust, und fuhren ohne weiteres Abenteuer zur
Stadt zurück.
Die paar nächsten Tage verbummelten wir in der Stadt, aber-
am 28. Juni machten wir uns auf zu einer 'Eisenbahnfahrt das
Medjerdathal hinauf bis Be j a , um eines der wichtigsten Gebiete
von Tunisien wenigstens flüchtig kennen zu lernen. Die Auspicien
waren zwar nicht sonderlich günstig, der Himmel bedeckt, Regen
drohend, und wir beide fühlten uns nicht ganz wohl, aber wir
konnten nicht länger warten, am anderen Tage sollte der Amr
Bey für Zaghouan kommen, und nachher wollten wir baldigst
nach Sicilien hinüber. Die Bahn trennt, sich schon innerhalb
der Stadt von dem Strang nach Hammam el Enf, läuft dann der *
Ringmauer entlang, quer über die Strasse Bab el Djezira und
durchbricht in einem ziemlich langen Tunnel den Hügel, welcher
Tunis trägt. Auf der anderen Seite führt sie dem steilen Absturz
des Stadtplateaus entlang, und wendet sich dann landein nach der
Man oub a , einem Lieblingsaufenthalt der tunisischen Mauren.
Schön kann man die Gegend gerade nicht nennen, die Casuarinen,
*) Silber, das an anderen Stellen die Verarbeitung der Römerschlacken
so rentabel macht, enthalten sie in Nordtunis nicht.