Nordafrika ist die Ansiedelung hier ein Hazardspiel, und nur in
- den geschützten Ecken am Südhang vorspringender Bergsporne
kann man auf sichere Ernten rechnen. Günstiger sind die Verhältnisse
unterhalb Akbou;. in dem engeren Thale gedeihen eine
ganze Anzahl von Fermen, darunter die bedeutendste die eines
Eingeborenen, des obengenannten ehemaligen Baschaghas der Ka-
bylen, B en Al i -Ch e r i f , der eine so unseligeitolle im letzten
■ Aufstande spielte. Die Regierung hat nicht gewagt, ihn ernstlich
zu bestrafen, —.weil er zuviel hätte ausplaudern können, was
der Militärpartei unangenehm gewesen wäre, wie man offen in
Algerien sagt, — und so kann er sich noch immer rühmen auf
seinem Gute Azib-el -Chei r einen Wald von 20 00Ö Oelbäumen,
35 000 Feigenbäumen und 500 Orangenbäumen zu besitzen. Pfeift
einmal die Lokomotive durch das Thal, was ja bis spätestens Ende'
1886 der Fall sein wird, so wird aber auch die fruchtbare Ebene
von Akbou schwerlich länger wüst bleiben und für die Kultur
erobert werden, wie die Metidja und die Gegend von Sidi-bel-
Abbes, deren Fieber ebenso verderblich waren, und dann wird sich
wohl ein Theil der Hoffnungen verwirklichen,. welche der Admiral
Gueydon an die Gründung von Akbou knüpfte.
Zehntes Kapitel,
Bougie.
!Verwundert blickten wir um uns, als wir dem engen Rumpel- kästen entstiegen. Hatte uns irgend eine neckische Fee an den
Südfuss der Alpen und an einen der oberitalienischen Seen versetzt?
Vor uns lag eine weite, tiefblaue Wasserfläche, ringsum
von mächtigen Bergen eingefasst, deren Schneekuppen im ersten
Morgensonnenschein erglänzten. Keine Welle regte sich in dem
weiten Becken und nur die grossen Seeschiffe am Ufer verriethen
dass es zum Mittelmeerö gehöre. Auf senkrecht abfallendem Kalkfelsen
liegt eine maurische .Citadelle, und daran schliesst sich am
steilen Ahhange der Stadt in üppigem Grüh'zerstreut, von Palmen
und gewaltigen Laubbäumen beschattet , überragt von dem
mächtigen Gouraja, der in schwindelnder Höhe ein Fort trägt.
Ich kenne keine zweite Stadt am ganzen Mittelmeere, welche einen
ähnlich freundlichen und lieblichen Eindruck macht, wie die
alte Königsstadt, die rechtmässige Hauptstadt Algeriens, die nur
durch einen Züfall ihrer Stellung beraubt wurde. In der geschu z-
ten Bucht , fast dem einzigen wirklichen Naturhafen zwisc en
Karthago und Mers el Kebir, hatten schon die Phönizier eine
Niederlassung, die Karthager eine ihrer Metagomtenstadte un
vom römischen Saldae liefen Strassen aus sowohl nach beiden
Seiten der Küste entlang, als auch nach Setif und Konstantine^
In Saldae schlug der siegreiche Vandalenkönig Gensench seine
Residenz auf, bis ihm die Eroberung von Karthago gelang aber
l l v der Niederwerfung d e r Vandalenherrschaft »ehernen auch hier
die wilden Bergstämme die Anarchie benutzt zu haben um die
gehasste Zwingburg niedersnbrechen. Saldae vemrhwmdet aus de
Geschichte und erst 1067 n. Chr. nimmt E» N.acer g f ^ § |
len den Gohr,ja ‘ wieder ab und gründet f t ® k = < H j g g g
die er „ach seinem Nanren E„-Nac»na nennt, dre aber in Vo
munde stete Senk el Bedsch’aia heisst oder emtach B e f a h l
nach dem Kabylenstamme, dem d"er Berg gehörte und u
sen Schutze auf dem Jül Barük, der Ebene hinter dem Htadtberge,
seit Urzeiten der grosse Markt der Kabylen «ibghhalteMworden
war. Gegen solche tausendjährige Gewohnheit komm
der Wille eines orientalischen Despoten nicht auf un er a y-
lische Name ist der Stadt geblieben, denn Bougie ist g j g | f §
Verstümmelung von Bedschaja. Beinahe vier Jahrhunderte blüh
die Maurenstadt trotz ewiger Bürgerkriege und ,^ ectselnder
• Schicksale. Als die berberischen Hammaditen hier residmten, hatte,
es in seinen 24 Quartieren, die sich hoch am Gouraja hmauf-
zoo-en, 20 000 Häuser, und Edrisi erzählt Wunderdinge von der
Pracht und dem Reichthum seiner Bewohner. Die Katalanen die
Genuesen, die Pisaner, die Amalfitaner, die Gaetaner und die Prp-
venzalen hatten hier ihre Fonduks wnd trieben einen gewinnbringenden
Handel mit dem reichen Lande. Auch die
nische Wissenschaft blühte in einem Grade, dass die Sta
Namen Mekka 6s Sr eir a, Kleinmekka, führte, ein Ruhm, den
besonders Sidi et Tuat i , ein Zeitgenosse EnNacers, begrün
dete. Als dann die Spanier die Mauren immer mehr aus der lbe
rischen Halbinsel herausdrängten und die Flüchtlinge nun en
Krieg aufs Meer verlegten und die Piratenfahrten begannen, wurde
auch Bougie ein Hauptsitz der Seeräuber Sein Reichthum
nahm damit noch ungeheuer zu, aber als schliesslic un er
el Aziz die Sache zu arg wurde, sandte Ferdinand der. Katholische