unter den Kindern sah man kaum hier und da ein Mädchen, und
dann konnte man unschwer erkennen, dass es nur faute de mieux
hier erschien, weil kein Junge da war. Als wir aber am Abend
noch einmal nach Halfaouin gingen in der Hoffnung auf ein ganz
besonders interessantes Treiben, wurden wir enttäuscht; es war still
und öde, wie sonst immer und nur vor einem Cafe sass eine An ga/hl
Maureö und horchte den Klängen einer Musik, in der wir freilich
trotz allen Bemühens keine Melodie erkennen konnten. Der Ramadan
war vorbei, Tunis legte sein Alltagsgewand wieder an.
Auch uns hatte der Beiram die gewünschte Erlösung gebracht,
die sichere Kunde, dass am 26. Juli endlich ein Schiff
nach Böne und P o r t Ve n d r e s abgehen werde. Noch einmal
trafen wir uns mit unseren deutschen Freunden im Hotel Gigino;
Krieger übernahm meine Naturalienkisten, die ich einer eventuellen
Desinfektion nicht aussetzen wollte, zu gelegentlicher Spedition,
und am 26. Juli waren wir Nachmittags fünf Uhr an Bord
der »Ville d’Oran*. Ein wilder Nordwest versprach nicht viel
Gutes und in der That, als der andere Morgen anbrach, lagen
wir vor l.a Cal le, statt im Hafen von Böne, das wir erst um
elf Uhr erreichten. Nach wenigen Stunden ging es weiter; Scirocco
wehte am Lande, aber im Norden blitzte es und kündete an, was
auch kam, einen wüthenden Mistral, der uns gerade entgegenstand.
Den ganzen Tag kamen wir kaum voran; das Schiff
musste jede Welle quer durchschneiden, so dass die Schraube alle
Augenblicke frei in der Luft schwebte und nur mit halber Kraft
gefahren werden durfte, sollte nicht die Maschine brechen. In der
Nacht wurde es noch toller, wir wurden bis an die Balearen getrieben
und der Kapitän sah sich genöthigt, das Nothsteuer einsetzen
zu lassen. Gegen elf Uhr Morgens kam Land in Sicht; es sollten
die Pyrenäen sein, aber die Bergformen kamen mir gar bekannt
vor, und richtig, es war der katalonische Monsenis und wir
befanden uns fast in der Breite von Barcelona. Aber nun gab
uns die Küste Schutz und wir kamen rasch voran; Kap S. S e-
ba s t i a n wurde umfahren, dann Kap Craux, und endlich erschienen
die Pyrenäen und die schmale Einfahrt von P o r t Vendr'es
mit den weissen Häusern im Hintergründe. Der Lootse kam an
Bord; um fünf Uhr lagen wir im Hintergründe des seeartigen
Hafens Unmittelbar am Quai und um halb sechs betraten wii, unbehindert
durch die Quarantäne, wieder den Boden Europas.
A n h a n g I.
Liste der von Hrn. Dr. med. W. Kobelt in Algerien und
Tunisien gesammelten Kriechthiere.
Von
Dr. O. Boettger.
Die nachfolgend verzeichneten Reptilien und Amphibien
wurden theils eigenhändig von Herrn Dr. W. Kob e it in Algerien
und Tunis erbeutet, theils stammen sie aus einer Sendung
des Herrn F. Micel i in Tunis, der uns die meisten der aufzuführenden
tunisischen Arten in uneigennützigster Weise zum Geschenk
gemacht hat, theils endlich befanden sie sich in einer
Suite von Herrn L. F i s c h e r in Biskra gekaufter algerischer
Sachen.
Alle genannten Stücke befinden sich im Museum der Sencken-
bergischen Gesellschaft; mehrere derselben waren für unsere
Sammlung neu.
Betreffs der. schon früher in Algerien von Herrn Dr. Kobelt
gesammelten Arten verweise ich auf Ber. Senckenberg. Ges.
1880—81, p. 145—147.
I. Reptilien.
Schlangen.
l ._Corönel la cu cu l l a t a Geoffr. 1827.
Dume r i l -Bi b r o n , Erpet. gener. Bd. 7, p. 926; J a n , Iconographie d
Ophid. Lief. 19, Taf. 1, Fig. 3c (Psamjnopbylax).
Biskra, Prov. Konstantine (Kobelt), 1 Stück.
Praeocularen 1—1; Postocularen 2—2; Supralabialen 8—8,
4. u. 5. in den Augenkreis tretend; Temporalen jederseits 1 + 2.
Schuppenformel: Squ. 19; G. 5, V. 187, A. 1/1, Sc 49/49.