die dadurch in grosse Verlegenheit kamen. Die Bäche fliessen
heute noch geradeso von den Aurés herunter, und eine einheimische
Bevölkerung — den Europäern sagt das überaus rasch wechselnde,
im Winter rauhe, im Sommer glühend heisse Klima nicht zu —
würde heute gerade noch wie früher ganz günstige Bedingungen
für die Ansiedelung finden. Sie müsste nur sorgsamer, als heute
von den Franzosen geschieht, mit dem vorhandenen Wasser umgehen.
Das französische Dorf Lambessa liegt etwa eine Viertelstunde
hinter dem Zuchthausgebäude; es nimmt trotz seiner ziemlichen
Ausdehnung nur einen kleinen Theil des Ruinenfeldes ein
und machte uns nicht gerade den Eindruck fröhlichen Gedeihens,
obschon der Boden fruchtbar und reichlich bewässert ist.' Wir
gingen durch es hindurch und erstiegen eine dahinterliegende Höhe,
um einen Ueberblick über die ganze Ruinenstätte zu gewinnen.
Dann trennten wir uns; Dr. Petersen wünschte einen der höheren
Rücken zu ersteigen, um wo möglich einen Ueberblick über die
Aurés nach dem - Hochgipfel des Scheliah" hinüber zu gewinnen,
wir blieben in dem von mehreren frischen Bächen durchrauschten
Thalgrunde, um zu sammeln und nebenbei die Ruinen zu betrachten.
Die Ausbeute an Schnecken war nicht sonderlich reichlich,
nur die weiter nach Westen hin nur lokal vorkommende
Helix melanostoma Drp. fanden wir in ziemlicher Anzahl, dafür
aber zahlreiche Käfer und ganz besonders viel Schmetterlinge.
Gegen Mittag kehrten wir an einem Thorbogen vorbei, dessen
einfach schöne Verhältnisse ihn selbst in Rom Beachtung finden
lassen würden, nach dem Dorf zurück, fanden aber unsren-Gefährten
noch nicht vor und gingen darum nach dem Frühstück
noch einmal hinüber nach der anderen Thalseite, um die Zinnenkrone
eines der niederen Hügel zu inspiciren. Auch hier suchten
wir anfangs vergeblich, aber im letzten Augenblicke — um vier Uhr
ging der Omnibus nach Batna zurück — entdeckten' wir noch
ein paar Exemplare der seltenen Helix púnica Morelet und als
wir zum Café zurückkehrten, hatte Petersen von der anderen Seite
ausser einigen interessanten Versteinerungen ein paar typische
Exemplare von Helix massylaea Morel. mitgebracht, Grund genug,
um uns zu bestimmen, -bei der Rückkehr von Biskra noch ein
paar Tage an Batna und Lambessa zu wenden.
Gegen Abend kam wieder das gewohnte Gewitter, aber es
zog rasch und ohne viel Regen vorbei, und nachher klärte sich
der Himmel so auf, dass wir für den folgenden Tag schönes
Wetter erwarten konnten, wie wir es für eine Besteigung des
majestätischen P ic des Cèdres brauchten. Ich hatte zwar keine
sonderliche Lust, auf die steile Spitze des dritthöchsten Berges
in Algerien hinaufzuklettern, aber Freund Petersen, der Präsident
des deutsch-östreichischen Alpenklübs, konnte unmöglich an ihm
vorübergehen, und so machten wir uns am 27. Mai ziemlich zeitig
auf den Weg, begleitet von einem Eingeborenen Namens Brahim,
der den Weg zur Spitze wissen sollte und den nöthigen Proviant
trug. Meine Frau zog.es glücklicher Weise vor, im Hôtel zu
bleiben, obschon Schwarz die Entfernung his zu den Cedern nur
auf fünf Kilometer angibt und behauptet, man höre die Löwen
vom Berge deutlich in Batna brüllen; wir waren denn doch schon
zu vertraut mit dem Süden, um die Entfernung bis zum Fusse
des Berges auf weniger als das Doppelte zu taxiren, und das
schien nach der Tour am Tage vorher ein wenig zu viel. Ich
behielt auch Recht, wir brauchten trotz tüchtigen Ausschreitens
fast zwei Stunden, bis wir den Eingang des Thaies erreichten,
das sich um den vorspringenden Cedernpik. herum ins Massiv des
Tuggur hineinzieht, und noch eine gute Stunde mehr bis zu den
ersten Cedern. Der das Thal durchströmende Bach lag unten
vollkommen trocken, aber er musste ein paar Tage früher arg
getobt haben, denn fast einen Meter höher lagen Massen zusammengeschwemmten
Genistes, über die ich natürlich gleich herfiel,
in der Hoffnung eine recht reiche Ernte an kleinen Schnecken
zu machen. Aber ich fand absolut nichts; und auch die langgezogenen
Felsrücken, welche ganz den »Zeugen« bei Boghar
(cfr. p. 119) glichen, erwiesen sich völlig schneckenleer. Damit
war für mich die Hoffnung auf einen guten Erfolg dieser Exkursion
verschwunden, und ohne uns länger mit Suchern an den
Hängen des Piks aufzuhalten, schritten wir weiter thalauf.
Eine halbe Stunde höher liegt eine von vier Förstern bewohnte
Ansiedelung. Einer demselben lud uns freundlichst ein,
bei ihm einzutreten und uns etwas zu erquicken. Wir gaben
uns natürlich sofort als Deutsche zu erkennen, aber das that
seiner Freundlichkeit keinen Eintrag, und er bedauerte nur, dass
gerade Posttag sei und O O er uns darum nicht durch, die Cedernwälder
begleiten könne. Mein Taschenaneroid erregte seine ganze
Aufmerksamkeit/und gerne hätte er es mir abgekauft, ich konnte