lichter umsonst, wohl aber- fand ich in ziemlicher Menge eine
grössere Hyaline, die nur hier yorkommt, aber ich konnte trotz
allen Nachsuchens kein lebendes Exemplar entdecken. Das Suchen
hatte freilich für mich noch besondere Schwierigkeiten, da meine
Brille bei der ziemlich hohen Temperatur der Höhle alsbald anlief,
und es ist recht gut möglich, dass sich trotzdem blinde Höhlen-
thiere hier finden.
Wir hielten uns nicht allzulange in der Grotte auf. Der
Aufstieg war bei der Wärme nicht sonderlich angenehm, doch
kamen wir ohne jedes unangenehme Abenteuer wieder in der
oberen Halle an, deren gewaltige Dimensionen unsere nun an
die Dunkelheit gewöhnten Augen bei dem matten durch eine
Spalte einfallenden Lichte jetzt auch ohne Magnesiumdraht erkennen
konnten. Ziemlich erhitzt und über und über mit gelbem Lehm
bedeckt langten wir endlich wieder im Tageslicht an, wo meine
Frau, die mittlerweile eine reiche Ausbeute am Schnecken gemacht
hatte, uns. doch einigermassen ängstlich erwartete. Die Höhlenfahrt
hatte immerhin zwei gute Stunden in Anspruch genommen.
Zu einer Besteigung des Thayagipfels, der 1390 m über dem
Meere Hegt, war es leider zu spät, wenn wir nicht oben über
Nacht bleiben wollten. Die Aussicht war auch ohnehin schon
vom Eingang der Höhle aus schön genug, freilich nur nach Norden
hin, wo wir weit in das Berggebiet zwischen Bone und Philippe-
ville hineinblicken konnten. Hier sind noch ausgedehnte Wälder
und in ihnen halten sich die letzten Löwen von Konstantine;
noch vor zwei Jahren hatte sich eine Familie in der Nähe gezeigt,
aber die Löwin war erlegt worden und der Wittwer hatte der
ungastlichen Gegend Valet gesagt. Wildschweine sind häufig, den
Panther bemerkt man nur selten. Der Thaya mit seinem unzugänglichen
Kalkfelsen ist ein Lieblingsaufenthalt der grossen Raubvögel.
. Ein junger Lämmergeier sass trübselig auf dem Hofe;
er war vor wenigen Tagen flügellahm geschossen worden, versprach
aber sich wieder zu erholen. Auch der grosse Königsgeier ist
nicht selten; Herr Medevielle hatte Jahre lang einen gehabt, der
vollkommen zahm war, oft weite Ausflüge machte, aber immer
wieder zurückkam. Die Leute sind hier oben in der trostlosen
Einsamkeit —■ von dem nur im Winter bewohnten Bad abgesehen,
ist Guelma der nächste civilisirte Platz -—■ förmlich gezwungen,
sich mit der Natur zu beschäftigen. So besass einer der Arbeiter
einen gezähmten Wil'deber, der in Gesellschaft eines Hundes überall
frei herumlief, aber zum Fressen regelmässig in seinen Stall kam.
Der Erzreichthum des Thaya war schon den Römern bekannt,
wie verschiedene Inschriften am Eingang der Höhle beweisen.
Man findet auch noch die Stellen, , wo sie die reichsten Stöcke
herausgeräumt haben, und Herr Medevielle bewahrt verschiedene
Lampen, die an solchen Stellen gefunden wurden. Es ist aber
immer noch Erz genug vorhanden; der ganze Berg scheint von
Antimon durchdrungen, das sich besonders an den Berührungsstellen
zwischen dem Kalkstein und dem Schiefer ausgeschieden
hat. Auch die Tropfsteine enthalten Antimon und dem Erzgehalt
ist es wohl zuzuschreiben, dass die Schneckenfauna am Berge
nicht so reich. war, wie wir gehofft hatten. Herr Medevielle hatte
die Güte, mir eine reiche 'Serie von Erzvorkommen für unser
Museum zu überlassen; von den spärlichen Versteinerungen, die
mir dem Jura anzugehören schienen, konnte er leider keine Doub-
letten abgeben.
Erst als wir unbedingt nicht mehr länger bleiben konnten,
sagten wir unseren Gastfreunden ein herzliches Adieu und eilten.
Zum Thal hinab. Wir kamen vom Weg ab, aber bergab hatte
das nicht viel zu sagen, sahen - wir doch unser Ziel unter uns.
Als ,wir an einem Araberdouar vorbeigingen, stürzten wie immer
die Hunde auf uns los, aber diesmal mit ihnen eine grössere
braune Kreatur, die ganz gefährlich aussah, bis sie sich als ein
Kalb entpuppte, das mit seinen Spielkameraden gegen uns ansprang.
Wat deiht man nich per Kompagnie! Die Hunde waren
übrigens hier stärker und grösser als am Dschurdschura, ebenfalls
spitzartig, aber mit. längerem'Schwanz-und hübscher Fahne; sie
scheinen sehr geschätzt zu werden; unten am Fluss begegneten
uns ein paar Frauen, die irgendwo junge Hunde geholt hatten,
«und sie' zärtlichst auf dem Arme trugen. Auch in dem Wirths-
haus am Bahnhof, wo wir ein ganz leidliches Abendessen erhielten,
hatten sie ein prachtvolles Exemplar, leider blind. Aus der Rasse
wäre etwas zu machen, ich bedauerte nur, dass ich nicht ein
junges Pärchen mitnehmen konnte,
Auf dem Bahnhof unterhielt uiis der Vorsteher mit den
merkwürdigsten Löwengeschichten, die wir mit gebührender Andacht
aufnahmen; er mag sie auf der einsamen Station selten genug
an den Mann bringen können, war aber ehrlich genug, sie,