schon ein paar Oasen bewässert hat und eine hübsche Menge organischer
Stoffe aufgelöst enthält. Seit einigen Jahren hat man
eiuen anderen frisch von denAures herabkommenden Bach gefasst
und zur Oase geleitet; dort wird das Wasser in einem hochgelegenen
Reservoir etwas geklärt, für das Hotel noch einmal filtrirt,
und doch bleibt es immer noch eine Flüssigkeit von zweifelhafter
Färbung und verdächtigem Geschmack, die ohne Zusatz von Wein
oder Spirituosen nur durch längere Gewohnheit geniessbar wird.
Die Brunnen in- der Oase sind alle mehr oder minder salzig,
auch einige Bäche in der Umgegend führen salziges Wasser.
Mit dem schlechten Trinkwasser stehen natürlich die ungünstigsten
Sanitätsverhältnisse im engsten Zusammenhänge. Biskra
ist für die französische Armee ein gefürchteter Platz; die
Garnison wird jährlich gewechselt und die Dienstzeit doppelt gezählt.
Typhus, Dysenterie und bösartige Fieber sind sehr häufig;
neben ihnen wird am meisten die ungefährliche, aber entstellende
Krankheit gefürchtet, welche unter dem Namen Clou de Bishra
bekannt ist. Sie besteht aus einer- langsam verlaufenden Geschwürsbildung,
welche boshafter Weise ihren Sitz mit Vorliebe
auf dem Gesichtserker oder auf der Mitte der Wangen nimmt und
nach Jahre langer Dauer zu einer hässlichen Narbe führt. Diese
Krankheit befällt indess nur die sich längere Zeit in Biskra aufhaltenden
Europäer, Touristen haben von ihr nichts zu befürchten.
In sofern ist der »Nagel von Biskra« anständiger als die ganz
ähnliche »Blume von Aleppo«, welche im ganzen inneren Kleinasien,
in Aleppo nicht nur, sondern auch- in Antiochia, Diarbekir,
Mosnl, Bagdad und bis nach Jspahan hin vorkommt und auch
Fremde bei ganz kurzem Aufenthalt befällt, ja sogar' die Hunde
nicht" verschont. Die Ursache ist noch vollkommen räthselhaft,
aber allem Anschein nach hängt die Krankheit mit dem schlechten
Trinkwasser zusammen. *) Sie soll in Biskra neuerdings- weniger
häufig geworden sein, doch begegneten uns Soldaten, deren Gesicht
furchtbar entstellt war.
Zeitig am Morgen rückten wir aus, begleitet von dem Hotelführer,
einem Jungen aus el Kantara, der ganz geläufig französisch
*) P-etermann (Reise in den Orient, vol. II p. 8), der den b o ut o n
d’Al ep aus persönlichster Erfahrung kennen lernte, möchte die Ursache
nicht im Wasser, sondern in.dem schlechten unreinen Erdsalz suchen, das
in allen befallenen Gebieten angewendet wird.
sprach. Der Himmel war bedeckt, die Temperatur erhob sich den
ganzen Tag nicht über 30° G., während sie am Tage vorher 10°
mehr betragen hatte. Zunächst besahen wir den dem Hotel gegenüberliegenden
öffentlichen Garten, in dessen Bewässerungsgräben
sich Melanopsis maroccana in Masse findet. Dann gingen wir
nach dem berühmten Garten des Herrn Landon. Derselbe befindet
sich jenseits einer Schmalen Wüstenzone, welche für die
Bewässerung zu hoch , liegt. Auf unser Klopfen öffnete ein etwas
schläfrig" aussehender Eingeborener und schickte sich an, uns mit
der ganzen Gleichgültigkeit eines öfficiellen Cicerone, der noch
obendrein kein Trinkgeld zu erwarten hat denn etwas anzunehmen
ist allen Dienern aufs Strengste verboten — durch den
Park zu führen. Aber kaum hatte er bemerkt, dass wir denn
doch ein ganz anderes Interesse an den Pflanzen nahmen, als die
gewöhnlichen Touristen, da war mit einem Schlag alle Schläfrigkeit
verschwunden und er entpuppte sich zu meiner Ueberraschung
als ein durch und durch tüchtiger Kunstgärtner, der seine sämmt-
lichen Pfleglinge mit den botanischen Namen kannte und mir
ganz genau sagen konnte, welche Seltenheiten der Garten - in
Hamma nicht habe. So wurde die Stunde im Landon sehen Garten
äusserst lehrreich für mich. Zwar findet man hier bei weitem
nicht den Artenreichthum des Acclimatisationsgartens, aber an
Schönheit der Anlage und namentlich an sorgsamer Pflege steht
dieser Garten viel höher; es'war Alles so sauber und gut gehalten
wie in dem besten französischen Park. Es gilt Herrn Landon
offenbar nicht darum, hier möglichst viel Arten zu vereinigen,
sondern zu erproben, welche tropische und subtropische Gewächse
sich zur Anpflanzung in den Saharaoasen eignen; gar manche
Pflanze, die in dem milden Küstenklima Algiers ausgezeichnet
gedeiht, ist hier gar nicht angepflanzt worden oder
bald wieder eingegangen. Die . Hauptmasse und den wichtigsten
Charakter des Gartens bilden dariim die Dattelpalmen, von
deren 60 Spielarten eine gute Anzahl hier gepflanzt wird; Exemplare
in allen Grössen sind so angeordnet, dass sie die reizendsten
Gruppirungen und Durchblicke bieten. Ausserdem sah ich an
Palmen nur noch ein paar 'schöne fruchttragende Gocos flexuosa,
Latania borbonica, einen jungen, aber schon blühenden Sabal
Adansonn und Ckamaerops excelsa; daneben sehr schöne Cycas
revoluta. Ferner ist ein reiches Sortiment von Akazien vorhanden ;