Flamboyer des Indes, die Poinciana, sein. Ueberall kamen die
Bewohner aus den Feldern, die Hacke auf der Schulter oder mit
ihren Gespannen, eine ächte Bauernbevölkerung, wie man sie sonst
in Algerien nicht findet. Die Eingeborenen treten hier ganz zurück,
nur zur Ernte kommen Kabylen, sonst sind die Tagelöhner
ausschliesslich Sicilianer oder Kalabresen, die sich meistens soviel
zusammenscharren, dass sie sich ein kleines Gütchen kaufen können,
und dann dauernd im Land bleiben. Wie in Oran der Spanier,
so dominirt hier auf dem Lande der Italiener, und die Rücksicht
darauf war nicht der schwächste unter den Beweggründen, welche
zur Besetzung .von Tunisien führten. Gerade wie eine Koloni-_
sirung Marokkos durch Spanien den französischen Besitz in Oran
ernstlich bedrohen würde, *) so hätte auch eine Besitznahme
Tunisiens durch Italien in Böne secessionistische Gelüste erweckt,
die in dem Jahrhundert der Nationalitätentrennung vielleicht nicht
unbedenklich gewesen wären. Es ist ein schwerer Irrthum anzunehmen,
dass Franzosen, Spanier und Italiener sich, weil alle drei
zu den romanischen Nationen gerechnet, auch rasch miteinander
verschmelzen würden. Ist denn der Franzose überhaupt ein Romane?
Das kann doch am Ende nur für den Südfranzosen, den
Provemjalen und Gascogner behauptet werden, vielleicht auch noch
für den Savoyarden und den Auvergnaten, die Abkömmlinge der
vorkeltischen Bewohnerschaft, aber der Mittel- und Nordfranzose,
der Sprössling einer Mischung von Deutschen und Kelten, steht
doch wahrhaftig in jeder Beziehung dem Germanen näher wie
dem Romanen. Darum verliert der Deutsche auch so rasch unter
Franzosen seine Nationalität und schon die zweite Generation ist
kaum mehr zu erkennen. Die ganze Sonderung beruht ja doch
nur darauf, dass die Söhne Ludwigs des Frommen in Verdun die
Grenzen ihrer Länder von Nord nach Süd und nicht von Ost nach
West legten. Spanier und Italiener - dagegen verschmelzen mit
den Franzosen viel schwerer und trotz aller Freundschaftsbetheuerungen
der Politiker existirt zwischen den Völkern ein tiefer,
*) Ich bin in Algerien mehrfach von Franzosen im vollsten Ernste gefragt
worden, oh der Besuch des Kronprinzen am Hofe von Madrid nicht
den Zweck habe, Spanien die Provinz Oran als Preis für ein Bündniss gegen
Frankreich anzubieten. Dass Tunis und Böne einmal als Rompensatiohsob-
jekt gegenüber Italien verwendet werden könnten, habe ich von Franzosen
wie von Italienern nicht selten aussprechen hören.
achter Hass, viel giftiger und viel fester eingewurzelt, wie der
nur auf politischen Vorgängen beruhende zwischen dem Franzosen
und dem Deutschen. Wer die drei Stämme in Algerien, wo sie
unter- und durcheinander wohnen, genauer beobachtet hat, wird
das bestätigen.
Die Sonne war schon unter, als wir, dem hier schon vom
Meere gestauten und dadurch breit und wasserreich erscheinenden
Seybouse entlang fahrend, Böne erreichten, wo uns das Hö t e l
de Commerce, .eins der besten Häuser in Algerien, aufnahm.
Am anderen Morgen machten wir alsbald eine Exkursion nach
den Flanken des Edough, von dessen prächtigen Waldungen
leider an dieser Seite wenig mehr übrig ist, kehrten aber mit fast
leeren Händen zurück, denn der Berg besteht aus Gneiss und
Sandstein, auf denen sich Schnecken nur ganz vereinzelt finden.
Auch eine Mittagsfour in der Richtung des Cap de Ga r de &
das uns als nur 5 Kilometer entfernt angegeben wurde, aber
mindestens 15 km weit ist — lieferte sehr geringe Ausbeute, gab
uns aber Gelegenheit, den wunderbaren Aufschwung zu sehen, den
gerade diese Gegend durch das Wüthen der Phylloxera in Südfrankreich
nimmt. Noch vor drei Jahren reichte der Buschwald
bis an die Landthore von Böne, nur in dem ersten Thalwinkel
an der Küste lagen ein paar Wirthshäuser. Jetzt reiht sich
6—8 km weit Villa an Villa, alle von Weinbergen umgeben, und
die Kultur steigt immer höher an den Flanken des Edough hinauf;
die Terrainspekulanten haben Millionen verdient, aber auch die
Käufer hüben, wenn die Phylloxera nicht herüberkommt, alle Aussicht,
reich zu werden. Ein ganz reizendes Besitzthum liegt
vielleicht 6 km von der Stadt in der Mündung eines Thälchens;
üppige Oelbäuine und Weinberge bekleiden die Abhänge, die
Thalsohle nimmt eine vorzüglich gedeihende Orangenpflanzung
ein, durch querlaufende Cypressenhecken gegen die Stürme geschützt,
die mitunter mit furchtbarer Wuth vom Edough herabbrausen.
In einem solchen Eckchen liesse es sich als Einsiedler —
oder richtiger Zweisiedler — schon aushalten, und ich wundere
mich nur , dass nicht mehr reiche Leute sich solche wunderbare
- Fleckchen, deren es am Mittelmeer so viele gibt, in Paradiese
umwandeln.
Böne rühmt sich, die freundlichste und am_meisten europäische
Stadt in Algerien zu sein, und das mit Recht, obschon dem Touristen