Felswand in ein Becken hinunter, welchem von der anderen Seite
her auch der Abfluss der Mühle in einer schäumenden Kaskade
zuströmt. Viel wasserreicher scheint der Rummel nie zu sein,
sonst wäre die niedere Brücke über das Hauptrinnsal in der
Mitte, die doch einem lebhaften Verkehr dient,7 länOg st weOgogerissen
Seit Jahrtausenden schon stürzt das Wasser hier über den
1 elsenrand, aber es hat nur eine schmale, kaum 2— 3
Fuss tiefe und ebenso breite Kerbe in die scharfe Kante
geschnitten; man erschrickt, wenn man überlegt, wieviel
Jahrtausende bei ähnlich langsamem Vorschreiten verflossen
sein müssen, bis die ganze Rummelschlucht gebildet war.
Gegenüber am Hang liegt eine Fischerhütte und sind ein paar
Fischernetze ausgespannt; in dem übelriechenden Wasser lebt eine
Barbe,*) deren Fleisch freilich hier nicht sonderlich wohlschmeckend
sein mag. Ein paar Feigenbäume beschatten die
Fischerhütte und ein danebenliegendes zerfallenes% Gurbi, in dem
ein Einsiedler haust, darüber ist der ganze Abhang mit Kaktus
und Aloe bedeckt. Auf den Steinplatten des Rummelbettes kann
man bequem bis unter der ersten natürlichen Brücke durch und
zu dem Wehr Vordringen, das die Wasser in den Mühlgraben
ablenkt, bei kleinem Wasser kann man überhaupt die. ganze
Rummelschlucht bis zur Kaskade am Eingang passiren, an einigen
Stellen freilich nur mit Hülfe von Leitern, aber da die Schlucht
ausser den Abfällen- der Gerbereien auch allen sonstigen Unrath
der Stadt aufnimmt, ist die Promenade nicht gerade sehr
appetjttlich.
Der schauderhafte Geruch trieb uns bald weiter. Noch
einige hundert Schritte läuft der Pfad in den Fels gehauen am
Abhang gegenüber weiter, dann führt er in ein üppiges Gehölz,
welches das Badeetablissement von S id i Me cid beschattet. Das
Thor des Hauptbaderaums stand offen und zeigte uns ein halbkreisförmiges
Bassin von ca. 40 Meter Durchmesser, das man ab*)
Barbus Callensis, Cuv. ^ Algerien ist auffallend arm an , ächten
Flussfischen; ausser Barhe und Aal findet man nur im Oued Zhaur zwischen
Stora und Collo eine Forellenart, Salmo mcicrostigma. In den Teichen und
Kanälen der Metidja hat man neuerdings mit Erfolg unseren Karpfen angesiedelt.
Ein Haupthinderniss für die künstliche Fischzucht sind die
'Wasserschildkröten, welche die junge Brut wegfangen. — Ausser dem oben
genannten Maifisch geht auch noch der gemeine Mület, Mugil cephalus, in
die Flüsse hinein.
gelassen hatte und eben sorgsam von Schlamm reinigte. Der
Besitzer des Bades, Herr Ledoux-Drot , war gerade zugegen
und empfing uns sehr freundlich; von den Arbeitern erhielten
wir in Menge eine sonst erst in J den lauen Gewässern der Oasen
vorkommende Schnecke, Melania tuberculata L. — Herr Ledoux
führte uns bereitwilligst in seinem Etablissement herum, Badegäste
fanden wir bei dem kalten Wetter noch keine vor und so
konnten wir ungenirt alle Bäder beaugenscheinigen. Ausser dem
grossen Herrenschwimmbade, das wir zuerst gesehen und in
Welches sich ein förmlicher Bach warmen Wassers ergiesst, stark
Og enugo ,* um es trotz seiner Ausdehnucn?*g auf ca.'30° C. zu erhalten,
sind noch eine Anzahl kleinerer vorhanden, alle von
eigenen Quellen gespeist, deren Durchschnittstemperatur 33° C.
beträgt. Sie liegen alle auf einem ganz kleinen Raum zusammen.
Ein ganz wunderbares Plätzchen ist das Damenbad; niemals ist
mir eine Stelle vorgekommen, die so ganz den Eindruck eines
Nymplienheiligthums macht. Ein riesiger Feigenbusch, dicht an
den Fuss des Felsens angedrückt, überschattet mit seinen grossen
glänzenden Blättern ein Becken, das, zur Hälfte von dem Felsen
überdeckt, ganz wie eine natürliche Grotte aussieht. Ein wunderbar
klares, leicht bläulich schillerndes Wasser erfüllt es; mau erkennt
jedes Steinchen auf dem Grunde und muss sich erst durch
Messen überzeugen, dass die Tiefe 1 ik m beträgt; die Felsen,
aus früher durch die Quelle abgesetztem Tuff bestehend, lassen
keine Spur von Bearbeitung erkennen, die Grotte verdankt offenbar
ihre Bildung mehr der Quelle, als der Menschenhand, und
emporrankende Schlingpflanzen und aus den Spalten nickende
Farrnkräuter vollenden die Täuschung, als habe man es hier mit
einer reinen Naturbildung zu thun.
Aber nur die Französinnen benutzen diese köstliche Naturbadewanne;
die eingeborenen Damen ziehen ein paar kleine,
ganz im Felsen liegende Wasserbecken, die von einer anderen
Quelle gefüllt werden, vor. Auch diese sind durch Herrn Ledoux erweitert
und bequemer gemacht worden, aber benutzt werden sie
schon seit alten' Zeiten und an sie besonders knüpft sich der
Nanu; des Heiligen Sidi Mecid. Hierhin kommen die Maurinnen
und Jüdinnen immer in derselben Angelegenheit, in welcher allein
im Orient die Frauen Wallfahrten unternehmen, um nämlich
Kindersegen zu erflehen. Vor der Thüre der Grotte, die sie Sour