rasch zugenommen. *) Da reicht natürlich selbst die emsigst betriebene
Gartenkultur nicht mehr aus und nach allen Richtungen
hin quillt die Bevölkerung aus den Bergen hinaus, theils um durch
Handarbeit und Tagelohn Verdienst zu suchen, theils um als
Khrammes, als Pächter auf Antheil — den italienischen Me-
t a t i er e entsprechend - ein Stück Land zu bebauen. Könnte
die Regierung ihren kabylischen ünterthanen wirklich trauen, so
wären sie ein ausgezeichnetes Kolonisationsmaterial, aber so muss
sie eher suchen, ihre Ausbreitung zu verhindern und zu verhüten,
dass die mit schweren' Kosten gegründeten Kolonien in ihre
Hände gerathen.**) Wie lange das noch möglich sein wird, lässt
sich nicht bestimmen, eine Nothlage wird und muss sich herausbilden,
denn in den Handwerken, welche die Kabylen seither
noc betrieben und welche ihnen einen Nebenverdienst lieferten
wird nach und nach die Konkurrenz der europäischen Industrie’
immer fühlbarer und nur die wunderbare Bedürfnisslosigkeit des
Bergkabylen gestattet ihm überhaupt noch die Existenz. Der
Kabyle ist wie der Spanier und der Sicilianer, von Haus aus
massig und gibt, auch wenn er wohlhabend wird, nicht viel für
seinen Leib aus, lässt sich auch nicht leicht zu Excessen in Essen
8 ÜS 9 °l)en 6rWähnt’ die Amins> der Kleischvertheilung wegen
nach in welche nach der Geburt eingetragen wird und in denen auch Bdie |vo rKüibnedr geshoefonrdt
fläässLigr, “wiie imn girUgennrddn ’e i-nSeiDmd eduireo pAäDisgcahbeenn S’t*aa*te . dfe BCTÖlker^ -o z u **)
Noch im vorigen Jahrhundert suchten sich Ahtheilungen von Kabylen
stammen, wenn ihre Heimath überfüllt war, neue Wohnsitze iT oft ganz
entlegenen Gebieten; so die Mouzaia am Rande der Metidja, die aus dem
kamen; äuch die Bewohner von Sokna erzählten Rohlfs, dass ihre Vorfahren
aus Marokko eingewandert seien. Aehnliche Vorgänge werden sich
wie erholen müssen und die französische Regierung würde klug thun die
Leitung der Uebersiedelung selbst in die Hand zu nehmen
und Trinken verleiten, selbst wenn er es umsonst haben kann
Auch das ist wieder ein scharfer Unterschied vom Araber. Auch
dieser ist massig, wenn er wenig hat, und lebt lieber so knapp a s
möglich, anstatt dass erarbeitet; kann er es aberhaben, so schlingt
er in sich hinein, was hineiugeht, auch wenn er nachher, w.e eine
vollgefressene Boa Constrictor, Tage lang unbeweglich liegen muss
Dagegen stellt der Kabyle an seine Wohnung, so einfach
sie ist, andere Anforderungen wie der Araber,«dem sein Zelt genügt.
Sein Gurbi ist ein solider Steinbau, meist mit einem
Ziegeldach, allerdings ohne Fenster, ohne Stubendecke und mit nur
einer Abtheilung im Inneren;, die niedere Mauer, die Menschen
und Vieh trennt, heisst kahylisch Bank; eine runde Vertiefung
büdet die Feuerstelle, der Boden ist ein Lehmestrich.. Es is
aber immer eine feste Wohnstätte, die ihn vor Wind und Wetter
schützt; er pflanzt, wenn irgend möglich, Bäume in die Nahe
und wenn er kann, sucht er auch das Innere einigermassen auszuschmücken.
Das ist für alle Berber charakteristisch; selbst in
dem armen Bergdorf Ar round fand Hooker die Thurpfosten
mit geometrischen Mustern von Halbmonden, Rauten und Dreiecken
verziert. Die Arabesken der Alhambra sind berbenschen
Ursprungs. Auch Kleidung und Sattelze'ug verziert der Berber
gern, der Araber nur das letztere.
Im denkbar-schärfsten Gegensatz zu den arabischen stehen
die Eigenthumsverhältnisse der Kabylen. Der einzelne Araber
hat kein Grundeigenthum; das ganze Gebiet, auf welchem ein
Stamm nomadisirt, ist gemeinsames Stammeseigenthum (m elkh),
und auch bei den Ackerbau treibenden Stämmen wird den einzelnen
Familien alljährlich das Land angewiesen, das sie bebauen
können. I m Berberlande dagegen ist, die Mechmel (Gemeiude-
wälder) ausgenommen, auch nicht das kleinste Stückchen herrenlos
; alles ist Privateigenthum (ä r c h), und so furchtbar zersplittert,
dass ein einzelner Oelbaum oft eine ganze Anzahl Herren
hat und häufig die Bäume auf einem Grundstück anderen Eigen-
thümern gehören wie, der Grund und Boden. Daraus ergeben
sich unzählige Servitute und die verwickelsten Rechtsverhältnisse,
aber sie sind durch das geheiligte Herkommen so minutiös geordnet,
dass verhältnissmässig nur selten Streitigkeiten entstehen.*)
*) Ganz ähnliche Verhältnisse herrschen nach Rohlfs in der Oase
Sokna. Die dortigen Einrichtungen, obschon auf derselben berbenschen